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Kampfjet-Ausbildung für die Ukraine? Macron macht überraschende Ankündigung


"Es gibt keine Tabus"
Macron macht Ukraine überraschendes Angebot

Von dpa, afp, cc, ne

Aktualisiert am 16.05.2023Lesedauer: 4 Min.
1240802109Vergrößern des BildesEin Pilot im Cockpit einer F-16 (Symbolbild): In Frankreich sollen ukrainische Flieger in dem Kampfjet ausgebildet werden. (Quelle: Evrim Aydin/Anadolu Agency/getty-images-bilder)

Im TV verkündet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Bereitschaft zur Ausbildung ukrainischer Kampfpiloten. Liefert sein Land bald auch Flugzeuge?

Frankreich ist nach Darstellung von Präsident Emmanuel Macron offen für die Ausbildung ukrainischer Piloten auf seinem Staatsgebiet. Die Ausbildungsprogramme könnten sofort beginnen, sagte Macron dem Fernsehsender TF1. Auf eine Frage nach dem Training für ukrainische Piloten auf französischen Jets antwortete er: "Es gibt keine Tabus."

Macron sagte im Interview, man werde der Ukraine weitere Munition und weiteres Material liefern. Außerdem wolle man bei der Ausbildung der Truppen helfen und Kanonen und Fahrzeuge reparieren.

"Wir haben die Tür geöffnet, um ukrainische Piloten auszubilden", sagte der französische Präsident. "Die Ausbildungen können ab jetzt losgehen." Mehrere europäische Länder seien zu dem Schluss gekommen, dass es nun notwendig sei, mit der Schulung zu beginnen. Auf die Frage, ob Frankreich auch Kampfjets liefern werde, antwortete er: "Nein, ich habe nicht von Flugzeugen gesprochen."

Ukraine rechnet mit "Kampfjet-Koalition"

Auch Großbritannien hat nach Angaben eines Regierungssprechers keine Pläne, der Ukraine Kampfjets zu liefern. Hintergrund sei, dass die Ukraine angedeutet habe, sie würde lieber F-16-Jets bekommen, sagt der Sprecher von Premierminister Rishi Sunak. "Es gibt keine Pläne dafür", antwortet er auf die Frage, ob Großbritannien Kampfflugzeuge in die Ukraine schicken würde.

Ein F-16-Kampfjet (Archivbild): Der ukrainische Außenminister fordert Deutschland auf, mit der Ausbildung von Piloten zu beginnen.
Ein F-16-Kampfjet. (Quelle: IMAGO/Michalis Karagiannis / Eurokinissi)

Kampfjet F-16

Das US-amerikanische Kampfflugzeug hat eine Rumpflänge von 15 Metern und eine Flügelspannweite von circa neun Metern. Es kann Geschwindigkeiten von bis zu 2.100 Kilometer pro Stunde erreichen.

"Die Ukrainer haben beschlossen, ihre Piloten auf F-16 auszubilden, und Sie werden wissen, dass die RAF diese nicht einsetzt", sagt der Sprecher mit Blick auf die Royal Air Force – die Luftstreitkräfte Großbritanniens.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte nach einem Treffen mit Sunak gesagt, er habe mit dem britischen Premierminister eine Lieferung von Kampfjets durch westliche Staaten besprochen. "Wir wollen eine Kampfjet-Koalition bilden", so Selenskyj. In nächster Zeit gebe es einige "sehr wichtige Entscheidungen". "Aber wir müssen noch ein bisschen mehr daran arbeiten."

Sunak sagte in diesem Kontext, es gebe Gespräche mit den internationalen Partnern über die weitere Unterstützung für die Ukraine. Doch wenn Frankreich und Großbritannien zwar ausbilden, aber nicht liefern wollen: Welche Staaten kommen dann für eine Lieferung von Kampfjets, insbesondere jener des Typs F-16, überhaupt infrage?

Erste Länder offen für Lieferung

Neben der US-Luftwaffe sind auch mehrere europäische Länder im Besitz von F-16-Kampfjets. Hierzu zählen unter anderem Norwegen, Belgien, die Niederlande und Dänemark.

Zumindest die beiden letzteren Nationen zeigten sich zuletzt offen für eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine. Erst Anfang Mai berieten sich die beiden Länder mit Großbritannien dazu. Die Lieferung von F-16-Kampfjets sei "kein Tabu", sagte Premier Mark Rutte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem belgischen Premier Alexander De Croo.

Eine Einigung sei dabei noch nicht erzielt worden. Doch das sei eine Frage der Zeit, sagte Rutte zuversichtlich. Der Premier verwies auf internationale Debatten über die Lieferung von Panzerhaubitzen und Leopard-Panzern an die Ukraine. "So etwas kostet eben Zeit. Aber jetzt sind die Panzerhaubitzen in der Ukraine. Und die Leopard II werden geliefert."

USA befürchten Eskalation

Das Herstellerland USA hingegen hatte sich bislang geweigert, Kampfjets an die Ukraine zu liefern. Schon im März 2022 äußerten die USA sich skeptisch, als Polen angedeutet hatte, seine Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 indirekt an die ukrainischen Streitkräfte übergeben zu wollen. Um die Jets nicht direkt an die Kriegspartei zu liefern, sollten die Flugzeuge zuerst an die USA überstellt werden, die sie wiederum in einem zweiten Schritt der Ukraine zur Verfügung stellen sollten.

Dieser Vorstoß wurde damals von den USA abgelehnt. Washintons Haltung hat sich seitdem nicht verändert: US-Präsident Joe Biden ist weiter gegen die Lieferung von US-Kampfjets an die Ukraine, obwohl die US-Streitkräfte bereits seit März ukrainische Piloten an F-16 ausbildet.

Dabei haben die USA durchaus umfangreiche und überzählige Bestände an älteren Kampfflugzeugen – inklusive eines großen Flugzeug-Schrottplatzes auf der Luftwaffenbasis Davis-Monthan in Arizona, wo Militärmaschinen ausgeschlachtet werden. Bei den älteren Flugzeugtypen wie etwa den geforderten F-16-Kampfjets könnte es wohl möglich sein, die Instandsetzung auf dem freien Markt einzukaufen. Ersatzteile sind in großer Zahl vorhanden.

Auch Deutschland hält sich zurück

Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich in der Debatte um Kampfjet-Lieferungen ebenfalls zurückhaltend. Deutschland habe der Ukraine sehr viel geliefert; gerade was die Luftverteidigung betreffe, seien dies sehr moderne Waffen, sagte der Kanzler am Wochenende: "Das ist das, worauf wir uns als Deutsche jetzt konzentrieren."

Auch die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat die Lieferung von deutschen Kampfjets an die Ukraine erneut abgelehnt. Sie sehe keinen Tornado und keinen Eurofighter über dem ukrainischen Luftraum, sagte die FDP-Politikerin am Dienstag im Deutschlandfunk.

"Das hat schlicht was mit der Reichweite der Maschine zu tun, mit der Komplexität der Ausbildung". Die Lieferung von anderen Flugzeugtypen wie etwa sowjetischen MiGs oder F-16-Kampfjets aus US-Produktion hält Strack-Zimmermann hingegen für hilfreich.

Selenskyj: "Kehren mit neuen Verteidigungspaketen zurück"

Auch wenn die Kampfjet-Skepsis im Westen weiter hoch ist, zog Selenskyj nach seiner Tour durch Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien ein positives Fazit. "Wir kehren mit neuen Verteidigungspaketen nach Hause zurück: mehr Munition, stärkere Waffen für die Front, mehr Schutz für unsere Leute, mehr politische Unterstützung", fasste der 45-Jährige die Reise in einem im Zug aufgezeichneten Video am Montag zusammen.

"Wir wollen diese Jet-Koalition schaffen, und ich bin sehr positiv gestimmt", so der ukrainische Präsident. Er erwarte, dass diesbezüglich in nächster Zeit "sehr wichtige Entscheidungen" fallen werden. Von welchem Land er sich diese Entscheidungen erhofft, sagte er nicht. "Wir müssen noch ein bisschen daran arbeiten."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenuren dpa und AFP
  • bundeswehr.de: "F-16 FIGHTING FALCON"
  • t-online.de: "Erhält die Ukraine erstmals Langstreckenwaffen?"
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