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Aktienrente: "Wir wollen die Rente für alle Ewigkeit finanzieren"


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Geplante Aktienrente
"Wollen die gesetzliche Rente für alle Ewigkeit finanzieren"


Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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"Das ergibt eine ideale Absicherung im Alter": Florian Toncar, Staatssekretär im Finanzministerium, im t-online-Interview. (Quelle: t-online)

Wer im Alter genug Geld haben will, kommt um eine private Vorsorge kaum herum. Der Staat könnte den Deutschen dabei künftig unter die Arme greifen, erklärt Finanzstaatssekretär Florian Toncar.

Die gesetzliche Rente steht auf tönernen Füßen. Besonders die 2030er-Jahre werden Experten zufolge zur Herausforderung. Der Grund: der demografische Wandel, der zur Folge hat, dass weniger junge Arbeitnehmer die Bezüge von immer mehr Rentnern über das Umlagesystem finanzieren müssen.

Umso größer ist deshalb die Bedeutung des privaten Vermögensaufbaus, wie auch Florian Toncar (FDP) weiß. Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium erklärt im Interview anlässlich des Deutschen Publikumspreises Finanzen von t-online, wie er und sein Chef Christian Lindner (FDP) die Deutschen bei der Altersvorsorge unterstützen wollen – und warum die sogenannte Aktienrente bislang noch auf sich warten lässt.

t-online: Herr Toncar, warum ist der private Vermögensaufbau fürs Alter so wichtig?

Florian Toncar: Wir haben ein System mit gesetzlicher Rente oder Beamtenpensionen und auch der betrieblichen Altersvorsorge und als dritten Baustein die private Altersvorsorge. Alles zusammen gibt dann eine ideale Absicherung im Alter und damit Freiheit, finanzielle Eigenständigkeit und auch die Möglichkeit, sich im Alter etwas leisten zu können und auch schöne Dinge machen zu können. Und das, finde ich, ist unglaublich wichtig, dass man da frühzeitig für sorgt. Alterssicherung beginnt immer frühzeitig, egal wie man sie organisiert, und das gilt natürlich auch für die private Altersvorsorge.

Sie haben kürzlich ein Altersvorsorgedepot vorgeschlagen, für das es staatliche Förderungen geben soll. Wie genau könnte das funktionieren?

Ein Altersvorsorgedepot wäre ein Wertpapierdepot, das man einrichtet auf seinen eigenen Namen ganz persönlich und in das alle möglichen Wertpapiere rein können, also beispielsweise ETFs oder Fonds und nach meiner Meinung auch Einzeltitel. Das bleibt dann dort liegen, das Geld kann man also dann nicht ständig rausziehen oder für andere Dinge benutzen.

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Berlin, Deutschland 6. September 2022: 49. Sitzung des Deutschen Bundestags - 2022 Im Bild: Florian Toncar, PSt Bundesfinanzministerium, (FDP) am Rednerpult Deutscher Bundestag Berlin *** Berlin, Germany 6 September 2022 49 Session of the German Bundestag 2022 In the picture Florian Toncar, PSt Federal Ministry of Finance, FDP at the lectern German Bundestag Berlin Copyright: xFotostandx xReuhlx (Quelle: IMAGO/Fotostand / Reuhl/imago-images-bilder)

Florian Toncar (FDP), geboren 1979, ist parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen unter Minister Christian Lindner (FDP). Der studierte Jurist war bereits zwischen 2005 und 2013 Bundestagsabgeordneter für die Liberalen und zog 2017 abermals ins Parlament ein, wo er sich unter anderem im Wirecard-Untersuchungsausschuss einen Namen machte. Toncar ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Man muss das liegen lassen, man kann natürlich umschichten, man kann dazu investieren, das kann man alles machen – aber das Depot wird im Grunde bis zum Alter vorgehalten. Und wenn man dann ins Rentenalter kommt, kann man über das Depot und über das Vermögen, das dort angespart worden ist, eben auch verfügen, kann sich zum Beispiel eine Rente auszahlen lassen.

Das ist die Idee, und das würde bedeuten: Wir schaffen es, dass man Altersvorsorge machen kann, individuell, so wie man das gerne selber möchte, aber eben auch mit günstigen Produkten, wenn man möchte. Man hätte da sehr viel Freiheit und man könnte das Altersvorsorgedepot – und das wäre auch richtig – genauso fördern, wie wir die heutigen Riester-Produkte fördern. Also für Menschen mit geringerem oder mittlerem Einkommen auch mit Zulagen und für alle anderen mit den entsprechenden steuerlichen Regelungen.

Damit verbunden ist ja auch der Gedanke, dass man an den höheren Renditechancen an den Märkten teilhaben kann. Zugleich heißt natürlich höhere Rendite auch immer ein höheres Verlustrisiko. Wie soll das die ängstlichen Deutschen überzeugen?

Wir werden vorschlagen, dass wir weiterhin auch Produkte mit Garantien haben in Deutschland, die man auch wählen kann, also wer kein Verlustrisiko haben will, der muss dann ein Produkt mit Garantien wählen. Wer keine Garantien haben will, wer mehr Risiko bereit ist einzugehen, der könnte dann über das Altersvorsorge-Depot auch anlegen. Es wird also weiterhin beides geben – auch für die vorsichtigeren Anleger wird es ein Angebot geben.

Aber es ist ja sehr gut und untersucht, auch wissenschaftlich, dass man vor allem bei einem ausreichend langen Anlagehorizont bei einem gut diversifizierten Aktienportfolio eigentlich mathematisch nahezu kein Verlustrisiko mehr hat. Und insofern geht es sicherlich auch um Aufklärung, um finanzielle Bildung, darum, den Menschen die Vor- und Nachteile von Garantien, also von Sicherheit, aber eben auch von Produkten ohne Garantien und mit mehr Renditechancen aufzuzeigen. Und dann muss am Ende wirklich jeder seine Entscheidung treffen, was zu ihnen passt.

Ich finde, Garantien haben auch ihre Berechtigung, aber sie haben auch einen Preis. Man verzichtet dann auf Rendite, und da sind Menschen unterschiedlich, und das ist auch in Ordnung so.

Um einen langfristigen Anlagehorizont geht es auch bei der Aktienrente, die jetzt "Generationenkapital" heißt. Sie soll noch in diesem Jahr starten, heißt es. Wann kommt denn das Gesetz, und wann wird der erste Euro angelegt?

Wir haben das Generationenkapital ausgearbeitet. Die Idee ist, dass die gesetzliche Rente einen Kapitalstock bekommt, der Jahr für Jahr weiter befüllt wird, weiter wächst und der zunächst einmal auch wachsen darf, der sich aufbauen darf, der größer werden darf – und der erst in den 2030er-Jahren genutzt werden soll, um dann die gesetzliche Rente zu entlasten und zu verhindern, dass die Beiträge weiter steigen.

Die 30er-Jahre sind in der gesetzlichen Rente die herausforderndste Zeit, einfach aus demografischen Gründen. Da wollen wir etwas Langfristiges machen, was jetzt nicht in den nächsten zwei, drei Jahren schon wieder eingesetzt wird, sondern wirklich kontinuierlich wächst. Und das ist schon etwas, was man sehr gründlich konzipieren muss. Deswegen laufen die Gespräche in der Bundesregierung auch noch, weil es da einfach viele Facetten auch noch zu beleuchten gibt.

Aber das Ziel ist in der Tat, wirklich ein langfristiges neues Finanzierungsinstrument für die gesetzliche Rente zu schaffen, das an den Kapitalmärkten anlegt, das Kapitalmarkt-gestützt ist, global aufgestellt ist, global diversifiziert investiert – um damit die gesetzliche Rente eben dauerhaft, wenn man so will, eigentlich für alle Ewigkeit anders zu finanzieren und auch breiter, stabiler zu finanzieren als heute.

Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Toncar.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Florian Toncar am 22. September 2023
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