t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesWirtschaft

Kartoffeln: Ernte verfault – Werden Pommes jetzt teurer?


Felder zu nass
Verband warnt vor Preisanstieg bei Pommes


Aktualisiert am 12.12.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 0365085891Vergrößern des Bildes
Beliebte Beilage: Pommes könnten wegen einer schwachen Kartoffelernte bald deutlich teurer werden. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun/imago-images-bilder)

Regen, Regen, noch mehr Regen: Viele Kartoffeln werden dieses Jahr auf den Äckern liegenbleiben, an der Agrarbörse sind die Preise so hoch wie seit 14 Jahren nicht. Was heißt das für die Verbraucher?

Zu nass, zu kalt, die Felder verschlammt: Viele Kartoffeln bleiben dieses Jahr wohl auf den Äckern liegen, können nicht mehr rechtzeitig geerntet werden. "Der Zeitraum für die Ernte war zu kurz, um alle Kartoffeln unter guten Bedingungen zu ernten und zu lagern", schreibt der Verband der westeuropäischen Kartoffelerzeuger (NPEG) in einer Mitteilung und warnt: Kartoffeln werden teurer. Wie konnte es dazu kommen?

Der Verband vertritt die Kartoffelbauern in den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Deutschland. In den vier europäischen Ländern sei die Ernte zunächst gut angelaufen. 45 Tonnen Kartoffeln konnten die Landwirte pro Hektar in der zweiten Sommerhälfte ernten, knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kommt ein Anstieg der Ackerfläche für Kartoffeln. Eigentlich gute Nachrichten. Dennoch könnten beliebte Kartoffelprodukte der Deutschen bald teurer werden.

1,4 Millionen Tonnen Kartoffeln bleiben auf den Feldern liegen

Weiter schreibt der Kartoffelverband: "Bisher scheinen etwa 22,2 Millionen Tonnen geerntet worden zu sein. Es befinden sich noch etwa 1,4 Millionen Tonnen auf den Feldern. [...] Ein Teil der Ernte ist definitiv verloren."

Grund dafür sind die häufigen Regenfälle seit Oktober. Insbesondere der Norden Frankreichs, Belgien und die Niederlande seien stark betroffen. In den Niederlanden wurden wohl 15 Prozent der Kartoffeln noch nicht geerntet, in Belgien sind es elf Prozent. Die Nässe lässt die Kartoffeln verfaulen, wenn sie zu lange im Boden liegen. Der Matsch auf den Feldern macht es Landwirten gleichzeitig schwerer, mit den Maschinen auf die Äcker zu fahren, um die Kartoffeln zu ernten. Deshalb werden wohl viele Erdäpfel im Boden bleiben müssen. Mehr dazu lesen Sie hier.

In Deutschland ist die Ernte ebenfalls leicht rückläufig: 10,7 Millionen Tonnen Kartoffeln holten deutsche Landwirte in diesem Jahr aus der Erde, knapp drei Prozent weniger als 2022. "Besonders der kalte und nasse Frühling sowie geringe Niederschläge im Sommer führten, verglichen mit dem Vorjahr, zu einer geringen Ernte mit verminderter Qualität", erklärte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vor knapp einem Monat.

Preis so hoch wie seit 14 Jahren nicht

Gleichzeitig bleibe die Nachfrage nach Kartoffeln hoch, schreibt der Verband. Die Folge von knapperem Angebot und hoher Nachfrage: "Innerhalb weniger Wochen stiegen die Preise für den freien Markt von acht Euro auf 20 Euro pro einhundert Kilogramm." Außerdem gebe es "keinen Grund, warum die Preise langfristig sinken sollten".

Hierzulande ist der Preis noch höher: An der Leipziger Energiebörse EEX, an der auch Agrarprodukte gehandelt werden, liegt der Preis für Kartoffeln bei 32 Euro für einhundert Kilo – der höchste Preis seit 14 Jahren, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Vor einem Monat lag der Kartoffelpreis noch bei 24 Euro, vor genau einem Jahr konstant unter 25 Euro.

"Es sind genug Kartoffeln für alle da"

Schlechte Nachrichten, die Experten hierzulande allerdings nicht allzu stark beunruhigen. "Es sind genug Kartoffeln für alle da", sagt Gerald Burgdorf, der Kartoffelbeauftragte der niedersächsischen Landwirtschaftskammer der "Zeit". "Die Kartoffeln, die feststecken, sind nicht die Speisekartoffeln. Die haben wir rechtzeitig ernten können. Es sind vor allem Industrie- und Stärkekartoffeln."

Deutschland ist Kartoffel-Exporteur. Die Landwirte ernteten in der vergangenen Saison laut Bundeslandwirtschaftsministerium 147 Prozent dessen, was hierzulande überhaupt verbraucht wird. Auch wenn der sogenannte Selbstversorgungsgrad sinkt (drei Prozent weniger als im Vorjahr), liegt er immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Von den Ernteausfällen in den westlichen Nachbarländern ist Deutschland im Zweifel weniger betroffen.

Auch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein gibt Entwarnung. "Die Ernte für Frischkartoffeln war vor der Nässe bereits abgeschlossen und in Sicherheit", sagt Karsten Hoeck t-online. Er geht davon aus, dass 97 Prozent der Kartoffeln in Schleswig-Holstein bereits geerntet sind. Allerdings gab es teilweise Probleme bei der Ernte von Saatkartoffeln, was kommendes Jahr zu Knappheiten führen könnte.

Chips und Pommes werden ab Frühjahr wohl teurer

Das heißt: Für die Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt ist der Kartoffelvorrat gesichert. Probleme gibt es eher für die Industrie, die Kartoffeln zu Chips, Pommes frites oder Stärke verarbeitet, sowie für die Gastronomie, die ihre Kartoffeln über den Großhandel bezieht.

Das werden die Deutschen also auch bald am Preis im Supermarkt und Restaurant spüren – allerdings frühstens im Frühjahr kommenden Jahres. "Weihnachten ist deshalb nicht betroffen", sagt Experte Burgdorf der "Zeit".

Denn die höheren Preise für Kartoffeln an der Börse gelten nicht sofort, sondern für die Lieferung ab April. Dann werden sich – wenn die Industrie die Teuerung an die Kunden weitergibt – Preissprünge bemerkbar machen, insbesondere für Chips, Kartoffelsalat aus dem Kühlregal und Pommes frites, von denen die Deutschen seit Jahren mehr und mehr essen. Schleswig-Holsteins Kartoffelexperte Hoeck sagt t-online: "20 Prozent Preisaufschlag sind bei den Industriekartoffeln möglich."

Anders als in anderen europäischen Ländern sinkt in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln. Wir Deutschen essen 54 Kilogramm Kartoffeln im Jahr, seit 1990 ist der Verbrauch um fast ein Drittel zurückgegangen. Allerdings nimmt der Anteil an Frischkartoffeln ab (16 Kilogramm pro Jahr) und der Anteil an Kartoffelerzeugnissen weiter zu (38 Kilogramm). Das liegt vor allem daran, dass die Deutschen nach der Corona-Pandemie wieder häufiger auswärts essen. Dann bestellen Gäste als Beilage gern Pommes oder Kroketten, die kommendes Jahr teurer werden dürften.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website