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GDL-Streik: Reisende sehen auch die Politik in der Verantwortung


Streikwelle in Deutschland
Reisende genervt: "Alles ist durcheinander"

Von Monja Stolz

12.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der Hauptbahnhof in Berlin ist am Dienstag fast menschenleer. (Quelle: IMAGO/Olaf Schuelke)

Heute wird erneut gestreikt. Sowohl Zug- als auch Flugverbindungen fallen aus. Einige Reisende sehen für das Durcheinander die Verantwortung bei der Politik.

Die Anzeigetafel im Berliner Hauptbahnhof gibt auf den ersten Blick keine Hinweise auf den Bahnstreik. Kein einziges "Zug fällt heute aus"-Banner steht am rechten Bildschirmrand. Auf den zweiten Blick fällt jedoch auf, dass nur die Züge angezeigt werden, die heute fahren. Unten am Bildschirmrand ein Hinweis: "GDL-Streik!" Nur ein Fernverkehrszug wird den Berliner Hauptbahnhof in der nächsten Stunde verlassen.

Die Touristen Gabriel M. und seine Frau versuchen, einen dieser seltenen Züge zu erwischen. Sie wollen seine Familie in Nürnberg besuchen, dafür sind sie extra aus Texas angereist. Doch von Anfang an schien alles schief zu gehen. Zunächst wurde ihr Flug von Houston wegen des Lufthansa-Streiks verlegt. Auch heute streikt das Lufthansa-Personal wieder. Danach gab es eine Menge Stress mit den Umbuchungen der Hotels und jetzt das: Auch die GDL-Mitarbeiter streiken. Nach nur kurzer Vorwarnung.

"Alles ist durcheinander"

Gabriel M. und seine Frau sind Opfer einer der Streikwellen, die Claus Weselsky in der vergangenen Woche angedroht hatte. Die GDL möchte künftig immer wieder deutlich kurzfristiger angekündigt streiken, um ihre Forderung nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für die Gewerkschafts-Mitglieder durchzusetzen.

"Alles ist durcheinander", sagt der Texaner auf Englisch. "Heute Morgen hatten wir Angst, dass wir gar nicht mehr nach Nürnberg kommen." Deutschland wirke auf ihn zurzeit "etwas unorganisiert".

"Die Politik hat nicht genug in die Deutsche Bahn investiert"

Die Verantwortung für das aktuelle Durcheinander sieht der Berliner Harald M. bei der Politik: "Seit der Ampelregierung hat sich die Versorgung der Menschen verschlechtert." Auch Albert K. ist an diesem Streiktag am Berliner Hauptbahnhof unzufrieden: "Die Regierung macht keine Politik fürs Volk." In Deutschland funktioniere so gut wie nichts mehr. Der 31-Jährige befürchtet, dass in einigen Jahren alles kollabiere.

Video | Bahn kassiert Niederlage – der nächste Streik läuft
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Quelle: Reuters

Ganz so düster sieht es eine Touristin aus Hannover nicht. Doch auch sie ist unzufrieden mit dem Status quo: "Die Politik hat jahrelang nicht genug in die Deutsche Bahn investiert." Die Bahnhöfe seien heruntergekommen, die Züge veraltet und das Schienennetz nicht ausreichend ausgebaut, beklagt sie. "Die Politiker sagen immer, wir sollen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, aber tun nichts dafür."

Sie und ihre Tochter werden nun einen Zug des Notfallfahrplans nehmen. Noch fürchten sie die "außergewöhnlich hohe Auslastung", vor der die Bahn-App heute bei den meisten Verbindungen warnt. Dennoch ist ein ICE nach Leipzig nicht einmal halbvoll, als er den Bahnhof von Gleis 1 verlässt. "Die Leute trauen sich gar nicht erst herzukommen, wenn der Zug doch im letzten Moment ausfällt", vermutet ein Bahnmitarbeiter. Eigentlich darf er nicht mit der Presse sprechen.

Nicht nur Bahnreisende leiden unter den Streiks

Neben den Zehntausenden Zugreisenden sind auch Gastronomie und Einzelhändler in den Bahnhöfen betroffen. Die Waren in den Auslagen der Bäckereien stapeln sich. Heute kommen nur vereinzelt Kunden, um eine Brezel oder ein belegtes Brötchen zu kaufen. Ein Mitarbeiter der Bäckerei-Kette "Kamps" bestätigt, dass sich die Auswirkungen der Streiks beim Kassensturz am Abend bemerkbar machen.

Pink P., Mitarbeiterin eines Asia-Imbisses, setzt an solchen Tagen auf die Stammkunden der anliegenden Unternehmen. "Die Touristen mit den Koffern kommen heute nicht", sagt die 28-Jährige. Nur jene, die am Bahnhof gestrandet sind, suchen vereinzelt einen Imbiss auf. So auch Texaner Gabriel M. und seine Frau, schließlich müssen sie rund drei Stunden am Hauptbahnhof warten, bis ihr Zug endlich fährt.

Verwendete Quellen
  • Vor-Ort-Recherche am Berliner Hauptbahnhof
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