Motorradbauer KTM steht vor Rettung "Als würde ein Zementsackl vom Herzen fallen"

Der österreichische Motorradbauer KTM erhält die erhoffte Finanzierungszusage. Damit könnte die drohende Zerschlagung abgewendet werden.
Der insolvente Motorradhersteller KTM hat eine entscheidende Hürde in seinem Sanierungsverfahren genommen. Nach Angaben von Pierer Mobility und KTM liegt eine Finanzierungszusage über 600 Millionen Euro vor. Damit könne die geforderte Barquote von 30 Prozent bis zum Stichtag am 23. Mai bedient werden, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Quelle ist die Unternehmen selbst.
Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigte dem österreichischen Fernsehsender ORF, dass ihm die Zusage schriftlich vorliege – mit Datum vom Dienstag. Um den Konkurs abzuwenden, muss das Geld fristgerecht bei ihm eingehen. Aktuell steht die Produktion im Werk Mattighofen in Oberösterreich jedoch still. Lieferengpässe infolge der Insolvenz behindern den Betrieb.
Suche nach Investoren dauerte Monate
KTM hatte Ende November 2024 Insolvenz angemeldet. 3.850 Gläubiger – darunter 1.250 Banken und Lieferanten sowie rund 2.600 Mitarbeitende – forderten laut Kreditschutzverein KSV rund 2,2 Milliarden Euro. Bereits im Dezember hatte Mutterkonzern Pierer Mobility die Investmentbank Citigroup mit der Suche nach Geldgebern beauftragt. Lange war unklar, ob das Vorhaben rechtzeitig gelingt.
Laut Medienberichten soll der indische Miteigentümer Bajaj ein Darlehen von 566 Millionen Euro aufgenommen haben – abgesichert durch JPMorgan Chase, DBS Bank aus Singapur und die Citigroup. Ob Bajaj tatsächlich die fehlenden Mittel aufbringt, wurde bislang nicht offiziell bestätigt.
Erleichterung bei Geschäftsführung und Belegschaft
KTM-Chef Gottfried Neumeister zeigte sich in einem schriftlichen Statement erleichtert: "Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken." Laut Neumeister sei die Geldzusage ein "Meilenstein für die Stabilisierung und den strategischen Neustart der KTM AG – insbesondere für unsere MitarbeiterInnen, Kunden, Händler, Partner, Lieferanten und die gesamte KTM-Community".
Auch die Politik in Oberösterreich sieht die Entwicklung positiv. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) bezeichneten die Zusage als wichtigen Schritt zur Sicherung von Arbeitsplätzen im Innviertel.
Weiterhin viele offene Fragen
Unklar ist jedoch, wie sich die Finanzspritze auf die Eigentümerstruktur der KTM AG auswirkt. Derzeit gehört das Unternehmen vollständig der Pierer Mobility AG. Diese wiederum ist zu gut 74 Prozent im Besitz der Pierer Bajaj AG, einem Joint Venture zwischen der Pierer Industrie AG und Bajaj Auto.
Laut Gewerkschaftschef Andreas Stangl sei es nun wichtig, wie es mit dem Standort und den Arbeitsplätzen weitergehe. "Es ist, als würde einem ein Zementsackl vom Herzen fallen", sagte er dem ORF. Besonders hebt er das Engagement der Belegschaft hervor, die durch Kurzarbeit zur Stabilisierung beigetragen habe.
Gericht muss noch zustimmen
Ende Februar hatten die Gläubiger dem Sanierungsplan mehrheitlich zugestimmt. Sobald das Geld eingegangen ist, muss das Landesgericht Ried im Innkreis die Quote noch bestätigen. Der Kreditschutzverband rechnet mit Auszahlungen an die Gläubiger in der zweiten Junihälfte. Laut KSV wäre eine Zerschlagung wirtschaftlich ungünstiger – dabei käme es nur zu einer Quote von rund 15 Prozent.
An der Wiener Börse sorgte die Finanzierungsnachricht für Bewegung. Die Pierer-Mobility-Aktie legte am Dienstagmorgen um weitere 11,3 Prozent zu. Schon am Vortag war der Kurs nach ersten Berichten über das Bajaj-Darlehen um rund 20 Prozent gestiegen.
- ooe.orf.at: "KTM: Erleichterung über Finanzierung"
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