Nach Rekordpreisen 2024 Darum wird Olivenöl jetzt wieder günstiger

Nach hohen Lebensmittelpreisen können Verbraucher nun aufatmen. Eine bessere Ernte sorgt für sinkende Preise bei einem beliebten Produkt.
In den vergangenen Jahren konnten Verbraucher nahezu zusehen, wie die Preise für Lebensmittel im Supermarkt in die Höhe schnellten. Dafür gab es verschiedene Gründe: Globale Krisen wie Covid-19, der Ukraine-Krieg, die Inflation sowie Ernteausfälle infolge klimatischer Veränderungen führten zu steigenden Lebensmittelpreisen – so auch beim ohnehin schon teuren Olivenöl. Allein im vergangenen Jahr verteuerte sich Olivenöl laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt um gut ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr.
Doch nun gibt es gute Nachrichten: Die Preise könnten bald wieder sinken. Der Grund dafür liegt in einer Entspannung der Lage in den Anbaugebieten innerhalb der EU in der aktuellen Erntesaison 2024/25. Nach mehreren schlechten Jahren wurde laut Schätzungen der EU-Kommission zuletzt rund 39 Prozent mehr Olivenöl produziert.
Ernteausfälle durch Klimawandel
Der größte Anteil entfällt dabei auf Spanien. Dort leidet der Anbau jedoch seit Jahren unter den Folgen des menschengemachten Klimawandels. Besonders hohe Temperaturen im Frühling und Sommer führten in den vergangenen Jahren zu Dürren und massiven Ernteausfällen.
Auch die Qualität des Öls litt unter den erschwerten Bedingungen. In Deutschland wird überwiegend Olivenöl der höchsten Güteklasse "nativ extra" verkauft. Nach EU-Vorgaben dürfen solche Öle keine geschmacklichen Fehler aufweisen. Rückblickend stellte die Stiftung Warentest jedoch fest, dass einige Öle diese Anforderungen nicht erfüllten und daher eigentlich nicht unter diesem Label hätten verkauft werden dürfen. Das bedeutet: Verbraucher zahlten teilweise mehr Geld für schlechtere Qualität.
Damit soll nun Schluss sein. In letzter Minute rettete der Regen in den Hauptanbauregionen Spaniens und Griechenlands die diesjährige Ernte. Eine anhaltende Dürre hatte den Früchten im Sommer zugesetzt, doch der Regen im November ließ die Oliven groß und prall werden, steigerte den Ölertrag und verbesserte die Qualität.
Verbraucher profitieren
Davon sollen nun auch die Verbraucher profitieren. Beim Discounter Aldi sind bereits deutliche Preisunterschiede zu erkennen: Während im Herbst 2024 eine Flasche Olivenöl der Eigenmarke Bellasan noch 8,99 Euro kostete, ist sie mittlerweile für bis zu drei Euro weniger erhältlich.
Auf Anfrage des "Spiegels" erklärte der Lebensmittelhändler Rewe, dass man bis Februar 2025 noch Olivenöl aus den vorangegangenen Problem-Ernten verkauft habe – zu zuvor festgelegten Preisen. Seit Februar befinde sich Öl aus der aktuellen Ernte im Sortiment, weshalb sich Preissenkungen erst ab diesem Zeitpunkt bemerkbar machen. Im Vergleich zum August 2024 sei der Preis des "ja!"-Olivenöls inzwischen um rund 37 Prozent gesunken. Auch andere Händler wie Lidl und Edeka bieten Olivenöl wieder zu deutlich niedrigeren Preisen an.
Experte: Kleinbauern in Gefahr
Infolge der hohen Preise war der Konsum von Olivenöl in den vergangenen zwei Jahren stark rückläufig. Laut Daten des International Olive Council sank der Verbrauch um 28 Prozent – viele Kunden wichen auf andere Öle aus. Die aktuellen Preissenkungen sollen nun helfen, diesen Trend umzukehren. Laut Silvan Brun, der in der Schweiz das Kompetenzzentrum für Olivenöl evoo ag betreibt, könnte bereits eine moderate Preisreduktion ausreichen, "um die zuletzt eingebrochene Nachfrage nach Olivenöl wiederzubeleben".
Was für Verbraucher erfreulich ist, stellt für Olivenbauern jedoch eine ernste Herausforderung dar: Nach Angaben der EU-Kommission erhalten spanische Produzenten für Olivenöl der höchsten Qualitätsstufe "nativ extra" derzeit durchschnittlich 3,70 Euro pro Kilogramm. Laut Experte Brun lassen sich zu diesen Preisen nur noch moderne, superintensiv bewässerte Plantagen wirtschaftlich betreiben.
Der traditionelle, nicht bewässerte Olivenanbau – der weiterhin mehr als zwei Drittel der spanischen Anbaufläche ausmacht – sei hingegen nicht mehr rentabel. Brun warnt: "Es besteht die Gefahr, dass zahlreiche Kleinbauern ihre Olivenhaine aufgeben."
- spiegel.de: "Warum Olivenöl jetzt wieder günstiger wird" (kostenpflichtig)