t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesVerbraucher

Private Altersvorsorge: Warum Frankreichs PEA-Modell so erfolgreich ist


Private Altersvorsorge
So geht Sparen auf Französisch

MeinungVon Leon Bensch

22.05.2025 - 10:24 UhrLesedauer: 4 Min.
Paar sitzt in einem französischen CaféVergrößern des Bildes
Paar im Pariser Café: Frankreich zeigt mit kluger Aktienvorsorge, wie es besser geht (Symbolbild). (Quelle: Orbon Alija)
News folgen

Riester, Rürup, Renditefrust: Die deutsche Altersvorsorge steckt in der Sackgasse. Während hierzulande Reformversuche scheitern, zeigt Frankreich längst, wie clevere Aktienvorsorge funktioniert.

Wenn es um die private Altersvorsorge geht, schafft es die deutsche Politik zuverlässig, aus jedem Funken Hoffnung eine Fußnote im Koalitionsvertrag zu machen. Was die deutsche Altersvorsorge dringend braucht, ist frischer Wind.

Zwar versprechen Lebensversicherung, Riester- oder Rürup-Rente eine sichere Zukunft. Doch viele Deutsche misstrauen diesen Produkten – zu kompliziert, zu teuer, zu wenig Ertrag. Der Grund: Üppige Abschluss- und Verwaltungskosten lassen die Rendite schmelzen und vermiesen den Deutschen die Laune, privat mit Aktien, Fonds oder Anleihen fürs Alter vorzusorgen.

Während hierzulande also darüber diskutiert wird, wie die gesetzliche Rente über höhere Beiträge und neue Abgaben gestützt werden kann, steht die private Vorsorge auf dem Abstellgleis. Frankreich hingegen zeigt, wie private Vorsorge einfach und effizient gelingen kann.

Frankreichs Erfolgsmodell: Der PEA

Dort heißt das Erfolgsrezept: PEA – Plan d’épargne en actions – übersetzt heißt das so viel wie: Aktiensparplan. Dahinter steckt ein staatlich reguliertes Aktiendepot, das langfristiges Sparen fördert und mit steuerlichen Vorteilen lockt.

Bereits 1992 führte Frankreich den PEA ein, um die Bürgerinnen und Bürger zur Beteiligung an Unternehmen zu motivieren. Rund 7 Millionen Menschen besitzen bereits ein solches Depot.

Und während in Deutschland die ehemalige Ampelregierung mit gescheiterten Projekten wie dem Generationenkapital und einem geförderten Altersvorsorgedepot von der Bühne abtrat, macht Frankreich leise, aber wirksam vor, wie man Menschen für den Aktienmarkt begeistert. Heute ist das Modell ein fester Bestandteil der privaten Altersvorsorge. Und das Beste: Es funktioniert.

Einfach, klar und erfolgreich

Das Prinzip ist simpel: Ein PEA besteht aus einem Geldkonto für Einzahlungen und einem Wertpapierdepot für den Kauf von Aktien und Fonds. Anleger dürfen nur in bestimmte europäische Aktien und Fonds investieren. Die Idee dahinter: Mit den Investitionen sollen vor allem europäische Unternehmen gefördert werden – und nicht beispielsweise amerikanische oder asiatische. Einziger Nachteil daran: Wenn Europas Wirtschaft schwächelt, dann schwächelt auch die Altersvorsorge.

Den PEA gibt es in zwei Hauptformen:

  • PEA bancaire (Bankvariante): Dies ist die häufigste Form des PEA. Das Depot wird bei einer Bank oder einem Finanzinstitut eröffnet. Der Kontoinhaber kauft und verwaltet seine Titel selbst. Diese Variante ist besonders für Anleger geeignet, die eigenständig in börsennotierte europäische Aktien und Fonds investieren möchten.
  • PEA assurance (Versicherungsvariante): Diese Form wird über eine Versicherungsgesellschaft angeboten. Der PEA wird als Kapitalisierungsvertrag geführt (ähnlich einer fondsgebundenen Lebensversicherung). Anleger investieren hier nicht direkt in einzelne Aktien, sondern in Fonds, die PEA-konform sind. Die Versicherung verwaltet die Mittel, was mehr Bequemlichkeit, aber weniger Flexibilität beim Einzeltitelkauf bedeutet.

Beide Varianten haben jedoch den gleichen Einzahlungsrahmen (max. 150.000 Euro) und bieten die gleichen steuerlichen Vorteile, unterscheiden sich aber im Handling und in der Kontrolle über die Investments.

Steuerfreiheit als Anreiz

Der Clou liegt in der Steuerfreiheit: Wer fünf Jahre lang durchhält, zahlt auf Kursgewinne keine Einkommenssteuer. Nur die Sozialabgaben bleiben fällig (aktuell 17,2 Prozent). Nach Ablauf der fünf Jahre darf man flexibel auszahlen, weiter bis zu einer Obergrenze von 150.000 Euro einzahlen, oder das angesparte Vermögen in eine lebenslange Rente umwandeln. Die bleibt dann sogar einkommensteuerfrei.

Wer vorher aussteigt, muss 30 Prozent "Flat Tax" (12,8 Prozent Einkommensteuer + 17,2 Prozent Sozialabgaben) auf die Erträge zahlen und der PEA wird geschlossen. Wer allerdings aus einem zwingenden persönlichen Grund wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit vorzeitig auf sein PEA-Geld zugreifen muss, wird nicht steuerlich bestraft. Der französische Staat schützt in diesen Fällen die Anleger – und erlaubt eine Entnahme ohne Schließung und ohne volle Steuerlast.

Geringe Hürden, klare Regeln

Auch die Einstiegshürden sind niedrig: Jeder Volljährige mit Wohnsitz in Frankreich darf einen PEA eröffnen. Für junge Erwachsene bis 25 Jahre gibt es das "PEA Jeune" mit einem etwas kleineren Spielraum an Investitionsmöglichkeiten. Maximal 150.000 Euro dürfen auch hier eingezahlt werden. Kombiniert mit einem speziellen PEA für kleine und mittlere Unternehmen (PEA-PME) sind sogar 225.000 Euro möglich.

Und damit nicht genug: Seit 2020 sind die Gebühren gesetzlich gedeckelt. Schon für 10 Euro Startkosten können Sparer loslegen, Transaktionen kosten meist unter einem Prozent des Transaktionsvolumens. Für digitale Käufe oder Verkäufe (z. B. über eine Online-Plattform) fallen 0,5 Prozent an und für nicht-digitale Vorgänge (z. B. telefonisch oder per Post) werden 1,20 Prozent erhoben.

Deutschland diskutiert, Frankreich investiert

Die Regeln sind klar, die Vorteile transparent, das System überschaubar. Kein Wunder, dass sich viele Franzosen auf diese Weise ein solides Polster aufbauen. Und die Deutschen? Diskutieren weiter über Möglichkeiten, die gesetzliche Rente zu stabilisieren – ohne nennenswerte Fortschritte. Aktuell wird in Berlin die sogenannte "Frühstart-Rente" mit 10 Euro Monatszuschuss debattiert. Ein Hauch von Reform, der eher an Symbolpolitik erinnert als an den großen Wurf, werfen Kritiker der neuen Regierung vor.

Es gibt Zweifel, ob die monatlichen zehn Euro ausreichen, um tatsächlich einen spürbaren Effekt auf die spätere Altersvorsorge zu erzielen. Die Gefahr besteht, dass die Umsetzung politisch oder bürokratisch "verbockt" wird, etwa durch zu hohe Gebühren, zu enge Anlagevorgaben oder eine ineffiziente Verwaltung. Einige Experten weisen auch darauf hin, dass der Zugriff auf das Geld erst im Rentenalter möglich ist, was die Flexibilität stark einschränkt.

Ein Blick über den Rhein lohnt sich

Keine Frage, Deutschland steht unter Druck – und es gibt kaum noch jemanden, der daran zweifelt, dass es jetzt endlich losgehen muss. Denn: Die Rentenversicherung wankt, die Bevölkerung altert, und die Zinsen sind längst keine Rettung mehr. Wer heute jung ist, muss sich selbst um seine Altersvorsorge kümmern.

Frankreich liefert dafür ein praktikables Vorbild. Vielleicht sollten die Deutschen aufhören, das Rad neu zu erfinden – und stattdessen einfach mal zum Nachbarn schauen. Mit einem guten Baguette in der Hand oder einem Glas Rotwein am Abend lässt sich übrigens wunderbar über Geld reden.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom