t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenBörsen-News

Recycling: Mannheimer Anlage macht aus Plastikmüll Heizöl


Geschlossener Fonds
Heizöl aus Plastikmüll - mit Beteiligungsmöglichkeit

t-online, t-online.de - Martin Mrowka

Aktualisiert am 14.10.2012Lesedauer: 3 Min.
So ähnlich wird die Verölungsanlage für Alt-Plastik in Mannheim aussehen: Vorne kommen alte Kunststoffe rein, hinten raus kommt leichtes Heizöl.Vergrößern des BildesVerölungsanlage für Alt-Plastik: Müll rein - Heizöl raus (Quelle: Ventafonds)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Eine Idee wird Realität. Plastik, das nicht recycelt werden kann, soll zu dem werden, was es ursprünglich mal war: Rohöl. Die hohen Ölpreise machen die Technologie rentabel. Und Geldanleger sowie Umweltschützer können sich beteiligen.

Mit den Jahren haben die meisten Bürger hierzulande gelernt, ihren Müll zu trennen. Etwa 15 Prozent des Haushaltsmülls sind Kunststoffabfälle - 4,5 Millionen Tonnen sollen es in Deutschland pro Jahr sein, schätzen Müll-Experten. Bisher wird ein großer Teil der Kunststoffabfälle recycelt, sofern es möglich ist. Der Rest – und das sind immer noch Tausende von Tonnen – landet in Verbrennungsanlagen. Ökologisch und ökonomisch wenig sinnvoll. Doch nun gibt es eine funktionierende Alternative: Eine Maschine, die aus Plastik-Abfällen verwertbares Rohöl macht.

Heizöl aus Joghurtbechern

Nach einer erfolgreich verlaufenden Pilotphase einer industriellen Anlage im schweizerischen Sihlbrugg werden nun in Mannheim gleich vier Anlagen gebaut, die aus nicht mehr recyclingfähigem Kunststoffmüll Öl erzeugen können. Wenn alle vier Anlagen bis Mitte 2014 in Betrieb sind, sollen jährlich 20.000 Tonnen Kunststoffmüll verarbeitet werden. Am Ende des Recycling-Prozesses entsteht ein verwertbares Öl, das sich von der Qualität von Heizöl nach DIN nicht verstecken muss.

In einem mehrstufigen, drucklosen Reaktorsystem (Thermolyse-Verfahren) werden die alten Kunststoffe geschmolzen, gekrackt und verdampft. In den nachgeschalteten Kondensatoren werden die verdampften Krackprodukte zu Öl verflüssigt. Die nicht kondensierbaren Gase liefern zusätzliche Energie für die Prozesswärme. Das gewonnene Öl kann entweder als leichtes Heizöl verwendet oder – in veredelter Form – auch für andere Zwecke genutzt werden. Das ganze Verfahren hat einen hohen energetischen Wirkungsgrad bei minimalem Einsatz von Fremdenergie. Der Wirkungsgrad dieser Weiterverwertung soll 80 Prozent betragen: Aus 100 Gramm Plastikmüll lassen sich etwa 80 Milliliter Öl gewinnen, heißt es.

Bauarbeiten starten in Mannheim

Die Baugenehmigung für die Anlage liegt vor, der erste Spatenstich hat auch schon stattgefunden. In den nächsten Wochen wird nun gebaut. Nur noch mindestens ein Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg muss entfernt werden. Das zu durchsuchende Gesamtgelände im Mannheimer Hafengebiet ist rund 17.000 qm groß.

Finanzierung über Beteiligungsfonds

Finanziert wird das Ganze von einem Beteiligungs-Fonds. Der Öko-Energie Umweltfonds 1 wird mit vier Linien ca. 17,2 Millionen Liter Öl pro Jahr produzieren - so die Planung der Initiatoren.

Zweistellige Rendite

Noch werden weitere Investoren gesucht. Dass sich die Investition rechnet, davon ist der Geschäftsführer Oskar Edler von Schickh vom Bremer Emissionshaus Ventafonds überzeugt. "Wir haben in unserer Kalkulation so tief wie gerade noch möglich gestapelt", sagt von Schickh. Die durchaus konservativ kalkulierte Rendite ist zweistellig, obwohl der kalkulierte anfängliche Verkaufspreis etwa bei der Hälfte dessen liegt, was heute für einen Liter (Heiz-)Öl bezahlt werden muss.

Banken knausern derzeit

"Dass sich Investoren, wie bei anderen Beteiligungs-Fonds mit relativ geringen Summen beteiligen können, liegt einfach daran, dass wir uns rechtzeitig die Rechte für die Platzierung über Beteiligungen jedweder Art gesichert haben", so von Schickh. Die Finanzierung über einen Fonds erfolge auch deshalb, weil Banken solche Projekte am liebsten finanzieren, wenn schon drei Bilanzen vorliegen.

Venture-Kapitalisten, bei denen man am ehesten ein großes Interesse an einem solchen Projekt vermuten dürfte, haben ebenfalls angefragt. "Doch die", so von Schickh, "wollen immer auch die Patente haben". Doch diese seien nicht zu verkaufen. Der Anlagenbauer Eberhard Nill setzt auf mittelständische Unternehmen und arbeitet daher eng mit Ventafonds zusammen. Er ist an dem Projekt in Mannheim mit einem deutlichen Betrag selbst investiert.

Vermüllung durch Plastikabfälle entgegenwirken

Beide, von Schickh als Initiator des Fonds und der Anlagebauer Eberhard Nill, sind überzeugt, dass die Technik sich weltweit durchsetzen wird. Und dass damit – ganz ohne staatliche Förderung – ein wichtiger Schritt getan ist, um der Vermüllung unseres Planeten durch Plastikmüll entgegen zu wirken. Die Vision vom Geschäftsführer von Schickh geht noch weiter. Er will schon bald Fonds auflegen, bei denen ein Teil des Gewinns in eine Stiftung geht, die Projekte fördert, die Flüsse, Seen und später auch die Meere vom Plastikmüll befreien. Da kann man nur viel Erfolg wünschen.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website