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Deutsche Bahn im Machtkampf: Regierung will Finanzvorstand Alexander Doll ablösen


Bahnkreise: Regierung will Finanzvorstand ablösen

Von afp, rtr
Aktualisiert am 07.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Logo der Deutschen Bahn an einem Zug: Für die Vorstände war eine Gehaltserhöhung von 400.000 auf 585.000 Euro im Jahr vorgesehen.Vergrößern des BildesLogo der Deutschen Bahn an einem Zug: Für die Vorstände war eine Gehaltserhöhung von 400.000 auf 585.000 Euro im Jahr vorgesehen. (Quelle: Waldmüller/imago-images-bilder)
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Nachdem der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn die geplante Gehaltserhöhung für den Vorstand abgelehnt haben soll, steht nun Alexander Doll im Fokus. Es heißt, der Finanzchef müsse sein Amt räumen.

Im Machtkampf bei der Deutschen Bahn soll Konzern- und Aufsichtsratskreisen zufolge Finanzvorstand Alexander Doll noch am Donnerstag aus dem Amt gedrängt werden. Aufsichtsratschef Michael Odenwald habe Stunden vor der am Nachmittag geplanten Sondersitzung des Gremiums Doll zum freiwilligen Rückzug aufgefordert, sagen mit der Personalie Vertraute. Odenwald handele dabei auch auf Wunsch von Verkehrsminister Andreas Scheuer, der den Finanzvorstand am Mittwoch einbestellt hatte.

Was wird Doll vorgeworfen?

Doll soll den Aufsichtsrat und die Regierung zu spät und unzureichend über Probleme beim Verkauf der internationalen Nahverkehrstochter Arriva informiert haben. Er bestreite dies und habe bislang eine Aufgabe des Amts abgelehnt, heißt es.

Die Deutsche Bahn erklärte auch auf Anfrage, man äußere sich zu Personal- und Aufsichtsratsangelegenheiten nicht. Das Verkehrsministerium wollte sich vor Ende der Aufsichtsratssitzung nicht äußern.

Abberufen werden könnte Doll schon bei der Aufsichtsratssitzung am Donnerstagnachmittag. Allerdings hat er erhebliche Unterstützung im Arbeitnehmerlager und auch bei einzelnen Vertretern der Eigentümerseite des Staatskonzerns. Beide Seiten wollten sich noch zu Beratungen treffen. In Aufsichtsratskreisen heißt es, es sei noch unklar, ob Odenwald in seinem Gremium eine Mehrheit organisieren könne. Doll werde von vielen als Reformer im Unternehmen gesehen, sagen Konzernvertreter. Als seine Gegenspieler gelten Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla und Bahnchef Richard Lutz.

Krisensparte Güterverkehr: BVG-Chefin bald Vorstand?

Bei der Sitzung sollte eigentlich die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, zum Vorstand für Güterverkehr berufen werden. Doll, der die Krisensparte bislang mitführte, wollte diese abgeben. Damit wollte er einen neuen Impuls zur Sanierung des Unternehmenszweigs geben, der immer tiefer in die Verlustzone gerät.

Nikutta, die früher schon bei DB Cargo gearbeitet hatte, war in der Vergangenheit schon für diesen Posten im Gespräch gewesen. Aufsichtsräten zufolge war ihre Berufung aber am Widerstand von Lutz und Pofalla zunächst gescheitert. Dass der Personalausschuss des Aufsichtsrats sich vergangene Woche nun für Nikutta ausgesprochen hatte, galt als Niederlage für beide. Doll habe Nikutta dagegen befürwortet.

Die hoch verschuldete Deutsche Bahn und Konzernchef Richard Lutz stehen trotz milliardenschwerer Finanzzusagen des Bundes unter Druck. Scheuer hatte Lutz ein Ultimatum bis 14. November gesetzt, um ein schlüssiges Konzept für Verbesserungen bei der Bahn und vor allem beim Güterverkehr vorzulegen.

Gehaltserhöhung und Berateraffäre in der Kritik

Der geplante Anstieg der Managergehälter hatte in der Öffentlichkeit ebenfalls Empörung ausgelöst. Auch die Affäre rund um Beraterverträge hat die Bahnführung noch nicht überstanden. In den Jahren 2008 bis 2018 hatte der Konzern ehemaligen Managern Beraterverträge in Millionenhöhe zugeschanzt.

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, warnte vor einem lähmenden Führungschaos bei dem bundeseigenen Konzern und kritisierte die Rolle von Vorstandschef Richard Lutz. "Der Bahnchef wird durch die Berateraffäre gelähmt, da kennen wir bislang nur die Spitze des Eisbergs", sagte er. In der Affäre seien viele Fragen unbeantwortet.

Weselsky kritisierte zudem den Zustand der Bahn. "Es sind ja nicht nur die schlechten Zahlen, es ist das tägliche Erleben von Hunderttausenden Reisenden", sagte er. "Es werden Milliarden versenkt wegen ineffizienter Strukturen", fügte er hinzu. "Wir haben zu viele Häuptlinge und viel zu wenig Indianer."

Finanzielle Verluste in Sicht

Der Gewinn der Bahn werde in diesem Jahr stark zurückgehen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liege Ende September mit 669 Millionen Euro für die Kernbereiche der Bahn um knapp 30 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Diese Bilanz wurde unter Berufung auf einen Zwischenbericht veröffentlicht, den der Vorstand nun dem Aufsichtsrat vorlegen werde.

Unter Berufung auf Aufsichtsratskreise wurde zudem berichtet, dass die angeschlagene Bahngütertochter DB Cargo ihren Verlust im laufenden Jahr deutlich ausweitet. Die Tochter steuert demnach 2019 auf einen Verlust von 300 Millionen Euro zu – im vergangenen Jahr habe dieser noch bei 190 Millionen Euro gelegen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Nachrichtenagentur Reuters
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