Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Starinvestor hört auf Was wird aus der teuersten Aktie der Welt?

Rente mit 95. Einer der bekanntesten Investoren der Welt hört überraschend auf: Warren Buffett. Und schickt die Aktie seiner Firma in den Keller. Wer übernimmt?
Die Investment-Welt war überrascht: Irgendwie dachten alle, er würde sein Lebenswerk bis zum letzten Atemzug weiterführen. Doch nach 60 Jahren an der Spitze der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway macht Warren Buffett zum Jahresende Schluss.
Es folgten: 50.000 US-Dollar Kursverlust, auf einen Schlag. Die Aktie von Berkshire Hathaway sank von 810.000 auf 760.000 US-Dollar. Ja, Sie lesen richtig: Die erste Generation der Aktie – die sogenannte A-Aktie – ist so teuer. Es ist die teuerste Aktie der Welt. Eine Entwicklung nicht von ungefähr. Und ein American Dream sondergleichen.
Unfassbare fünf Millionen Prozent Plus
1965, mit 34 Jahren, hatte Buffett sich die Mehrheit der Aktien einer Textilfirma namens Berkshire Hathaway gesichert. Er baute das Unternehmen zu einer Investmentfirma um, führte es seitdem und investierte besser als die meisten anderen.
Die Aktie stieg seit Gründung um unfassbare fünf Millionen Prozent. Im Schnitt knapp 20 Prozent pro Jahr. Das soll mal ein Fondsmanager nachmachen – gerade über die Langstrecke.
Wie hat er das geschafft?
Gegenfrage: Was haben eine Versicherung, ein Batteriehersteller und eine Eisdielenkette gemein? Auf den ersten Blick nicht viel – es sei denn, sie gehören alle zu Berkshire Hathaway. Denn zu seinem Imperium gehören bekannte Marken wie GEICO (Versicherungen), Dairy Queen (Eis) und Duracell (Batterien). Zudem hält er beträchtliche Aktienanteile von Coca-Cola und Apple.
Das Geschäftsmodell? Einfach, aber genial: Berkshire Hathaway kauft sich in erfolgreiche, stabile Unternehmen ein – teils vollständig, teils über Aktienbeteiligungen. Dabei setzt Buffett auf Firmen, die er versteht, die verlässlich Gewinne machen und gut geführt sind. Besonders clever: Durch das Versicherungsgeschäft fließt laufend Geld aus Prämien-Einnahmen ins Unternehmen, das dann in weitere Investitionen gesteckt wird. So wächst das Firmenreich – ganz ohne hektisches Spekulieren.
"Kaufe nur, was Du verstehst"
Buffett investiert intelligent, mit ruhiger Hand. Und so simpel wie einfach. Sein Credo: Kaufe nur, was Du verstehst – keine komplizierten Geschäftsmodelle. Es müssten Unternehmen sein, so wunderbar, dass ein Idiot sie führen könne, sagte er einmal. Denn früher oder später werde es einer tun. Anschließend kam es ihm darauf an, günstig zuzuschlagen.
Und dann kommt es ihm darauf an, günstig zuzuschlagen, getreu dem Motto: "Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür". Aktuell sieht er für neue Investments allerdings nach eigenem Bekunden wenig Möglichkeiten. Und hält deshalb rund 350 Milliarden Dollar in Cash und kurz laufenden Staatsanleihen. Um bereit zu sein.
Für diese ruhige Hand ist er in den vergangenen Jahren häufig kritisiert worden, aber langfristig gibt der Erfolg ihm recht.

Zur Person
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Gespür für Investments und Timing
Sein Gespür für Investments und Timing zeigte sich auch kürzlich: Vor der Zollankündigung von Donald Trump trennte sich Buffett von einigen Bank-Aktien und einem Teil seiner Apple-Aktien. Nachzulesen ist dies in den Berichten an die Börsenaufsicht. Damit hat er den Crash Anfang April gut überstanden. Die Bilanz von Berkshire Hathaway seit Jahresbeginn an der Börse: 15 Prozent. Plus wohlgemerkt. Im Vergleich dazu der S&P 500: minus fünf Prozent.
Ob sein Nachfolger Greg Abel das auch hinbekommt? Gute Frage. Man sagt, die beiden würden bei Investment-Entscheidungen "gleich ticken". Greg Abel soll den gleichen Ansatz verfolgen wie der Altmeister – zuzüglich einer Prise Moderne. So soll es Abel gewesen sein, der das eine oder andere Investment in Tech-Unternehmen, also in neue Geschäftsmodelle, vorschlug.
Seit 2021 steht Abel als Nachfolger fest. Buffett lobt ihn als talentiert, brillant, strategisch sehr versiert. Unschätzbar, wenn man in so große Fußstapfen tritt. Abel selbst sagt, er glaube, dass harte Arbeit gute Ergebnisse einbringt. Nun, "gut" wird nicht reichen. Und zeigte es selbst: Als Schüler noch Zeitungsausträger, stieg er auf einen der wichtigsten Chefsessel der USA. Abel ist seit mehr als 25 Jahren im Unternehmen und seit 2008 in Top-Positionen. Er weiß mit Sicherheit, worauf er sich einlässt.
Große Fußstapfen
Leicht wird es für Abel trotzdem nicht. Buffett gilt als Legende, der seinen Job seit 60 Jahren macht. Mit elf hat er nach eigenen Erzählungen seine erste Aktie gekauft. In der Schule vertickte er Pausensnacks, die er zuvor selbst eingekauft hatte. Heute natürlich undenkbar, dass Schüler auf dem Pausenhof Geschäfte machen. Aber es zeugt vom American Dream.
An der Börse kommen und gehen viele Stars. 60 Jahre hat dort noch keiner erfolgreich überlebt. Buffett dürfte der Erste und vorerst Letzte gewesen sein. Die Nachfolge ist geregelt. Der Kursknick dürfte kurzfristiger Natur sein.
- Eigene Meinung