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China: E-Autobauer Nio in der Krise – Ein Strategiewechsel muss her


E-Auto-Hersteller nach Millionenverlust
Nun muss es das "Glühwürmchen" retten

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

09.06.2025 - 11:34 UhrLesedauer: 3 Min.
Nio-Marke FireflyVergrößern des Bildes
Neues "Billig"-E-Auto: Der chinesische Hersteller Nio hofft, mit dem Firefly den Absatz in Europa anzukurbeln. (Quelle: Johannes Neudecker/dpa/dpa-bilder)
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Während Chinas Elektroautoindustrie boomt und Marken wie BYD immer mehr Autos verkaufen, meldet der Premium-Hersteller Nio hohe Verluste. Wie passt das zusammen?

Chinas Elektroautomarkt boomt: Im Mai 2025 verkaufte der Branchenprimus BYD rund 380.000 Fahrzeuge – ein neuer Rekord. Da fällt die Negativmeldung des Herstellers Nio besonders auf. Er meldete für das erste Quartal 2025 einen Verlust von etwa 930 Millionen US-Dollar (ca. 810 Millionen Euro), mehr als im Vorjahresquartal. Dabei war der Umsatz gestiegen, Nio verkaufte 42.000 Fahrzeuge.

Gestiegene Kosten beim Material, im Bereich Forschung und Entwicklung und beim Vertrieb führten zu den schlechten Zahlen. Erfolg sieht anders aus. Die Börse hat das Vertrauen über die Jahre verloren. Kostete die Aktie vor gut vier Jahren noch rund 60 US-Dollar, sind es jetzt nicht mal mehr vier. Das entspricht einem Verlust von mehr als 90 Prozent. Die Aktie von BYD hingegen hat in fünf Jahren gut 600 Prozent an Wert gewonnen. Woran liegt das?

China produziert auf Teufel komm raus, angetrieben von Subventionen. 2024 verkauften chinesische Hersteller gut sieben Millionen E-Autos. Und setzen damit Maßstäbe. Doch der Wettbewerb auf dem Heimatmarkt ist enorm. Denn es gibt etwa hundert E-Auto-Marken im Reich der Mitte.

Platzhirsch BYD setzte in diesem Umfeld zur Marktbereinigung an – und gewährte Preisnachlässe im großen Stil. Medien berichten von Rabatten bis zu 30 Prozent. Das ist eine Menge. Längst nicht jeder kann da mithalten.

Die Nische greift nicht mehr

Nio ist bis dato nicht auf billig eingestellt. Der Hersteller ist bei Autos mit Verkaufspreisen über 300.000 Yuan (etwa 36.000 Euro) Marktführer in China – doch dieses Segment ist klein. Dazu kommt: Premium ist in China längst kein Selbstläufer mehr. Das Geschäftsmodell der Nische, einst wertvolle Abgrenzung zur Konkurrenz und vielversprechend, kommt an seine Grenzen.

Sicher, die Wirtschaft in China läuft im Vergleich zu Deutschland besser. Aber nicht so gut wie gewohnt. Die Immobilienkrise hat viele Chinesen um ihr Vermögen gebracht, und die verhaltene wirtschaftliche Lage lässt sie stärker sparen. Deswegen muss bei Nio ein Strategiewechsel her.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Günstigere Modelle, neue Märkte

Und so kommt Nio jetzt auch mit günstigen Produkten auf den Markt. Mit den Marken Onvo (ab ca. 200.000 Yuan, etwa 24.000 Euro) und Firefly, zu Deutsch: Glühwürmchen, (ab ca. 100.000 Yuan, etwa 12.000 Euro) will Nio Masse statt Klasse bedienen; der Hersteller versucht zu skalieren, um zu überleben. Onvo soll in diesem Jahr auch nach Europa kommen und keinem Geringeren als Tesla Konkurrenz machen.

Nio sucht zugleich sein Heil neben China verstärkt im Ausland – doch chinesische Autos sind zum Beispiel in Europa wenig gefragt. Europa ist also ebenfalls kein Selbstläufer. Nio, mit einigen Showrooms in deutschen Großstädten vertreten, hat im vergangenen Jahr hierzulande kaum 400 Autos verkauft. Selbst Platzhirsch BYD kommt nur auf knapp 3.000.

Nichtsdestotrotz will Nio künftig auch in Österreich, Belgien, Tschechien, Ungarn, Luxemburg und anderen Ländern Autos verkaufen.

Fazit: Schicksalsmonate für Nio

Der Umbau bei Nio ist riskant. Sollten die günstigen Sub-Marken Onvo und Firefly Fuß fassen, wäre Nio aus dem Schneider. 2025 kann zum Schicksalsjahr werden. Die Kunden müssen die Modelle aber wollen. Ansonsten teilt die Aktie das Los anderer E-Autohersteller: Sie verschwindet vom Kurszettel.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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