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Intelligente Stromzähler kosten mehr als sie einsparen


Energieverbrauch
Intelligente Stromzähler: Verbraucher zahlt drauf

dpa, spiegel-online, t-online, afp, dpa, afp, mash

Aktualisiert am 16.08.2010Lesedauer: 4 Min.
Intelligente Stromzähler: Seit Januar gesetzlich bei Neubauten und Sanierungen vorgeschriebenVergrößern des BildesIntelligente Stromzähler: Seit Januar gesetzlich bei Neubauten und Sanierungen vorgeschrieben (Quelle: imago)
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Weniger Stromverbrauch und damit auch weniger Umweltbelastungen: Mit den neuen "intelligenten Stromzählern" sind große Hoffnungen verbunden. Seit Januar sind die Geräte bei Neubauten und Sanierungen Pflicht. Doch das Potenzial der Geräte ist längst nicht so groß wie angenommen. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe. Das Nachrichten-Magazin hat die Ergebnisse mehrerer Studien vorliegen, deren Auswertungen zeigen: Die "Smart Meter" kosten oftmals mehr, als sie einsparen. Unterm Strich legt der Verbraucher drauf.

Zähler selbst verbraucht auch Strom

Ein Haushalt spart mit einem intelligenten Stromzähler zwischen neun bis 50 Euro im Jahr, so die Berechnungen verschiedener Forschungsinstitute und Energie-Experten. Jedoch stünden diesem Nutzen hohe Kosten gegenüber, schreibt der "Spiegel". So kostet der Austausch des Zählers laut Deutscher Energie-Agentur einmalig 35 bis 100 Euro. Dazu würden jährliche Dienstleistungsgebühren zwischen 60 und 240 Euro fällig.

Darüber hinaus verursache ein solcher Zähler erst einmal zusätzlichen Stromverbrauch: Tarifdaten müssen rund um die Uhr übertragen werden, sagte der Aachener Energieberater Peter Klafka dem Nachrichten-Magazin. Das Sparpotenzial des intelligenten Stromnetzes werde enorm überschätzt, so seine Schlussfolgerung.

Geräte sind noch nicht intelligent genug

Auch Verbraucherschützer stehen den neuen Messgeräten eher skeptisch gegenüber. "Die meisten intelligenten Stromzähler sind nicht so intelligent, dass der Verbraucher daraus einen Nutzen ziehen könnte", sagte der Energieexperte Christian Michaelis von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Zähler erfüllten gerade einmal die vom Energiewirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Mindestanforderungen, Verbrauchswerte in ihrem zeitlichen Verlauf zu speichern. Der Verbrauch einzelner Stromfresser im Haushalt lasse sich daraus jedoch nicht ablesen. "Die Daten, die Geräte mit Mindeststandard liefern reichen nicht aus, um die erwarteten Stromeinsparungen von bis zu zehn Prozent zu erreichen", sagt auch Thorsten Storck von Verivox.

Jeder Wechsel verursacht noch mehr Kosten

Es gibt bisher keine einheitlichen Standards, welche Daten die Stromzähler in welcher Form liefern müssen. "Jeder Wechsel des Versorgers führt daher zu einem Wechsel des Stromzählers, und jedes Mal entstehen dabei Kosten", erläutert Michaelis. Der Verbraucherschützer fordert daher Zähler, die universell verwendbar sind. Die Industrie müsse sich auf einheitliche Standards einigen.

Zwar sind bereits intelligente Stromzähler auf dem Markt, die mehr können, als die Mindestanforderungen zu erfüllen. Denn damit es für den Stromversorger wirtschaftlich wirklich sinnvoll ist, variable Tarife anzubieten, muss er die genaue Verbrauchsstruktur seiner Kunden kennen. Allerdings sind die Kosten für die «Luxusversion» auf das Jahr gerechnet für das Gerät und die Installation deutlich höher.

Datenschutz: "Stromzähler ist eine Art Überwachungskamera"

Hinzu kommt: "Ein Stromzähler, der Messwerte im Sekunden- oder Minutentakt liefert, ist eine Art Überwachungskamera im grundgesetzlich geschützten Wohnbereich", sagte Michaelis. Aus den Daten, wann und in welchem Umfang die verschiedenen Haushaltsgeräte genutzt werden, ließen sich Rückschlüsse auf die Bewohner ziehen. "Dass auf diese Daten gleich drei Firmen, nämlich Stromversorger, Netzbetreiber und gegebenenfalls auch Messstellenbetreiber zugreifen können, verdreifacht die Wahrscheinlichkeit ihres Missbrauchs." Wer nur Stromfresser im Haushalt identifizieren will, für den reicht nach seiner Einschätzung ein Stromverbrauchsmessgerät völlig aus.

EU-Umweltrichtlinie erfordert intelligente Zähler

Die neuen Stromzähler sind auf dem Vormarsch, weil Brüssel es so will: Eine neue EU-Umweltrichtlinie schreibt vor, dass seit Januar 2010 bei Neubauten sowie umfassenden Sanierungen und Umbauten die intelligenten Zähler zum Einsatz kommen. Das betrifft rund ein Prozent aller deutschen Haushalte oder 400.000 Gebäude. Bis zum Jahr 2020 sollen die Zähler sogar in 80 Prozent der Häuser ihre mechanischen Brüder ablösen. In Italien, den Niederlanden und Großbritannien sind die sogenannten "Smart Meter" bereits Standard.

Wie intelligente Stromzähler funktionieren

Im Gegensatz zu den alten, schwarzen Drehstromzählern ermitteln intelligente Stromzähler den Stromverbrauch in Echtzeit. Das Gerät wandelt die Verbrauchsdaten in digitale Signale um und sendet sie per Funk oder Kabel an den Stromversorger. Der Verbraucher kann über das Internet nachvollziehen, welche Geräte im Haushalt am meisten Energie verbrauchen. Längerfristig sollen die Smartmeter auch Haushaltsgeräte steuern können - um sie dann anzuschalten, wenn gerade günstiger Strom verfügbar ist.

Flexible Tarife und einfachere Abrechnung

Auch die Abrechnung soll durch die "Smart Meter" einfacher werden. Mussten Kunden bislang Abschläge auf den geschätzten Verbrauch zahlen und bei der Jahresabrechnung eventuell Nachzahlungen leisten, gleicht die Abrechnung mit dem intelligenten Stromzähler mehr einer Handyrechnung. Bezahlt wird nur, was unmittelbar verbraucht wird. Dazu bieten die Energieunternehmen tageszeitabhängige Tarife an. Bis Ende 2010 sind solche Angebote gesetzlich verpflichtend. Diese Tarife sind entweder in Tages- und Nachtphasen unterteilt, oder sie bestehen aus mehreren Teilphasen, bei denen etwa zwischen Vormittag, Nachmittag sowie Abend- und Nachtstunden unterschieden wird.

Da Kunden mit Hilfe des "Smart Meter" wissen, wann sie mit welchen Geräten wie viel Strom verbrauchen, können sie ihren Verbrauch dem gewählten Tarif anpassen und Kosten sparen. Als Stromfresser bekannte Geräte wie etwa der Wäschetrockner oder die Spülmaschine können dann in günstigen Tarifzonen eingeschaltet werden. Doch dabei gibt es auch ganz praktische Probleme: Bei nicht allen Geräten ist es sinnvoll, sie zu Uhrzeiten laufen zu lassen, in denen Strom besonders günstig ist. "Niemand wird nur noch nachts kochen, weil der Strom dann weniger kostet", so Thorsten Storck von Verivox.

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