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Corona-Pandemie: Einzelhandel klagt über schlechtes Weihnachtsgeschäft


Weihnachten in der Krise
Eine bittere Niederlage für die Familien

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

21.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine weihnachtliche Einkaufsstraße (Symbolbild): Der Einzelhandel verbucht bislang ein schlechtes Geschäft mit Weihnachtsgeschenken.Vergrößern des Bildes
Eine weihnachtliche Einkaufsstraße (Symbolbild): Der Einzelhandel verbucht bislang ein schlechtes Geschäft mit Weihnachtsgeschenken. (Quelle: imago-images-bilder)

In diesem Jahr ächzt der Einzelhandel unter den Corona-Beschränkungen.

Noch sind die Bücher nicht geschlossen, aber ein paar Gewissheiten gibt es schon: Die Deutschen geben in diesem Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke aus als 2020. Sie haben die meisten Geschenke frühzeitig gekauft. Sie kaufen noch mehr online als 2020.

Weihnachten 2021 wird also karger, es geht am Einzelhandelsladen in der Stadt vorbei und es wird weniger überraschend. Es lässt sich nicht leugnen: Das Fest der Feste wird wohl eine bittere Niederlage für den Handel, die Familie, und den Kapitalismus.

Die Inflation ist schuld, dass dieses Jahr gespart werden muss. Lebensmittel, Benzin und Heizung kosten in diesem Dezember deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Weil man in den Bereichen wenig sparen kann (oder will), wird eben für die Geschenke weniger ausgegeben.

Materiell besser gestellte Haushalte beteiligen sich an dem Mager-Weihnachten zwar nicht. Sie wollen mehr Geld für ihre Liebsten ausgeben. Doch wer ohnehin wenig hat, wird durch die Teuerung besonders hart getroffen und spart, wo Spielraum ist: bei den Geschenken und beim Weihnachtsbraten.

Einzelhandel stark getroffen

Schlimm trifft es den Einzelhandel wegen der Pandemie. Die Innenstädte sind leerer als im vergangenen Jahr. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat die Geschenke ausschließlich oder überwiegend im Internet bestellt. Je jünger die Kunden sind, desto mehr. "Für die Tonne" sei das Weihnachtsgeschäft 2021, klagt der Handelsverband.

Die meisten Weihnachtsmärkte sind geschlossen, für den Besuch eines Geschäfts außerhalb der Lebensmittel- und Drogeriebranche muss in vielen Bundesländern die Impfung, Genesung oder ein negativer Test nachgewiesen werden. Dazu haben viele keine Lust, und deshalb verzichten sie in diesem Jahr auf den Weihnachtsbummel. Für die Händler ist das eine Katastrophe.

Frauen planen mit niedrigerem Budget

In den Familien ist Enttäuschung ebenfalls programmiert. Kinder und Frauen bleiben vom Sparprogramm weitgehend verschont, doch die Männer müssen sich in diesem Jahr wohl mit kleineren Gaben begnügen. Ehemänner und Lebenspartner wollen ihre Ausgaben mit durchschnittlich 369 Euro in etwa auf dem Niveau von 2020 halten.

Schenkerinnen dagegen planen mit einem knapperen Budget. Sie kalkulieren im Schnitt 277 Euro für Weihnachtsgeschenke, das sind sechs Prozent weniger als im vergangenen Jahr.

Es muss zwar nicht immer nur Gekauftes unter dem Baum landen. Doch wenn die Porzellanwerkstatt geschlossen ist, der Handwerkerhof nur noch freitagmittags öffnet, und der Stoffladen mit der Nähmaschine aufgeben musste, dann wird es auch mit selbstgebastelten Alternativen in diesem Jahr schwierig.

Schenken ist mehr als Kaufen

Für viele wird Weihnachten daher wohl doch eher zum Warenaustausch: Playstation 5 gegen iPhone, Rasierapparat gegen Küchenmaschine, Espressokanne gegen Suppenteller. Das meiste wird messbar, wägbar, berechenbar sein. Das ist fatal. Denn Schenken ist viel mehr als der Kauf und der Austausch einer Ware. Schenken festigt soziale Bande, im Idealfall erhält und stiftet es Frieden, und es nutzt sowohl dem Beschenkten als auch dem Schenkenden.

Schlimmer noch: Die Messe ist längst gesungen. Wegen der Angst vor Lieferengpässen haben die Weihnachtskunden ihre Bestellungen viel früher aufgegeben als üblich. Schon im November wurden Technik bestellt und das Kinderfahrrad angezahlt. Wer in diesen Tagen erst loszieht, muss mit den Resten vorlieb nehmen. Keine Frage: Hier ereignet sich eine Niederlage der Globalisierung.

Wenn die westliche Welt es nicht einmal mehr schafft, zu ihrem höchsten Fest lieferfähig zu sein, muss man sich wirklich Sorgen machen. Nicht um Weihnachten. Aber um den Kapitalismus.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neuer Bestseller heißt: Die Kanzlerin. Porträt einer Epoche. Sie können es jetzt bestellen.

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