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Gaskrise: Wie Sie sich auf "das Schlimmste" vorbereiten können


Gaskrise
Wie wir uns auf "das Schlimmste" vorbereiten können

MeinungEine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Robert Habeck (Archivbild): Der Wirtschaftsminister warnt vor einem schweren Winter.Vergrößern des Bildes
Robert Habeck (Archivbild): Der Wirtschaftsminister warnt vor einem schweren Winter. (Quelle: Fotostand/imago-images-bilder)

Gas könnte nicht nur teuer, sondern auch knapp werden. Privatleute können jetzt vorsorgen, um gut über den kommenden Winter zu kommen.

Speiseöl und Toilettenpapier sind wieder da. Jetzt fehlen elektrische Heizgeräte, Campingkocher und Brennholz. Ist es Hysterie? Oder ist es klug, sich für harte Zeiten zu wappnen? Wenn schon der Wirtschaftsminister davon redet, sich auf "das Schlimmste" vorzubereiten, sollten auch Privatleute darüber nachdenken, wie sie über den Winter kommen.

Grundsätzlich – also auch ohne eine Krise vor der Nase – raten Verbraucherverbände und das Bundesamt für Katastrophenschutz, Vorräte für etwa zehn Tage zu Hause zu lagern. Das sind 20 Liter Wasser pro Person sowie haltbare Lebensmittel.

Auch Nahrungsmittel, die man nicht kochen muss, gehören dazu, beispielsweise Nüsse und Müsli. Außerdem Kerzen, Batterien und ein Radio, das nicht von der Stromversorgung abhängt. Das ist auch vernünftig, wenn keine Energiekrise droht.

Preise könnten schwanken

Was aber ist klug, wenn man sich wegen der Heizung sorgt? Weil seit Beginn der Woche kein Gas mehr durch die Nord-Stream-1-Pipeline kommt, sind Gas und andere Heizenergien sprunghaft teurer geworden, es gibt bei den Preisen eine spekulative Übertreibung.

Sollte Ende des Monats wieder Gas geliefert werden, dürften die Preise wieder sinken – auch für Ersatzprodukte wie Briketts, Brennholz, Heizlüfter, Kochplatten und Gasflaschen. Wer gute Nerven oder viel Vertrauen hat, kann also einfach abwarten und erst einmal gar nichts tun.

Aber auch, wenn gar kein Gas mehr aus Russland kommen sollte, muss man nicht in Panik verfallen: Zurzeit wird immer noch mehr Gas in die Speicher eingelagert als verbraucht. Der Import aus anderen Ländern ist gut angelaufen und wächst immer noch. Das wird mittelfristig auf die Preise wirken – wie auch der Spareffekt. In diesem Jahr haben Industrie, Stromerzeuger und Privatleute 15 Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahr – der milde Winter, die hohen Preise und die Gaskrise zeigen Wirkung.

Leitungsdruck könnte entscheidend werden

Ausschließen kann allerdings niemand, dass Erdgas im Januar so knapp wird, dass auch private Verbraucher leiden. Denn die zuverlässige Gasversorgung hängt nicht nur davon ab, ob genug Erdgas geliefert wird.

Auch der Druck in der Leitung spielt eine Rolle. In Bayern und Baden-Württemberg könnte die Lage schneller ernst werden als beispielsweise in Nord- und Westdeutschland, wo künftig Flüssiggas angelandet werden soll und Leitungen aus Norwegen und Holland liegen.

Moderne Heizungen schalten sich automatisch ab, wenn der Gasdruck schwankt. Dann muss man ein paar Tage überbrücken können, bis der Installateur Zeit hat, die Heizung wieder in Betrieb zu nehmen. Normalerweise ist das kein Problem. Ist der Winter mild und bleiben die Temperaturen wenigstens tagsüber über dem Gefrierpunkt, muss man sich zwar warm anziehen. Am Haus oder in der Wohnung selbst aber entstehen keine Schäden.

Gasflaschen werden bereits knapp

Anders ist es in einem kalten Winter mit strengem Dauerfrost. Dann reichen ein, zwei Wochen, um Häuser so weit auskühlen zu lassen, dass Wasserleitungen und Heizkörper einfrieren und platzen können. Deshalb sollten Vermieter, Haus- und Wohnungseigentümer dafür sorgen, im Notfall wenigstens die Versorgungsleitungen frostfrei halten zu können.

Heizlüfter und Radiatoren mögen nicht effizient sein, doch sie können im Notfall ein paar Tage überbrücken. Denn dass die Stromversorgung oder das Benzin fürs Auto dauerhaft ausfallen, ist weniger wahrscheinlich.

Dasselbe gilt für mobile Heizstrahler, die mit Gas betrieben werden. Gasflaschen zum Kochen, Grillen oder Heizen auf Vorrat zu legen, ist allerdings etwas komplizierter und wohl auch nicht nötig, sagt der Deutsche Verband Flüssiggas. Es sei genug da, die Lieferanten sitzen im Westen. Hier wird nicht Erdgas in Flaschen gepresst, sondern ein Abfallprodukt aus der Benzin- und Dieselproduktion, die im Wesentlichen in Raffinerien in Europa stattfindet.

Weil Gasflaschen aber immer wieder neu befüllt werden, könnte es zu einem Flaschenengpass kommen, wenn nun viele Menschen Gas auf Vorrat kaufen. Sommerurlauber und Profi-Grillmeister beklagen sich schon über Knappheit. Außerdem gibt es aus Sicherheitsgründen Beschränkungen: Erlaubt sind nur bis zu zwei Gasflaschen, die nicht zusammen und nach Möglichkeit nicht in Wohngebäuden, auf keinen Fall im Keller aufbewahrt werden sollten.

Möglicherweise wird die Vorsorge am Ende gar nicht nötig gewesen sein. Vielleicht fragt man sich in ein paar Wochen, ob man nicht besser in ein mobiles Klimagerät investiert hätte. Doch Verhaltenspsychologen halten auch für diesen Fall eine Weisheit parat: Vorräte für den Notfall anzulegen, hilft manchen Menschen in Situationen, die sie selbst nicht beeinflussen können. Sie fühlen sich besser – jedenfalls kurzfristig.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Ihr neues Buch heißt:

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