Wirtschaftsweise: Nur geringer Schaden durch Teil-Lockdown

Die Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten, rechnen damit, dass die Wirtschaft in Deutschland nicht so stark einbricht wie nach der Finanzkrise. Auch der Teil-Lockdown habe nicht allzu groΓe negative Folgen.
FΓΌhrende Γkonomen erwarten, dass sich die Konjunktur in Deutschland besser entwickelt als zuletzt befΓΌrchtet. Die deutsche Wirtschaft schrumpfe dieses Jahr nur um 5,1 Prozent, schreibt der SachverstΓ€ndigenrat in seinem Jahresgutachten. Im Juni hatte der Rat noch ein Minus von 6,5 Prozent fΓΌr 2020 vorhergesagt.
Die Mitglieder des Rates werden landlΓ€ufig auch als "Wirtschaftsweise" bezeichnet. Sie beraten die Regierung in ΓΆkonomischen Fragen und legen einmal jΓ€hrlich ein Gutachten vor.
Damit fiele der ΓΆkonomische Schaden im Jahr 2020 trotz der Corona-Pandemie geringer aus als nach der Finanzkrise 2008. Im FrΓΌhjahr hatten Experten noch mit einem bis zu doppelt so starken Einbruch der Wirtschaft gerechnet. Die fΓΌnf Wirtschaftsweisen sind damit auch optimistischer als die Bundesregierung, die erwartet, dass die deutsche Volkswirtschaft in diesem Jahr um 5,5 Prozent schrumpft.
Regierungspolitik verleiht der Wirtschaft einen Schub
Insgesamt bewerten die Wirtschaftsweisen die Krisenpolitik der Regierung weitgehend positiv. "Die Politik hat in der Krise rasch und entschlossen gehandelt", heiΓt es in dem Gutachten.
Demnach steigert die Regierung die Wirtschaftsleistung durch ihr Konjunkturpaket alleine im Jahr 2020 um 0,7 bis 1,3 Prozent. Allerdings sei das Paket nicht ΓΌberall zielgenau. Die befristete Senkung der Mehrwertsteuer fΓΌhre etwa nur teilweise zu mehr Konsum.
Teil-Lockdown schadet Wirtschaft nur wenig
Angesichts steigender Infektionszahlen sieht das fΓΌnfkΓΆpfige Gremium jedoch groΓe wirtschaftliche Risiken. "Die Corona-Krise ist noch nicht bewΓ€ltigt", erklΓ€rte Lars Feld, Vorsitzender des SachverstΓ€ndigenrates.
Im Winter werde die Wirtschaftsleistung den Γkonomen zufolge nicht zulegen. Gleichzeitig schΓ€tzen die Wirtschaftsweisen, dass der Teil-Lockdown mit unter anderem geschlossenen Restaurants, Hotels und Kinos vergleichsweise glimpfliche ΓΆkonomische Folgen habe. Der Grund: Die betroffenen Branchen hΓ€tten keinen groΓen Anteil an der Unternehmenslandschaft.
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Die Wirtschaftsleistung werde durch die steigenden Infektionszahlen und die jΓΌngsten Anti-Corona-MaΓnahmen der Regierung in diesem und nΓ€chstem Jahr nur um je 0,2 Prozent gedrΓΌckt. Selbst wenn der Lockdown auf Dezember ausgeweitet werden sollte und dann auch Teile des Einzelhandels wie AutohΓ€user dichtgemacht werden, drΓΌcke dies die Jahreswerte nur um nochmal etwa den gleichen Betrag.
Im kommenden Jahr erwarten die "Wirtschaftsweisen" ein Wachstum von 3,7 Prozent. Allerdings steht auch dies unter Vorbehalt. "Sollte es zu massiven EinschrΓ€nkungen der WirtschaftsaktivitΓ€t Γ€hnlich denjenigen im FrΓΌhjahr kommen, ist mit einem stΓ€rkeren RΓΌckgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen", heiΓt es in dem Gutachten.
- Eigene Recherche
- Jahresgutachten: Corona-Krise gemeinsam bewΓ€ltigen, Resilienz und Wachstum stΓ€rken
- SΓΌddeutsche Zeitung: "Wirtschaftsweise sehen bessere Konjunktur"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP