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Corona-Pandemie: Leere Klopapier-Regale – diesmal sind es keine Prepper


Begehrte Rollen
Leere Klopapierregale: Woran liegt's diesmal?


Aktualisiert am 14.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Frau vor leerem Klopapierregal (Symbolbild): Hamstern die Deutschen etwa schon wieder?Vergrößern des Bildes
Frau vor leerem Klopapierregal (Symbolbild): Hamstern die Deutschen etwa schon wieder? (Quelle: Martin Wagner/imago-images-bilder)

Die Corona-Pandemie geht ins dritte Jahr – doch eines hat sich nicht geändert: Die Deutschen stehen weiter vor leeren Toilettenpapierregalen. Wie groß ist das Problem derzeit?

Deutschland macht sich locker, die Corona-Pandemie neigt sich dem vorläufigen Ende zu. Eine Normalisierung des Lebens scheint möglich. Nur bei einer Sache zeigt sich das bislang noch nicht: dem Blick in die Toilettenpapierregale.

Seit der ersten Corona-Welle vor zwei Jahren sind die weißen Rollen Sinnbild für das Konsumverhalten der Deutschen. Damals sorgten Hamsterkäufer für die leeren Regale. Nun, zwei Jahre später, sieht man derlei Bilder erneut in sozialen Netzwerken.

Woran liegt es jetzt, dass die begehrten Papierrollen im Discounter um die Ecke fehlen? Hamstern die Deutschen gar wieder? t-online hat nachgefragt.

"Wenn jeder nur kauft, was er braucht, ist genug für alle da"

Die gute Nachricht vorweg: Hamstern ist offenbar aus der Mode gekommen, die Deutschen scheinen begriffen zu haben, dass vom übermäßigen Klopapier-Kauf die Pandemie auch nicht schneller zu Ende geht. So sagt eine Kaufland-Sprecherin auf Anfrage von t-online: "Wir beobachten kein verändertes Einkaufsverhalten der Kunden."

Alle Filialen würden täglich beliefert, sodass die Warenversorgung sichergestellt sei. "Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, zusätzliche Vorräte anzulegen. Es sind ausreichend Lagerbestände vorhanden: Wenn jeder nur das kauft, was er braucht, ist genug für alle da", so die Sprecherin weiter.

Auch Edeka teilt mit: "Wir beobachten aktuell keine flächendeckende Veränderung des Einkaufsverhaltens der Verbraucher." Man könne "weiterhin eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen. Das gilt auch für Toilettenpapier", so eine Sprecherin.

Allerdings räumt sie ein: "In einigen Sortimentsbereichen ist die Nachfrage in den vergangenen Wochen grundsätzlich auf einem hohen Niveau, auf das sich unsere Logistik aber eingestellt hat." Und weiter: "Sollte es doch einmal bei einzelnen Produkten zu kurzzeitigen Engpässen kommen", könnten Kunden auf andere (Eigen-)Marken umsteigen.

Aldi: "Genug Toilettenpapier für alle da"

Beim Discounter Aldi Süd sieht man auch hin und wieder leere Regale, doch beruhigt gleichzeitig die Kunden. "Auch 2022 ist genug Toilettenpapier für alle da", sagt eine Unternehmenssprecherin t-online.

"Der Artikel ist zwar ein Must-have, gehört jedoch nicht zu den It-Pieces." Als "It-Piece" bezeichnet man in der Modebranche ein Kleidungsstück, das aktuell stark im Trend ist. Klopapier zählt offenbar nicht mehr dazu. "Daher besteht nach wie vor kein Anlass für unsere Kundinnen und Kunden zu hamstern", so die Sprecherin weiter.

Den Grund für die leeren Regale sieht der Discounter vielmehr in der Omikron-Welle. "Die Verbreitung der Omikron-Variante kann auch Auswirkungen auf die Abläufe in den Lieferketten haben. In der Logistik kann es somit etwas länger dauern, um die Ware von A nach B zu schaffen", heißt es seitens Aldi.

Alles halb so schlimm?

Sollten die Kunden beim Toilettenpapier-Einkauf mal leer ausgehen, bestehe kein Anlass zur Sorge. "Die Verfügbarkeit ist gesichert und mit längerfristigen Engpässen rechnen wir nicht." Auch dm und Rewe teilen mit, dass es genügend Klopapier gebe.

Also alles halb so schlimm?

Fast. Denn neben Logistikproblemen aufgrund der Omikron-Welle, die mit einem vergleichsweise hohen Krankenstand zusammenhängen, sorgt noch eine andere Entwicklung für Schwierigkeiten. Und zwar nicht bei den Händlern, sondern bei den Herstellern.

Hohe Preise für Energie und Logistik

Die Klopapier-Industrie steht seit Beginn der Corona-Krise unter Druck. Denn als in der ersten Corona-Welle die Menschen die Rollen hamsterten, kam die Produktion schlicht nicht mehr hinterher. Auf solche Nachfragemengen können sich die Fabriken nur schwerlich einstellen, heißt es aus der Branche.

Die Corona-Lage hat sich zwar wieder etwas entspannt, doch nun leiden die Hersteller unter der Logistik-Krise. Die Folge: Die Rohstoffpreise sind drastisch gestiegen, besonders für den Zellstoff, aus dem Standard-Klopapier besteht. Container für die Verschiffung haben sich ebenfalls dramatisch verteuert.

Doch auch die Produktion der Rollen ist teurer geworden. Die Toilettenpapier-Herstellung ist sehr energieintensiv – die Produzenten spüren daher auch die drastisch gestiegenen Strompreise.

Händler und Hersteller streiten um Preiserhöhungen

Erst im Dezember kündigte mit dem Tempo-Hersteller Essity einer der größten Taschentuch- und Toilettenpapierfirmen an, die Preise um insgesamt knapp 20 Prozent anzuheben. "Was sich die letzten Wochen in unserer Branche getan hat, ist nicht mehr normal", sagte damals Essity-Manager Volker Zöller t-online.

Damit die Hersteller nicht auf den Kosten sitzen bleiben, versuchen sie, diese auf die Händler abzuwälzen – die es wiederum an die Kunden weitergegeben haben oder es noch tun werden. Allerdings: Der Preiskampf ist sehr groß, der Spielraum der Händler ist hier nur begrenzt.

Daher kam es in der Vergangenheit zu Streits zwischen Händlern und Herstellern. So konnte sich Essity laut dem Fachblatt "Lebensmittel Zeitung" nicht mit Edeka einigen. Die Produkte des deutschen Herstellers Hakle seien dagegen nicht in Rewe-Filialen zu finden, schreibt die Zeitung weiter. Auch hier stünde eine Einigung aus.

Auf Anfrage wollen sich die Händler nicht zu ihrer "Preisstrategie" und Verhandlungen mit den Produzenten äußern. Fakt ist trotz alledem: Hamstern lohnt sich nicht – außer bei den gleichnamigen Haustieren.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfragen an Kaufland, Aldi Süd, Edeka, Rewe, dm
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