Clever vorsorgen So retten Sie Ihre Rente
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Die Rente ist alles andere als sicher. Private Vorsorge tut not. Viele klassische Altersvorsorge-Produkte bieten aber eher keine Lösung mehr. Wie es einfacher und besser geht, lesen Sie hier.
Dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten, scheint bei allen angekommen zu sein: Laut der aktuellen Altersvorsorge-Befragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung fürchten 60 Prozent der Deutschen, im Alter von Armut betroffen zu sein.
Ganz so groß, wie die Bundesbürger glauben, ist das Risiko zwar nicht – der Anteil der armutsgefährdeten älteren Menschen in Deutschland wird wissenschaftlichen Prognosen zufolge auch langfristig nicht über 15 Prozent liegen – doch auch das Szenario, den gewohnten Lebensstandard nicht halten zu können, möchte niemand erleben.
Dagegen hilft nur eins: Wir müssen privat für das Alter vorsorgen. Doch das ist gar nicht mehr so einfach wie früher.
Die Börsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie alle zwei Wochen über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Mickrige Garantiezinsen bei Versicherungen
Geschuldet ist das der Null- und Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Klassische Lebens- und Rentenversicherungen bieten kaum noch Rendite, der Garantiezins ist auf mickrige 0,25 Prozent zusammengeschmolzen.
Auch wenn es mittlerweile Policen gibt, die etwas anders gestaltet sind und mehr Rendite bei weniger Sicherheit – Stichwort Garantie – versprechen: Ein Renditebooster sind sie immer noch nicht. Denn die Versicherer müssen unser Geld sehr sicher anlegen. Und dann gibt es eben kaum noch Zinsen, geschweige denn eine auskömmliche Rendite.
Das lange Leben als Risiko
Aber, und das ist die gute Nachricht: Ihr Langlebigkeitsrisiko sichern diese Versicherungen immer noch ab. Denn ein langes Leben kann sehr schnell zum Risiko werden, wenn Ihnen das Geld ausgegangen ist. Eine Lebens- oder Rentenversicherung zahlt Monat für Monat, so lange Ihr Leben dauert. Je länger Sie leben, desto rentabler sind diese Policen.
Die schlechte Nachricht, neben der eher überschaubaren Rendite: Die Verträge sind oft unflexibel und die Gebühren hoch. Wenn Sie vor Ablauf aussteigen wollen, kostet Sie das viel Geld. Und das passiert sehr, sehr häufig.
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Viele dieser Versicherungen werden nämlich gar nicht durchgehalten. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, ist aber eben auf jeden Fall ein sehr teures Vergnügen. Lassen Sie sich deshalb nicht von sogenannten Beratern in diese Verträge hineinquatschen. Prüfen Sie die Angebote genau, am besten gehen Sie damit zu einem unabhängigen Berater oder sogar der Verbraucherzentrale, bevor Sie sie abschließen.
Aktien als Renditebooster für die Altersvorsorge
Ich bin nicht grundsätzlich gegen solche Verträge. Im Gegenteil. Ich selber habe noch eine sehr alte Lebensversicherung mit hohem Garantiezins. Die würde ich niemals kündigen. Die monatlichen Beiträge halten sich aber auch in Grenzen. Genau wie bei meiner privaten Rentenversicherung, die ich erst vor wenigen Jahren abgeschlossen habe – eben mit Blick auf das Langlebigkeitsrisiko. Der Großteil meines Altersvorsorge-Budgets fließt aber in Aktien, genauer in Fonds- und ETF-Sparpläne.
Denn erstens bringen Aktien bei breiter Risikostreuung – deshalb Fonds und ETFs – langfristig die besten Renditen. Und zweitens bleibe ich mit meinen Sparplänen maximal flexibel. Überhaupt ist alles so herrlich einfach. Lesen Sie hier, wie Sie mit einem ETF-Sparplan fürs Alter vorsorgen.
Investieren geht schon mit kleinen Summen
Ich wähle beispielsweise einen ETF auf den Weltaktienindex MSCI World oder einen global investierenden Aktienfonds aus und überlege, wie viel ich investieren möchte. Schon mit ganz kleinen Summen kann es losgehen. Lesen Sie hier, warum sich ein ETF auf den MSCI World lohnt.
Fonds- und ETF-Sparpläne sind ein toller Einstieg an der Börse. Viele Banken und Onlinebroker bieten diese schon mit ganz kleinen Summen an, manchmal ist es eine Sparrate von nur einem Euro, meistens geht es aber mit 25 oder 50 Euro los.
Einfach, flexibel und renditestark
So ein Sparplan ist mit ein paar Klicks ganz einfach eingerichtet, Monat für Monat wird dann die gewünschte Summe investiert, ganz automatisiert. Es braucht auch nur wenige Klicks, um die Sparrate zu erhöhen oder den Sparplan gegebenenfalls auszusetzen. Verkäufe einzelner oder aller Anteile sind jederzeit möglich. Wir bleiben also wirklich maximal flexibel – anders als bei den Knebelverträgen der Versicherer.
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Klar, es gibt keinen Steuervorteil und keine Zulagen, aber dafür eben satte Renditen. Wie satt, das zeigt ein Blick in die Statistik des Fondsverbands BVI: Wenn Sie 20 Jahre lang Monat für Monat 100 Euro in einen Aktienfonds global investiert haben, insgesamt also 24.000 Euro, können Sie sich über eine Depotsumme von 52.544 Euro freuen. Die Rendite liegt bei stolzen 7,3 Prozent pro Jahr – allen Turbulenzen an der Börse zum Trotz. Noch beeindruckender ist das Ergebnis bei einer Spardauer von 30 Jahren: Aus 36.000 Euro werden 120.412 Euro, bei einer Rendite von 7,1 Prozent.
Und jetzt stellen Sie sich das Ergebnis bei einer Sparrate von 200, 300 oder mehr Euro vor! Da kommt mit den Jahren ein ziemliches Sümmchen zusammen, ein schönes Ruhekissen für das Alter. So ein Fonds- oder ETF-Sparplan für die Altersvorsorge ist eine verdammt gute Idee! Angst vor Altersarmut müssen Sie dann nicht mehr haben.