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Alzheimer-Medikament: Ist das endlich der Durchbruch?


Neues Medikament hochwirksam
Ist das der Durchbruch im Kampf gegen Alzheimer?


Aktualisiert am 19.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Aufnahmen des Gehirns: Ein neuer Arzneimitteltyp könnte die Alzheimer-Forschung revolutionieren.Vergrößern des Bildes
Aufnahmen des Gehirns: Ein neuer Arzneimitteltyp könnte die Alzheimer-Forschung revolutionieren. (Quelle: ipopba/getty-images-bilder)

Ein neues Medikament gegen Alzheimer zeigt in Studien eine bessere Wirkung als alle bisherigen Arzneimittel. Experten sprechen von einem "Meilenstein".

1,5 Millionen Deutsche leiden an Alzheimer – eine tückische Krankheit, die mit Gedächtnislücken beginnt und unter anderem zu Sprach- und Wahrnehmungsstörungen führt. Verhalten und Persönlichkeit der Betroffenen ändern sich massiv. Die Krankheit ist fortschreitend, bislang gibt es kein Heilmittel gegen sie.

Als Ursache gelten sogenannte Plaques, Eiweißablagerungen im Gehirn, die die Kommunikation der Nervenzellen stören. Daran beteiligt ist das Protein Beta-Amyloid. Es kommt natürlich im Körper vor und wird im Gehirn gesunder Menschen problemlos gespalten und abgebaut. Bei Alzheimer jedoch verklumpen die Eiweiße und lagern sich zwischen den Nervenzellen wie ein Belag ab.

Antikörper gegen ein Eiweiß

Gegen dieses Protein haben nur verschiedene Hersteller Antikörper-Präparate entwickelt, die Beta-Amyloid binden und entfernen sollen. Zuletzt wurden in den USA Aducanumab und Lecanemab zugelassen, die auch nach diesem Prinzip funktionieren.

Noch besser soll aber Donanemab wirken. Die neusten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass der monoklonale Antikörper das Tempo, in dem die Krankheit voranschreitet, um bis zu 30 Prozent hemmen kann. An der Studie nahmen 1.736 Probanden teil, die sich im Frühstadium der Erkrankung befanden. Sie waren zwischen 60 und 85 Jahre alt, Durchschnittsalter: 73.

In zwei Gruppen unterteilt erhielten die einen über 72 Wochen alle vier Wochen eine Infusion mit dem Wirkstoff. Der anderen Gruppe wurde ein Placebo verabreicht.

Schon nach einem Jahr kaum noch Ablagerungen

Die Studienteilnehmer wurden regelmäßig untersucht, der Zustand ihres Gehirns überprüft. Bald zeigte sich: Die Hälfte der Patienten, die Donanemab bekam, konnte die Behandlung nach einem Jahr abbrechen, da die Hirnablagerungen ausreichend beseitigt waren.

Und: Je früher der Wirkstoff in der Krankheitsgeschichte zum Einsatz kommt, umso wirkungsvoller ist er. Im Unterschied zur Placebo-Gruppe konnten mit Donanemab behandelte Personen mehr von ihrem Alltagsleben erhalten, wie etwa die Möglichkeit, aktuelle Ereignisse zu besprechen, Telefongespräche zu führen oder Hobbys nachzugehen.

Noch bedenkliche Nebenwirkungen

Bedenklich sind jedoch die Nebenwirkungen der Behandlung. Schon in der Veröffentlichung erster Studienergebnisse im Mai wurden sie genannt. 1,5 Prozent der Probanden entwickelte schwere Schwellungen und Blutungen im Gehirn, drei Studienteilnehmer starben. Bei etwa jedem Dritten führte das Medikament zu leichteren Hirnschwellungen.

Auf der Seite der britischen Alzheimer-Gesellschaft erklärt der stellvertretende Forschungsdirektor Richard Oakley: "Die Aufsichtsbehörden müssen diese Nebenwirkungen gegen die Vorteile des Medikaments abwägen." Gleichzeitig lobt er die Entwicklung des Medikaments: "Dies ist wirklich ein Wendepunkt im Kampf gegen Alzheimer, und die Wissenschaft beweist, dass es möglich ist, die Krankheit zu verlangsamen."

In der BBC erklärte Susan Kohlhaas, Forschungsdirektorin bei Alzheimer's Research UK: "Die heutige Ankündigung markiert einen weiteren Meilenstein. Dank jahrzehntelanger Forschung ändern sich die Aussichten für Demenz und ihre Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft endlich und wir treten in eine neue Ära ein, in der die Alzheimer-Krankheit behandelbar werden könnte."

Antikörper-Präparate in der EU noch nicht zugelassen

Wann Donanemab auf den Markt kommt, ist noch unklar. Die britische Arzneimittelbehörde prüft den Wirkstoff, der Hersteller hat außerdem eine Zulassung in den USA beantragt. Dort sind bereits zwei Präparate auf der Basis monoklonaler Antikörper zugelassen. In der EU noch keines.

Im Dezember 2021 lehnte die Europäische Arzneimittelagentur die Zulassung des Medikaments Aducanomab ab, weil sie es als nicht sicher genug und seinen Nutzen nicht als belegt ansah.

Anfang des Jahres wurde in den USA Lecanemab vorläufig und jüngst endgültig zugelassen. Die Hersteller haben auch einen Antrag auf EU-Zulassung gestellt. Damit könnte das Präparat (Handelsname "Leqembi") bald auch in Deutschland verfügbar sein.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • JAMA: "Donanemab in Early Symptomatic Alzheimer Disease" (17. Juli 2023, englisch)
  • BBC: "Drug donanemab seen as turning point in dementia fight" (17. Juli 2023, englisch)
  • Alzheimer's Society: "New drug donanemab is 'a turning point in the fight against" Alzheimer’s' (17. Juli 2023)
  • alzheimer-forschung.de
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