Studie beweist Forscher beweisen: Trauer kann töten

Einen nahestehenden Menschen zu verlieren, kann nicht nur psychisch schwerwiegende Folgen haben. Das beweist eine neue Studie aus Dänemark.
Wer einen geliebten Menschen verliert, erlebt eine Ausnahmesituation. Ein dänisches Forschungsteam hat untersucht, wie stark Angehörige nach dem Tod eines nahestehenden Menschen trauern und welche gesundheitlichen Folgen das hat. Das Ergebnis: Menschen, die über Jahre hinweg stark trauern, haben ein deutlich höheres Risiko, zu erkranken und früher zu sterben.
Das sind typische Trauersymptome
Typische Trauersymptome sind anhaltende Traurigkeit, Weinen, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, emotionale Leere oder Taubheit, Sinnlosigkeit, Schuldgefühle, Konzentrationsprobleme und sozialer Rückzug. Häufig treten auch körperliche Beschwerden wie Erschöpfung, Schmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme oder Atemnot auf. Weitere psychische Symptome umfassen Angst, Wut und Sehnsucht nach der verstorbenen Person. Diese Reaktionen können aber individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Das wurde untersucht
Forscher der Universität Aarhus befragten 1.735 Angehörige von schwer kranken und im Sterben liegenden Patienten. Sie wollten herausfinden, ob sich verschiedene "Trauerverläufe" – sogenannte Trajektorien – unterschiedlich auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirken. Dabei wurde der psychische Zustand der Teilnehmer an drei Zeitpunkten erfasst:
- kurz vor dem Tod des geliebten Menschen,
- sechs Monate nach dem Verlust,
- sowie drei Jahre danach.
Die Ergebnisse zeigen: Hinterbliebene mit stark ausgeprägten Trauersymptomen starben fast viermal häufiger im Beobachtungszeitraum von zehn Jahren als weniger stark Betroffene. Im Untersuchungszeitraum verstarben 26,5 Prozent der Angehörigen mit intensiver Trauer, bei den weniger stark Betroffenen waren es nur 7,3 Prozent.
Als stark trauernd galten in der Studie jene, die mehr als die Hälfte von neun typischen Trauersymptomen zeigten. Dazu zählten emotionale Taubheit, das Gefühl von Sinnlosigkeit, Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren und Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Identität.
Das sagen die Forscher
"Diese Gruppe braucht besondere Aufmerksamkeit", sagte Studienautorin Nielsen gegenüber CNN. Schon vor dem Tod seien diese Menschen oft belastet – durch Armut, Vorerkrankungen oder soziale Isolation.
Neben der erhöhten Sterblichkeit beobachteten die Forschenden auch:
- eine deutlich häufigere Einnahme von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln,
- mehr Hausarztbesuche – auch Jahre nach dem Trauerfall,
- häufigere Kontakte zu Psychologen und Psychiatern.
Laut den Wissenschaftlern zeigt dies, dass für manche die vorhandene Unterstützung nicht ausreicht. Die Trauer bleibt und wird zur chronischen Belastung. Anhaltender Trauerstress kann zu erhöhtem Blutdruck, erhöhtem Cortisolspiegel, einem höheren Diabetesrisiko und psychischen Problemen führen, erklärte die nicht an der Studie beteiligte Kardiologin Sian Harding bei CNN.
Das Herz kann tatsächlich brechen
Auch wenn die Studie keine Todesursachen erfasste, passen die Ergebnisse zu früheren Erkenntnissen über das sogenannte Broken-Heart-Syndrom. Dieses kann durch extremen Stress, wie etwa nach einem Trauerfall, ausgelöst werden und zu einer akuten Herzschwäche führen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Harding erklärt: "Es war für mich keine besondere Überraschung, dass diese besondere Form von Stress, wenn sie länger anhält, schädliche Auswirkungen auf den Körper hat. Sie kann sich insbesondere in Herzkrankheiten, aber auch in anderen Dingen äußern."
Die Forscher sehen Hausärzte in einer Schlüsselrolle: Sie könnten bereits in der Krankheitsphase des verstorbenen Angehörigen erkennen, wer besonders gefährdet ist. Gespräche oder gezielte Fragebögen könnten helfen, gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren und zu unterstützen – zum Beispiel durch psychologische Beratung, Online-Hilfen oder andere niedrigschwellige Angebote.
Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.
- frontiersin.org: "Sudden and unexpected death of a loved one: A systematic review of health consequences" (Englisch)
- cnn.com: "Can you die of a broken heart? Bereavement may raise the risk of atrial fibrillation, study says" (Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.