Neue Studie Wie häufig Sie Stuhlgang haben, beeinflusst Ihr Krankheitsrisiko
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verstopfungen können ein Risikofaktor für Nierenschäden und Parkinson sein. Das haben Forschende in einer neuen Studie herausgefunden.
Wer häufig unter Verstopfung leidet, hat damit eigentlich genug Probleme. Nun haben Forschende der Universität von Washington (USA) herausgefunden, dass seltener Stuhlgang auch mit der Entstehung chronischer Krankheiten zusammenhängt. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Cell" veröffentlicht.
Verstopfung: Mehr giftige Abbauprodukte im Darm
Für die Studie analysierte das Forscherteam den Stuhl und die Blutproben von rund 1.400 gesunden Amerikanern. Zudem befragten sie die Probanden zu ihrem Stuhlgang, ihren Ernährungsgewohnheiten, ihrer körperlichen Betätigung und ihrem Stressniveau. Ziel war es, herauszufinden, wie die Häufigkeit des Stuhlgangs mit den enthaltenen Darmbakterien und der Entwicklung chronischer Krankheiten zusammenhängt.
Das Ergebnis: Bei Probanden, die ein- bis zweimal am Tag Stuhlgang hatten, waren die guten Bakterien besonders stark vertreten. Sie fermentieren vorrangig Ballaststoffe und produzieren dabei Vitamine und kurzkettige Fettsäuren.
Bei Menschen, die weniger als zweimal pro Woche (Verstopfungen) oder mehr als viermal pro Tag (Durchfall) Stuhlgang hatten, waren dagegen Bakterien besonders stark vorhanden, die eher Proteine fermentieren. Bei diesem Vorgang können giftige Abbauprodukte entstehen, darunter das sogenannte Toxin 3-Indoxylsulfat. Gerade bei Probanden mit Verstopfung war dieses Abbauprodukt im Blut besonders häufig nachzuweisen.
Bakterien-Toxin mit verschiedenen Krankheiten assoziiert
Mikrobielle Toxine wie das 3-Indoxylsulfat stehen schon seit Längerem in Verdacht, Organschäden an Nieren und Leber sowie neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer auszulösen. Denn bei Menschen mit diesen Erkrankungen sind ebenfalls hohe Konzentrationen dieser Toxine nachzuweisen. Ob es sich dabei jedoch um einen Zufall handelte, war bis dato nicht bekannt.
Dass Verstopfungen bereits bei gesunden Menschen zu hohen Toxin-Konzentrationen im Blut führen, ist für die Forschenden daher ein wichtiges Ergebnis. Denn es zeigt ihnen zufolge, dass Verstopfungen bereits bei gesunden Menschen Risikofaktoren dieser Erkrankungen sind. Wenngleich die Autoren davon ausgehen, dass die mikrobiellen Toxine die Organschäden direkt verursachen, weisen sie jedoch selbst darauf hin, dass die genauen Zusammenhänge noch nicht endgültig bekannt sind.
- Lesen Sie auch: Verstopfung – das können Sie dagegen tun
Darmgesundheit sollte Priorität werden
Auch wenn die Studie also noch keinen endgültigen Zusammenhang zwischen Verstopfungen und chronischen Erkrankungen liefern kann, so macht sie doch darauf aufmerksam, wie wichtig ein gesunder Darm ist. Für die Studienautoren ist klar, dass Menschen frühzeitig auf ihre Darmgesundheit achten sollten: "Insgesamt zeigt diese Studie, wie die Häufigkeit des Stuhlgangs alle Körpersysteme beeinflussen kann", sagte Sean Gibbons, Studienautor in einer Pressemitteilung.
Allgemein gilt ein regelmäßiger Stuhlgang als förderlich für die Gesundheit. Ballaststoffreiche Ernährung, ausreichendes Trinken und regelmäßige Bewegung können zu einem gesunden und regelmäßigen Stuhlgang beitragen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- cell.com: "Aberrant bowel movement frequencies coincide with increased microbe-derived blood metabolites associated with reduced organ function". (Stand: Juli 2024; englisch)
- eurekalert.org: "Timing is everything: Study finds link between bowel movement frequency and overall health". (Stand: Juli 2024; englisch)