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Brustkrebs: Mammografie-Screening verringert Sterblichkeit deutlich


Forscher ziehen Bilanz
30 Prozent geringeres Risiko: Das schützt effektiv vor Brustkrebs

Von t-online, mra

10.07.2025 - 11:42 UhrLesedauer: 3 Min.
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Screeningmethode: Mit einer Mammografie lassen sich Tumore oft finden, bevor sie sich ertasten lassen. (Quelle: izusek/getty-images-bilder)
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Seit 20 Jahren gibt es in Deutschland ein kostenloses Früherkennungsprogramm für Brustkrebs. Neue Daten zeigen jetzt, wie wirksam es wirklich ist.

Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jedes Jahr trifft sie rund 75.000 Patientinnen – etwa 18.500 sterben daran. Doch viele dieser Todesfälle ließen sich vermeiden, zeigt eine aktuelle Auswertung im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS).

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Die Untersuchung belegt: Das Mammografie-Screening senkt die Brustkrebssterblichkeit deutlich – um 20 bis 30 Prozent. Seit der Einführung vor zwei Jahrzehnten haben auf diese Weise Tausende Frauen überlebt, die ohne Screening vermutlich gestorben wären.

"Dabei handelt es sich um eine konservative Schätzung", sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Der Nutzen werde eher noch unterschätzt. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken sagte, die Ergebnisse seien eine sehr gute Nachricht für alle Frauen, die eine Einladung zum Screening erhielten. Sie könnten darauf vertrauen, dass eine Teilnahme nachweislich von Nutzen sei.

Die Studie berücksichtigte Krankenkassen- und Krebsregisterdaten aus den Jahren 2009 bis 2018 – sie ist laut BfS für ganz Deutschland repräsentativ.

Gut zu wissen

Mit einer Mammografie lassen sich Tumore oft finden, bevor sie sich ertasten lassen – und je früher ein Karzinom erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Fortgeschrittener Brustkrebs, bei dem es bereits Metastasen gibt, ist nach wie vor in der Regel nicht heilbar.

Röntgenuntersuchung alle zwei Jahre

Im Zuge des Programms können Frauen im Alter von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre eine Röntgenuntersuchung der Brust zur Früherkennung in Anspruch nehmen. Bundesweit gibt es laut BfS 95 zertifizierte Screeningzentren. Frauen, bei denen Symptome bestehen oder ein Verdacht auf Brustkrebs vorliegt, erhalten Mammografien zudem im Rahmen der allgemeinen Versorgung. Der Effekt dieser Untersuchungen wurde in der Studie nicht untersucht.

Zusätzliches Krebsrisiko, vermeintliche Sicherheit

Wie bei jeder medizinischen Maßnahme müssen Nutzen und Risiken gegeneinander abgewogen werden. Im Fall der Mammografie überwiegt der Studie zufolge der Nutzen deutlich. Zwar sind alle Teilnehmerinnen einer geringen Strahlenbelastung ausgesetzt – doch die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch ein zusätzlicher Tumor entsteht, liegt laut Angaben bei nur etwa 7 zu 100.000. "Das ist eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit", erklärt Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Frauenklinik am Marienhospital Bottrop.

Trotzdem halten sich in der Bevölkerung Vorbehalte – etwa wegen vermeintlicher Sicherheit nach unauffälliger Untersuchung oder möglicher Übertherapien, also Behandlungen von Tumoren, die keine Gefahr darstellen würden. Solche Risiken bestehen, sind aber im Vergleich zum lebensrettenden Potenzial des Screenings gering.

Mammografie kann auch an ihre Grenzen stoßen

Doch das Verfahren hat auch Schwächen. Die Mammografie liefert bei sehr dichtem Brustgewebe häufig keine eindeutigen Ergebnisse. Etwa zehn Prozent der Frauen sind davon betroffen. Studien zeigen: In dieser Gruppe wird ein erheblicher Teil der Tumore nicht erkannt und sie gelten nach der Mammografie zunächst als gesund. Ihre Karzinome werden erst bei späteren Untersuchungen entdeckt – häufig durch Tasten oder bei der nächsten Screeningrunde.

Hinzu kommt: Rund 16 Prozent der beim Screening entdeckten Tumore haben bereits Metastasen gebildet – zu viele davon gelten als biologisch aggressiv und wurden zu spät erkannt.

Radiologin Christiane Kuhl von der RWTH Aachen fordert deshalb, das Screening individueller zu gestalten. Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe sollten zusätzlich andere Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) angeboten bekommen – denn gerade aggressive Tumore ließen sich damit besonders gut erkennen.

MRT – bei vielen Frauen die weitaus bessere Wahl?

Auch die Europäische Gesellschaft für Brustbildgebung (EUSOBI) empfiehlt, Frauen mit extrem dichtem Brustgewebe alle zwei bis vier Jahre ein MRT anzubieten – zusätzlich zur Mammografie. Doch in Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen diese Untersuchung nur bei nachweislich erhöhtem Risiko, etwa durch eine BRCA1- oder BRCA2-Genmutation oder familiäre Vorbelastung. Ansonsten müssen Frauen die Kosten von rund 350 Euro selbst tragen.

Mehr Heilungschancen durch zertifizierte Zentren

Ein positiver Nebeneffekt des Screeningprogramms: Es verbessert auch die Behandlung. Denn Frauen mit auffälligem Befund werden automatisch an zertifizierte Brustzentren weitergeleitet – dort arbeiten Teams, die nach festgelegten Qualitätsstandards behandeln.

Dies mache sich deutlich bei der Sterblichkeitsrate bemerkbar, erklärt Kolberg. Derzeit werden jährlich noch etwa 8.000 Frauen außerhalb dieser spezialisierten Einrichtungen behandelt – das müsse sich dringend ändern.

Ausweitung auf Jüngere geplant

Künftig sollen auch Frauen ab 45 Jahren von der Mammografie profitieren. Laut Bundesamt für Strahlenschutz reduziert das Screening in der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen die Brustkrebssterblichkeit ebenfalls um rund 20 Prozent. Jährlich erkranken in dieser Altersgruppe etwa 5.000 Frauen.

Die Empfehlung des BfS lautet daher klar: Die Altersgrenze für die Teilnahme sollte von derzeit 50 auf 45 Jahre gesenkt werden. Eine Entscheidung steht noch aus – das Bundesgesundheitsministerium prüft die Umsetzung.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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