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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eltern und Patienten zunehmend besorgt Engpass bei ADHS-Medikamenten spitzt sich zu

Wieder ein besorgniserregender Medikamentenengpass – dieses Mal trifft es einen Wirkstoff gegen ADHS. Was Betroffene jetzt wissen sollten.
Wer ADHS hat und auf Medikamente angewiesen ist, steht aktuell oft mit leeren Händen da. Besonders betroffen: das häufig eingesetzte Methylphenidat. Fachgesellschaften raten Patienten deshalb, dringend ärztliche Hilfe zu suchen.
ADHS: Methylphenidat fehlt seit Längerem
Seit über einem Jahr sind Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat (Handelsname u. a. Ritalin) in Deutschland nur schwer erhältlich. Jetzt verschärft sich die Lage erneut. Zahlreiche Präparate sind laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit nicht lieferbar – darunter besonders häufig verordnete Tabletten der Hersteller Hexal und Ratiopharm (Stand: 10.5.2025).
Laut Hexal soll der Ausfall voraussichtlich bis Ende Juli andauern. Als Ursache nennt das Unternehmen eine erhöhte Nachfrage.
So wirkt Methylphenidat
Methylphenidat ist ein zentralnervös stimulierender Wirkstoff zur Behandlung der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Er hemmt die Wiederaufnahme der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin und steigert dadurch ihre Konzentration im Gehirn.
Lesen Sie auch: Das sind die Symptome von ADHS je nach Alter
Engpässe auch bei Alternativen
Als Alternativmedikament kommt Atomoxetin infrage. Es hemmt selektiv die Wiederaufnahme von Noradrenalin im Gehirn und ist bereits für Kinder ab sechs Jahren zugelassen. Doch auch Atomoxetin ist nicht flächendeckend verfügbar. Der Anteil dieses Wirkstoffs an den ADHS-Behandlungen liegt lediglich bei vier Prozent – im Vergleich dazu macht Methylphenidat rund 77 Prozent der Therapien aus.
Ärztlicher Rat ist jetzt entscheidend
Eltern von Kindern mit ADHS sowie betroffene Erwachsene stehen vor einer schwierigen Situation: Was also tun, wenn das gewohnte Medikament nicht mehr verfügbar ist?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) sowie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) raten in einer gemeinsamen Stellungnahme: Betroffene sollten sich umgehend mit ihren behandelnden Ärzten in Verbindung setzen. Diese können gemeinsam mit den Patienten entscheiden, ob ein anderer Wirkstoff infrage kommt.
Mögliche Alternativen für Methylphenidat sind:
- Lisdexamfetamin (Handelsname u. a. Elvanse)
- Dexamfetamin (Handelsname u. a. Attentin)
- Guanfacin (Handelsname u. a. Intuniv)
Wichtig ist auch: Wer betroffen ist, sollte nicht eigenständig handeln und etwa Ersatzpräparate einnehmen oder Medikamente aus zweifelhaften Quellen beziehen. Dies kann der Gesundheit schaden und den Therapieerfolg gefährden.
- anwendungen.pharmnet-bund.de: "Veröffentlichte Lieferengpassmeldungen"
- gelbe-liste.de: "Methylphenidat"
- apotheke-adhoc.de: "ADHS: Engpass bei Methylphenidat und Alternativen"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.