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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hochwirksam und hochpreisig Das sind die 20 teuersten Medikamente in Deutschland

Medikamente zur Behandlung seltener Krankheiten kosten in Deutschland teils über hunderttausend Euro. Ein aktuelles Ranking beleuchtet die teuersten Präparate.
Medikamente werden immer teurer – besonders solche, die seltene und schwere Erkrankungen behandeln. Gentherapien oder spezialisierte Enzymersatzbehandlungen etwa schlagen mit mehreren Zehntausend bis über Hunderttausend Euro pro Packung zu Buche. Warum diese Arzneimittel so kostspielig sind – und wogegen sie eingesetzt werden:
Die 20 teuersten Medikamente in Deutschland (Preis pro Packung)
- Fabhalta Hartkapseln – 112.401 Euro
Wirkstoff: Iptacopan
Einsatz: Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH), einer seltenen Bluterkrankung - Berinert Injektionslösung – 101.060 Euro
Wirkstoff: humaner C1-Esterase-Inhibitor
Einsatz: Therapie des hereditären Angioödems Typ I und II (HAE), einer schweren Erbkrankheit mit Schwellungen - Xenpozyme Infusionslösung – 88.921 Euro
Wirkstoff: Olipudase alfa
Einsatz: Behandlung der Sphingomyelinase-Defizienz (Morbus Niemann-Pick Typ A und B), einer seltenen Stoffwechselkrankheit - Cerdegla Hartkapseln – 88.913 Euro
Wirkstoff: Eliglustat
Einsatz: Morbus Gaucher Typ 1, eine genetische Fettstoffwechselstörung - Skyclarys Hartkapseln – 85.366 Euro
Wirkstoff: Omaveloxolon
Einsatz: Friedreich-Ataxie, eine seltene neurodegenerative Erkrankung - Amvuttra Injektionslösung – 79.799 Euro
Wirkstoff: Vutrisiran
Einsatz: Hereditäre Transthyretin-Amyloidose (hATTR), eine seltene Eiweißablagerungskrankheit - Spinraza Injektionslösung – 79.681 Euro
Wirkstoff: Nusinersen
Einsatz: 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie, eine genetisch bedingte Muskelschwäche - Cerezyme Infusionslösung – 71.458 Euro
Wirkstoff: Imiglucerase
Einsatz: Morbus Gaucher - Andembry Injektionslösung – 69.114 Euro
Wirkstoff: Garadacimab
Einsatz: Hereditäres Angioödem (HAE) - Vpriv Infusionslösung – 68.875 Euro
Wirkstoff: Velaglucerase alfa
Einsatz: Morbus Gaucher Typ 1 - Myalepta Injektionslösung – 66.719 Euro
Wirkstoff: Metreleptin
Einsatz: Lipodystrophie mit Leptinmangel, eine seltene Fettverteilungsstörung - Takhzyro Injektionslösung – 64.522 Euro
Wirkstoff: Lanadelumab
Einsatz: Hereditäres Angioödem (HAE) - Kovaltry Injektionslösung – 62.225 Euro
Wirkstoff: Octocog alfa
Einsatz: Hämophilie A, eine angeborene Blutgerinnungsstörung - Fabrazyme Infusionslösung – 60.288 Euro
Wirkstoff: Agalsidase beta
Einsatz: Morbus Fabry, ein Enzymmangel - Uplinza Infusionslösung – 55.913 Euro
Wirkstoff: Inebilizumab
Einsatz: Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD), eine seltene Autoimmunerkrankung - Oxlumo Injektionslösung – 55.775 Euro
Wirkstoff: Lumasiran
Einsatz: Primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1), eine Stoffwechselerkrankung - Orladeyo Hartkapseln – 51.633 Euro
Wirkstoff: Berotralstat
Einsatz: Hereditäres Angioödem (HAE) - Strensiq Injektionslösung – 47.077 Euro
Wirkstoff: Asfotase alfa
Einsatz: Hypophosphatasie (HPP), eine seltene Knochenstoffwechselstörung - Givlaari Injektionslösung – 42.347 Euro
Wirkstoff: Givosiran
Einsatz: Akute hepatische Porphyrie (AHP), eine Stoffwechselerkrankung - Pombiliti Infusionslösung – 42.322 Euro
Wirkstoff: Cipaglucosidase alfa
Einsatz: Morbus Pompe, ein Enzymmangel
Warum sind diese Medikamente so teuer?
Die hohen Preise dieser Arzneimittel haben mehrere Ursachen: Viele sind sogenannte Orphan Drugs, also Medikamente gegen seltene Krankheiten, für die nur wenige Patienten infrage kommen. Die Entwicklung solcher Therapien erfordert hohe Investitionen in Forschung und klinische Studien, die sich auf wenige Anwender verteilen.
Hinzu kommen aufwendige Herstellungsverfahren, oft biologischer Natur, wie bei Enzymersatztherapien oder Gentherapien. Die Produktion ist komplex und kostet viel Zeit und Geld. Außerdem nutzen Hersteller die Möglichkeit, für solche Spezialpräparate sehr hohe Preise zu verlangen, da die Behandlungsalternativen oft fehlen und der Nutzen für die Patienten erheblich ist.
Zudem sind die Zulassungsprozesse für diese Arzneimittel besonders streng und aufwendig. Die Kombination aus hohen Entwicklungskosten, geringer Stückzahl und hohem therapeutischem Wert führt zu Preisen, die sich im Millionenbereich bewegen können.

Das teuerste Medikament der Welt: Zolgensma
An der Spitze der weltweiten Preisliste steht Zolgensma, eine Gentherapie zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA) bei Kindern. Mit Kosten von über zwei Millionen Euro pro Behandlung gilt Zolgensma als das teuerste Medikament der Welt. Die einmalige Injektion ersetzt das defekte Gen, das bei SMA für den fortschreitenden Muskelschwund verantwortlich ist. Die extrem hohen Entwicklungskosten und die komplexe Herstellung machen diese Therapie so kostspielig.
Lebensrettende Therapien – zu einem hohen Preis
Die Liste zeigt eindrücklich, wie hoch die Kosten für spezialisierte Therapien in Deutschland sind. Seit Jahren wird die Finanzierung dieser Medikamente kontrovers diskutiert. Einerseits müssen Patienten den Zugang zu lebenswichtigen Therapien erhalten, andererseits dürfen die Kosten das Gesundheitssystem nicht übermäßig belasten. Politik, Krankenkassen und Hersteller suchen deshalb nach Lösungen. Ein verbindlicher Konsens steht allerdings noch aus.
- apotheke-adhoc.de: "Die 100 teuersten Arzneimittel in Deutschland"
- aerzteblatt.de: "Zolgensma: Wie das teuerste Medikament der Welt eingesetzt werden sollte"
- bfarm.de: "Orphan Drugs"
- aerzteblatt.de: "Arzneimittel: Immer mehr hochpreisige Präparate"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.