Neue Risiko-Kombination Dieses gefährliche Doppel lässt das Gedächtnis schneller altern

Vergesslichkeit kann eine normale altersbedingte Veränderung sein, aber auch auf eine Demenz hindeuten. Zwei Gesundheitsfaktoren scheinen das Phänomen zu beschleunigen.
Wie gut ist das eigene Erinnerungsvermögen noch? Wann beginnt der kognitive Abbau – und was sind seine Ursachen? Die Vorstufe von Demenz wird intensiv erforscht. Die Alzheimer-Erkrankung nimmt hierbei eine besondere Rolle ein, denn sie ist die häufigste Form von Demenz. Ein typisches Symptom ist der Gedächtnisverlust. Jüngst fanden Forscher vier Krankheitspfade, die in Alzheimer münden können.
Diese Risikofaktoren wurden untersucht
Nun hat ein Forschungsteam der Universität Genf untersucht, welche Rolle zwei bekannte Risikofaktoren im Besonderen spielen.
Dazu wurden die Daten von 33.000 Menschen im Alter von über 50 Jahren aus zwölf europäischen Ländern analysiert. Über rund 20 Jahre wurden Parameter wie die Gedächtnisleistung, soziale Kontakte, Hörfähigkeit und subjektiv empfundene Einsamkeit regelmäßig abgefragt.
Diese kognitiven Tests wurden gemacht
Zur Erfassung des kognitiven Abbaus konzentrierte sich die Studie auf drei zentrale Bereiche der Gedächtnisleistung, die alle zwei Jahre erhoben wurden:
- Sofortige Erinnerung: Dabei wird mittels Wortwiederholungen die Merkfähigkeit und die direkte Informationsverarbeitung gemessen.
- Verzögerte Erinnerung: Dieser Test bewertet das Langzeitgedächtnis – also wie gut Informationen über eine gewisse Zeit hinweg gespeichert werden.
- Sprachgewandtheit: Gemeint ist die Fähigkeit zur sprachlichen Äußerung sowie die mentale Flexibilität und die Fähigkeit, Wissen schnell abzurufen.
Menschliche Kontakte als Schlüsselfunktion
Soziale Interaktion gilt als einer der Schlüssel zur Erhaltung der Gedächtnisleistung. Daher bildeten die Forscher unter den Probanden drei Gruppen:
- Menschen, die isoliert und einsam sind.
- Menschen, die isoliert, aber nicht einsam sind.
- Menschen, die nicht isoliert, aber dennoch einsam sind.
Es zeigte sich: In der dritten Gruppe – Menschen, die zwar sozial integriert sind, sich aber innerlich einsam fühlen – war der Verlust der Gedächtnisleistung am deutlichsten, sobald auch eine unbehandelte Hörminderung vorlag.
Das unterscheidet soziale Isolation von Einsamkeit
Soziale Isolation beschreibt den objektiven Zustand, wenig oder keine sozialen Kontakte zu haben. Einsamkeit hingegen ist ein subjektives Gefühl, bei dem die Realität nicht den gewünschten sozialen Kontakten (etwa Anzahl oder Nähegrad) entspricht. Man kann sozial isoliert sein, ohne sich einsam zu fühlen, und sich einsam fühlen, obwohl man viele Kontakte hat.
Wie Hören, Einsamkeit und Kognition zusammenhängen
Die Forscher führen diesen Effekt auf mehrere Mechanismen zurück: Wer nicht gut hört, meidet häufiger Gespräche – sie sind zu anstrengend, zu frustrierend, manchmal auch beschämend. Das führt zu weniger Austausch, zu weniger geistiger Anregung. Gleichzeitig belastet Einsamkeit das Wohlbefinden – sie erhöht Stress und kann depressive Symptome verstärken. In Kombination verstärken sich diese Effekte offenbar gegenseitig.
Faktoren sind behandelbar
Die Studie liefert aber auch eine wichtige Erkenntnis: Die betroffenen Menschen sind meist nicht vollständig isoliert. Sie haben durchaus soziale Kontakte, empfinden sich aber in deren Nähe als einsam, was durch Sinnesdefizite wie Hörverlust verstärkt wird.
Beide Faktoren sind behandelbar: Hörgeräte können helfen, die soziale Teilhabe zu verbessern. Unabhängig davon, wie oft man unter Menschen ist – wer sich dauerhaft innerlich zurückgezogen fühlt, sollte dieses Gefühl ernst nehmen und mit seinem Arzt darüber sprechen.
- journals.plos.org: "A longitudinal investigation of social media use, mental health, and memory failures in young adults" (Englisch)
- scitechdaily.com: "This Surprising Health Duo Is Quietly Destroying Your Memory" (Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.