Biologischer Wendepunkt Ab diesem Alter altern die Menschen
Wann werden wir alt? Diese Frage bewegt viele Menschen. Forscher haben nun eine erweiterte Antwort gefunden.
Ist Alterung ein kontinuierlicher Prozess? Nicht in den jüngeren Jahren, fanden chinesische Forscher inzwischen heraus. Ab einem bestimmten Alter setzen jedoch Reifungsprozesse ein. Der menschliche Körper wandelt sich demnach nicht gleichmäßig. Stattdessen gibt es eine Phase, in der sich viele Veränderungen plötzlich beschleunigen – und manche Organe altern deutlich schneller als andere. Das hatte bereits eine aktuelle Studie der Stanford Universität ergeben, die mit einem Bluttest die beiden wichtigsten Organsysteme ermittelte, deren Gesundheit das Sterberisiko senkt.
So lief die neue Studie ab
Ein Team von Wissenschaftlern in China untersuchte Gewebeproben von 76 Menschen im Alter von 14 bis 68 Jahren. Die Menschen waren durch einen Unfall gestorben. Die Proben stammten aus sieben Körpersystemen – darunter Herz, Leber, Lunge, Haut, Milz, Muskeln und Blutgefäße. Auch Blut wurde untersucht.
Dieses Alter ist der Wendepunkt
Die Analyse zeigte: Rund um das 50. Lebensjahr verändert sich die Zusammensetzung der Proteine in vielen Organen besonders stark. Die Forscher sprechen von einem biologischen Wendepunkt, ab dem der Alterungsprozess deutlich an Fahrt aufnimmt. Besonders betroffen war die Aorta – die größte Schlagader des Körpers. Auch in der Milz und der Bauchspeicheldrüse veränderte sich das Proteinmuster auffällig.
Zudem identifizierten die Wissenschaftler 48 Eiweiße, die mit typischen altersbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber oder Gewebeverhärtungen in Verbindung stehen. Diese traten mit zunehmendem Alter häufiger auf.
Protein in alten Blutgefäßen
Um herauszufinden, ob bestimmte Eiweiße tatsächlich das Altern beeinflussen, führten die Forscher einen Versuch mit Mäusen durch. Sie spritzten jungen Mäusen ein Protein, das in alten Blutgefäßen häufig vorkommt. Das Ergebnis: Die Mäuse waren weniger fit, hatten eine schwächere Griffkraft und schlechtere Koordination – alles typische Zeichen für ein höheres Alter.
Nicht alle Organe altern gleich
Die Studie zeigt: Der Alterungsprozess verläuft nicht linear und betrifft nicht alle Organe gleichzeitig. Stattdessen altern Gewebe in Etappen – und manche deutlich früher als andere. Die Forscher sehen die Ursache unter anderem in einer zunehmenden Störung der sogenannten Proteostase – also dem Gleichgewicht beim Auf- und Abbau von Eiweißen im Körper. Vereinfacht gesagt: Im Alter hat der Körper zunehmend Schwierigkeiten, seine Eiweiße im Gleichgewicht zu halten ("gestörte Proteostase").
Die Ergebnisse passen zu früheren Studien, die bereits zwei Phasen des beschleunigten Alterns festgestellt hatten – rund um das 44. und das 60. Lebensjahr. Die neue Untersuchung deutet nun auf einen zusätzlichen Wendepunkt um das 50. Lebensjahr hin.
Hoffnung für die Zukunft
"Unsere Studie hilft dabei, ein genaueres Bild des Alterungsprozesses zu zeichnen", schreiben die Autoren. Ziel sei es, besser zu verstehen, welche Organe wann besonders anfällig werden – und wie man gezielt gegensteuern kann.
Langfristig könnten solche Erkenntnisse helfen, neue Therapien gegen altersbedingte Krankheiten zu entwickeln – etwa durch Eingriffe in die Eiweißregulation der Zellen.
- cell.com: "An Atlas of Human Aging at Single-Cell Resolution" (Englisch, kostenpflichtig)
- sciencealert.com: "Study Reveals Turning Point When Your Body’s Aging Accelerates" (Englisch
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.