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Tückische Volkskrankheit - Ein Betroffener erzählt: Das Leben mit einem schwachen Herz


Tückische Volkskrankheit
Ein Betroffener erzählt: Das Leben mit einem schwachen Herz

Von dpa
Aktualisiert am 18.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Ein geschwächtes Herz lässt sich nicht mehr reparieren, aber mit Bewegung und Medikamenten kann man die Symptome lindern.Vergrößern des BildesEin geschwächtes Herz lässt sich nicht mehr reparieren, aber mit Bewegung und Medikamenten kann man die Symptome lindern. (Quelle: dpa-infografik GmbH/dpa-Themendienst/dpa./dpa)
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München (dpa/tmn) - Der Herzinfarkt kam stumm und war doch spürbar. Das wurde Günter Marx allerdings erst im Nachhinein klar, nachdem vor gut einem Jahr sein Leben auf den Kopf gestellt wurde.

"Ende September, Anfang Oktober habe ich schon gemerkt, dass ich immer schwächer beim Treten wurde", erinnert sich der Rentner an den Herbst 2019. Marx, damals 82 Jahre alt, radelte an einem schönen Tag schon mal 20 bis 30 Kilometer. Doch das ging nun immer schlechter.

Auch nachts sei er immer häufiger wach geworden und habe kaum Luft bekommen, erzählt Marx. "Schließlich bin ich zum Hausarzt gegangen, weil ich wissen wollte, warum ich so müde bin."

An das Datum erinnert sich Günter Marx genau: der 5. November. Der Hausarzt schickte ihn zum Kardiologen, der schickte ihn ins Krankenhaus. Dort wurden ihm sechs Stents gesetzt. Das sind kleine Gefäßstützen, die verengte Blutgefäße offenhalten.

Der stumme Infarkt

Marx hatte das, was Mediziner einen stummen Herzinfarkt nennen. Dieser äußert sich nicht durch typische Infarktbeschwerden wie starke Brustschmerzen, sondern subtiler, beispielsweise durch Schwächegefühl und Luftnot. Oft wird er erst nach Monaten oder gar Jahren erkannt.

Marx hat inzwischen eine Reha hinter sich, ihm wurde ein Defibrillator eingesetzt, er muss starke Medikamente nehmen. "Ich habe jetzt eine Herzschwäche", sagt er. Damit ist er Schätzungen zufolge einer von drei bis vier Millionen Menschen in Deutschland, mehr als 40.000 sterben hierzulande jährlich daran.

Eine Herzschwäche, auch als Herzinsuffizienz bezeichnet, kann verschiedene Auslöser haben - besonders häufig sind eine koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck. "Wird etwa ein Herzinfarkt übersehen oder nicht bemerkt, kann das zu Herzschwäche führen", sagt der Kardiologe David Niederseer vom Universitätsspital Zürich.

Herzschwäche kann zwei Formen haben

Tückisch an der Herzschwäche ist, dass sie oft so schleichend beginnt. Atemprobleme beim Treppensteigen und andere Formen der Leistungsschwäche zählen ebenso wie durch eingelagerte Flüssigkeit angeschwollene Füße und Unterschenkel zu den ersten Anzeichen.

Herzschwäche bedeutet, dass das Herz nicht mehr das leisten kann, was der Körper an Blut- und Sauerstoffversorgung verlangt, erklärt Prof. Heribert Schunkert aus dem Vorstand der Deutschen Herzstiftung.

Mediziner unterscheiden zwei Formen: Dem Herzen kann die Kraft fehlen, um ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Dann spricht man von der systolischen Herzschwäche. Oder es fehlt dem Herzmuskel an Elastizität, um genügend Blut aufnehmen. Das ist die diastolische Herzschwäche. "Das eine ist ein Problem beim Schlagen des Herzens, das andere bei der Entspannung des Herzens", sagt Schunkert.

Frühzeitig mit der Therapie ansetzen

Ist die Pumpleistung eingeschränkt, gibt es eine Reihe von Medikamenten, die eine weitere Schädigung des Herzmuskels verhindern. Die sollte man möglichst früh einsetzen, rät Schunkert. Also auch dann, wenn sich Patienten womöglich noch gar nicht in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt fühlen.

Für die diastolische Herzschwäche, also die nachlassende Elastizität des Herzmuskels, gibt es Schunkert zufolge noch keine guten Medikamente. Immerhin könnten die Symptome aber meist gut gelindert werden. Zudem könne man die Hauptursache der diastolischen Herzschwäche, hohen Blutdruck, gut behandeln.

Auch angemessenes Ausdauer- und Krafttraining hilft dem Herzmuskel dabei, elastisch zu bleiben, und dem Patienten, seine Belastbarkeit zu steigern, sagt der Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie im Deutschen Herzzentrum München.

Bekannte Risikofaktoren

Da die Herzschwäche häufig eine Folgeerkrankung ist, sind die Risikofaktoren die gleichen wie bei Bluthochdruck oder koronarer Herzkrankheit. Rauchen etwa zählt dazu, hohes Cholesterin, Übergewicht oder Diabetes ebenfalls. Menschen können eine Veranlagung für die Erkrankungen haben, so Schunkert. "Ob sie diese entwickeln, hängt aber maßgeblich vom Lebensstil ab."

Was Günter Marx beschäftigt: "Ich habe so oft EKGs gemacht, nie ist etwas festgestellt worden." Kann das sein, dass ein EKG bei Herzschwäche unauffällig ist? Eigentlich nicht, sagt Kardiologe Niederseer. Die Aufzeichnungen des Elektrokardiogramms, wie das EKG ausgeschrieben heißt, sind jedoch nicht immer so deutlich ausgeprägt.

Die Bedeutung von EKG und Ultraschall

Niederseer erklärt: "Herzschwäche-Patienten haben immer eine Veränderung im EKG, aber die sind nicht so spezifisch wie das EKG-Bild bei einem Infarkt." Man könne eine Herzschwäche also nicht durch ein EKG diagnostizieren. "Es zeigen sich Auffälligkeiten, und die muss man dann durch einen Ultraschall spezifizieren. In aller Regel sollte man jedes auffällige EKG abklären." Auch Heribert Schunkert betont die Bedeutung des Ultraschalls. "Sie ist die aussagekräftigste Untersuchung, um eine Herzschwäche festzustellen."

Wie jemand mit seiner Herzschwäche lebt, lässt sich allein an den Messungen der Pumpleistung nicht abschätzen. Zwei Patienten können gleiche Werte haben und doch unterschiedlich beeinträchtigt sein, so Schunkert. Mögliche Erklärungen dafür gibt es genug. Eine ist, dass andere Organe wie etwa die Niere besser funktionieren.

Wenn eine Nierenerkrankung zur Herzschwäche dazukommt, sei das aus mehreren Gründen problematisch, führt der Kardiologe aus. Denn eine Störung des Wasserhaushalts spiele bei der Herzschwäche eine zentrale Rolle. "Die Niere ist neben dem Herzen das wesentliche Organ, das den Wasserhaushalt reguliert. Werden beide Organe schwach, addieren sich die Probleme."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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