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Baltikum: Zugstrecke verzögert sich – zur Freude Putins?


Bahnprojekt verzögert sich
Putin könnte Lücke in Nato-Ostfront nutzen

Von t-online, fho

Aktualisiert am 16.05.2025 - 11:33 UhrLesedauer: 3 Min.
Russlands Diktator Wladimir Putin bei einer TV-Ansprache.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin bei einer TV-Ansprache: Er könnte von einer Bauverzögerung im Balkan profitieren. (Quelle: IMAGO/President of Russia Office \ apaimages/imago)
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Im Baltikum soll eine lange Bahnstrecke entstehen, die auch für den Kriegsfall wichtig wäre. Doch das Projekt verzögert sich. Das könnte Putin in die Karten spielen.

Es ist ein ambitioniertes Infrastrukturprojekt, das derzeit im Baltikum entsteht: Die seit 2014 im Bau befindliche Bahnstrecke Rail Baltica soll die polnische Hauptstadt Warschau mit der estnischen Hauptstadt Tallinn verbinden. Insgesamt 1.060 Kilometer Strecke. Hinzu kommt der seit Jahren geplante Helsinki-Tallinn-Tunnel, über den Güterzüge dann unter der Ostsee hindurch nach Finnland gelangen sollen.

Doch der Bau zieht sich. Wie nun Berichte des "Wall Street Journal" ("WSJ") und der "Moscow Times" zeigen, sind zwar einzelne Teilabschnitte entstanden, aber an vielen Stellen gibt es keine zusammenhängenden Gleisverbindungen. Eigentlich sollten erste Strecken zwischen Estland, Lettland und Litauen in diesem Jahr fertig werden, doch nun steht laut "Moscow Times" 2030 als frühester Zeitpunkt im Raum. Das könnte ausgerechnet dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine strategisch zugutekommen.

Video | Russischer Kampfjet dringt in NATO-Luftraum ein
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Quelle: t-online

Bahn ist besonders effizient

Wie das "WSJ" analysiert, ist die zivile Bahnstrecke zwar vorrangig für Personen- und Güterverkehr gedacht. Doch im Kriegsfall soll die Strecke auch als Versorgungsroute dienen und damit letztlich die Logistik-Drehscheibe Deutschland mit der Nato-Ostgrenze verbinden. Das Projekt wird von der EU mit 27 Milliarden Euro gefördert.

Bahnstrecken spielen für die Versorgung mit Gerät und Munition eine wichtige Rolle. Laut "Merkur" zeigt sich das auch aktuell an der durch die Bundeswehr angeführte Multinational Battlegroup der Nato in Litauen. Der Kampfverband von rund 1.600 Soldaten soll bis 2027 in der Brigade Litauen aufgehen. Diese Soldaten erhalten mehrere deutsche Leopard-2-Panzer – per Bahn.

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Der Grund dafür ist einfach: Der Transport von schwerem und sperrigem Gerät ist mit der Bahn deutlich effizienter als mit Lastwagen. Bei der Rail Baltica rechnet die "Moscow Times" vor, dass ein 6,5 Kilometer langer Konvoi durch einen einzigen Zug mit 40 Waggons ersetzt werden könnte. Auch die Evakuierung im Kriegsfall könnte über den Schienenweg schneller erfolgen. Laut dem Bericht könnten pro Tag bis zu 143.000 Menschen auf dieser Strecke aus Tallinn, Riga und Kaunas nach Polen gebracht werden.

Strategisch wichtiger Landstreifen in Gefahr

Für Putin ein potenzieller Glücksfall also, wenn die Nato ihre Truppen nur eingeschränkt und verzögert mit Kriegsgerät ausstatten könnte. Zumal auch ein besonders kritischer Punkt von der Route betroffen ist: Zwischen dem polnischen Warschau und dem litauischen Kaunas liegt die sogenannte Suwałki-Lücke. Dabei handelt es sich um einen nur 70 Kilometer breiten Landstreifen, der zwischen Belarus und Kaliningrad liegt und sich links und rechts der litauisch-polnischen Grenze erstreckt.

Benannt ist das geografisch nicht genau begrenzte Gebiet nach dem polnischen Ort Suwałki. Die Sorge: Russland könnte mit einem Vorstoß hier die baltischen Staaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden und so den Verteidigungswillen des Westens testen. Seit Beginn des Angriffskrieges wird darüber diskutiert, wie dieser Abschnitt geschützt werden könnte.

Seit einigen Wochen wächst die Sorge, denn Russland sammelt in der Nähe der Suwalki-Lücke Truppen, Flugzeuge und Seestreitkräfte. Experten warnen, dass Putin es darauf abgesehen haben könnte, den Landkorridor zu erobern. Damit würde Russland der Nato die Möglichkeit nehmen, auf dem Landweg Versorgungsnachschub zu liefern und es bliebe nur noch der Seeweg.

Verwendete Quellen

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