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Israels Angriff auf den Iran: Auswirkungen auf Goldpreis und Inflation


Israelischer Angriff auf den Iran
Kettenreaktion: Deswegen ist jetzt eine steigende Inflation möglich

Von reuters
Aktualisiert am 13.06.2025 - 16:05 UhrLesedauer: 4 Min.
Ein Ölhafen im Iran: Die USA fordern von allen Ländern einen Import-Stopp für iranisches Öl.Vergrößern des Bildes
Ein Ölhafen im Iran: Auf die Verbraucher könnten jetzt steigende Kosten zukommen. (Quelle: Fatemeh Bahrami / Anadolu Agency/dpa)
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Weltweit reagierten die Aktienkurse direkt auf den israelischen Angriff. Der Iran hat mit Blick auf die Weltwirtschaft einen mächtigen Hebel.

Israels Angriff auf den Iran hat auch erhebliche wirtschaftliche Folgen: Die Börsenkurse geben weltweit nach, der Dollar wertet auf, Anleger flüchten in Staatsanleihen. Die heftigsten Reaktionen gibt es jedoch beim Ölpreis: Die Nordseesorte Brent verteuerte sich am Freitag zeitweise um neun Prozent auf 75,60 Dollar je Barrel – der Deutschen Bank zufolge der stärkste Anstieg seit der Corona-Krise im Mai 2020. Was hat das für Folgen für Inflation und Zinskurs der Zentralbanken?

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An den womöglich beeinträchtigten iranischen Ölexporten allein liegt es nicht. Sie belaufen sich dem Bankhaus Metzler zufolge lediglich auf 1,6 Millionen Barrel pro Tag – wobei der größte Teil davon nach China geht. "Ein Ausfall könnte vom globalen Ölmarkt wohl zunächst verkraftet werden", sagen deshalb die Metzler-Analysten Leon Ferdinand Bost und Uwe Hohmann. Allerdings: "Man muss nun auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln", betont der Chef-Marktanalyst des Finanzhauses CMC Markets, Jochen Stanzl.

Iran könnte Exportroute blockieren

Eine Schließung der Straße von Hormus durch den Iran ist für den Weltmarkt dabei die größte Gefahr. Durch die Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet, geht etwa ein Fünftel der weltweiten Öltransporte. Rund 21 Millionen Barrel Rohöl werden hier täglich transportiert, sagen Analysten.

"Noch gravierender fällt die Abhängigkeit bei LNG aus", warnen die Metzler-Experten. Etwa ein Viertel der weltweiten Lieferströme des verflüssigten Erdgases (LNG) geht durch die Meerenge. Der Iran hat im Falle eines Angriffs immer wieder mit der Blockade der Meerenge gedroht.

Der Ölpreis könnte als Folge davon massiv steigen. Das wiederum dürfte die weltweite Inflation befeuern. "Mit dem Angriff Israels auf den Iran steigt die Wahrscheinlichkeit einer globalen Stagflation", warnt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia vor einer Mischung aus stagnierender Weltwirtschaft bei hoher Inflation. Die Ölpreise könnten in einem derartigen Szenario vermutlich auf 100 US-Dollar steigen, sagen Händler.

Füllt Russland die Lücke?

Theoretisch könnten zwar andere Länder für die iranischen Exporte einspringen. Praktisch sind mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten aber zwei wichtige Erdölproduzenten auf den Transport ihrer Rohstoffe durch die Straße von Hormus angewiesen. Wird sie vom Iran gesperrt, wären höhere Fördermengen nutzlos.

Auch Russland kommt für viele westliche Länder wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine als Ersatzlieferant nicht infrage. Die meisten großen Industriestaaten (G7) sind Insidern zufolge bereit, auch ohne die USA die Preisobergrenze für russisches Öl von 60 auf 45 Dollar pro Barrel zu senken. Dies soll Russlands Fähigkeit zur Kriegsfinanzierung einschränken. Die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten wollen vom 15. bis 17. Juni in Kanada über die erstmals Ende 2022 vereinbarte Preisobergrenze beraten.

Steigende Inflationsgefahr und Mehrkosten für Verbraucher

"In jedem Fall bedeuten höhere Ölpreise, dass es wieder zu einem höheren Inflationsdruck kommt, nachdem die Inflation zuvor von den sinkenden Energiepreisen profitiert hat", erklärt de la Rubia. So verharrte die deutsche Teuerungsrate im Mai bei 2,1 Prozent, obwohl sich Nahrungsmittel und Dienstleistungen deutlich verteuerten. Im Zaum gehalten wurde die Teuerung von Energiepreisen, die um 4,6 Prozent niedriger ausfielen als im Mai 2024. Kraftstoffe verbilligten sich sogar um 6,8 Prozent, Heizöl um 9,5 Prozent.

Die Verbraucher spüren steigende Ölpreise etwa an den Tankstellen fast in Echtzeit: Benzinpreise vollziehen die Entwicklung der Weltmarktpreise rasch nach. Aber auch indirekt dürften die Konsumenten zur Kasse gebeten werden. Sollten etwa Landwirte und Logistikunternehmen dauerhaft mehr für Benzin und Diesel bezahlen müssen, dürften sie die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterreichen.

"Der Ölpreis ist zwar nicht mehr so wichtig für die deutsche Wirtschaft wie noch vor ein oder zwei Jahrzehnten", sagt Analyst Stanzl. Wenn der Preis aber in so kurzer Zeit so stark steige, dann könne dies auch der zuletzt festere Euro durch geringere Importpreise nicht mehr kompensieren. Viele Rohstoffe werden auf den Weltmärkten in Dollar abgerechnet. Durch die kräftige Aufwertung des Euro konnten sie günstiger importiert werden.

Stoppt EZB Lockerungskurs?

Zinssenkungen könnten bei steigender Inflation vom Tisch sein – dabei könnte billigeres Geld die maue Weltwirtschaft anschieben helfen. Die US-Notenbank Fed etwa hat schon vor Monaten ihren geldpolitischen Lockerungskurs unterbrochen. Eigentlich rechnen Experten damit, dass sie im September ihren Leitzins erstmals wieder senken wird. Das steht aber womöglich wieder infrage, "da höhere Energiepreise die inflationären Auswirkungen der Zölle verstärken würden", sagt de la Rubia auch mit Blick auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump.

Etwas einfacher ist die Sache für die Europäische Zentralbank (EZB). Diese hat schon achtmal binnen eines Jahres ihren Leitzins gesenkt und mit zwei Prozent ein Niveau erreicht, das Ökonomen als "neutral" bezeichnen – die Wirtschaft also weder anschiebt noch bremst. Die EZB könnte erst mal eine Pause einlegen, die viele Fachleute ohnehin empfehlen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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