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Bundestagswahl 2021: Das sind die spannendsten Wahlkreis-Duelle


Rennen um Erststimmen
Das sind die spannendsten Wahlkreis-Duelle


Aktualisiert am 26.09.2021Lesedauer: 5 Min.
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Renate Künast und Kevin Kühnert: Die Grünen-Abgeordnete tritt in Berlin gegen den SPD-Politiker an.Vergrößern des Bildes
Renate Künast und Kevin Kühnert: Die Grünen-Abgeordnete tritt in Berlin gegen den SPD-Politiker an. (Quelle: Future Image/Mike Schmidt/imago-images-bilder)

Eine Olympiasiegerin gegen einen Altlinken, zwei Kanzlerkandidaten oder ein Corona-Experte gegen eine Vertraute von Armin Laschet: In vielen Wahlkreisen kommt es zu interessanten Duellen. Ein Überblick.

Wer die vergangenen Wochen vor der Bundestagswahl verfolgt hat, könnte glauben, man habe am Sonntag nur die Wahl zwischen drei Kandidaten: Olaf Scholz, Armin Laschet oder Annalena Baerbock. Doch falsch gedacht, der neue Bundeskanzler wird in Deutschland noch immer nicht per Direktwahl bestimmt. Die Bürger wählen stattdessen ein neues Parlament – und 299 der kommenden Abgeordneten ziehen über die Erststimme dort ein.

Montag ab 7 Uhr live: Die t-online-Sendung zur Bundestagswahl – Spitzenpolitiker und Experten ordnen das Ergebnis ein

Dazu heißt es vom Deutschen Bundestag: "Grundsätzlich sind alle Abgeordneten des Bundestages gleichgestellt. Allerdings ist der direkt gewählte Volksvertreter stärker als der 'Listenabgeordnete' Ansprechpartner für die Interessen seines Wahlkreises." Grund genug, den Direktkandidaten mehr Aufmerksamkeit zu schenken – und tatsächlich gibt es einige spannende Kämpfe um die prestigeträchtige Erststimme. Ein Überblick.

Wahlkreis 61: Olaf Scholz gegen Annalena Baerbock

Die Kanzlerkandidaten von SPD und Grünen liefern sich nicht nur ein Duell um das Kanzleramt, sondern auch um Potsdam. In der Wahlheimat des Hamburgers Scholz und der Niedersächsin Baerbock scheinen die Kräfteverhältnisse eher für den SPD-Mann zu sprechen. 2017 holte seine Vorgängerin Manja Schüle das Direktmandat. Der Vorsprung war zwar knapp – der ärgste Verfolger kam allerdings nicht von den Grünen, sondern aus der CDU.

Baerbock kandidierte bereits vor vier Jahren in dem Wahlkreis – lag allerdings abgeschlagen noch hinter den Linken und der AfD. Ihr Aufstieg begann erst wenige Monate später, nachdem sie mit Robert Habeck den Parteivorsitz übernahm. Denkbar, dass Baerbock als prominente Kanzlerkandidatin nun ein deutlich stärkeres Ergebnis einfahren wird. Prominente Konkurrenz kommt zusätzlich von der FDP: Auch die ehemalige Generalsekretärin Linda Teuteberg buhlt dort erneut um ein Mandat. Alle drei müssen allerdings wohl nicht um ein Abgeordnetenmandat fürchten: Sie führen jeweils die Landeslisten ihrer Parteien an.

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Wahlkreis 81: Kevin Kühnert gegen Renate Künast

Zum Zeitpunkt der vergangenen Wahl war der Name Kevin Kühnert der breiten Öffentlichkeit noch unbekannt. Seitdem hat sich viel getan: Als härtester Kritiker einer Großen Koalition machte sich der damalige Juso-Chef nach der Wahl schnell einen Namen. Später hatten er und der Jugendverband maßgeblichen Einfluss darauf, dass mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zwei Außenseiter an die Spitze der Partei gewählt wurden. Mittlerweile ist der 32-Jährige stellvertretender Parteichef und tritt nun erstmals in seinem Berliner Heimatbezirk Tempelhof-Schöneberg an.

Wie einflussreich Kühnert in der SPD mittlerweile ist, zeigt sich auch daran, dass der scheidende Berliner Bürgermeister Michael Müller einer Kampfkandidatur in seinem Heimatbezirk auswich und stattdessen im benachbarten Charlottenburg-Wilmersdorf für die Sozialdemokraten antritt. Ein Sieg Kühnerts ist allerdings kein Selbstläufer: Die Grünen schicken erneut die prominente Renate Künast ins Rennen. Die Politikerin gehört seit 2002 dem Bundestag an, war unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder Landwirtschaftsministerin und insgesamt acht Jahre Fraktionsvorsitzende. Gut möglich, dass sich beide aus dem linken Lager um Stimmen streiten und am Ende wieder ein anderer gewinnt: In den vergangenen drei Wahlen gewann jeweils der CDU’ler Jan-Marco Luczak den Wahlkreis.

Wahlkreis 84: Gregor Gysi gegen Claudia Pechstein

Mit Erfolgen kennt sich Claudia Pechstein aus, allerdings nicht in der Politik: Keine deutsche Wintersportlerin gewann mehr olympische Medaillen als die Eisschnellläuferin – doch das reicht ihr wohl nicht mehr: Etwas überraschend wurde die 49-Jährige von der CDU für den Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick aufgestellt. Entsprechend ihrer großen Leidenschaft will sie sich auch im Bundestag einbringen: "Die Wahlprogramme verdeutlichen, dass der Sport für die meisten Parteien nur eine Randnotiz ist. Das will ich ändern", sagte Pechstein der "Berliner Morgenpost".


Der Gegner in ihrem Wahlkreis scheint allerdings unschlagbar: Seit 2005 gewann Gregor Gysi für die Linke immer mit deutlicher Mehrheit das Direktmandat. Seit der vergangenen Wahl verzichtet er sogar darauf, sich über die Landesliste seiner Partei abzusichern. Entsprechend selbstbewusst wirbt der Politiker auf Plakaten mit dem Spruch "‘Tschuldigung, ich brauch’ mal wieder Ihre Erststimme…". Da Pechstein allerdings auf Rang sechs der Landesliste der CDU steht, könnten sich beide im Bundestag wiedersehen. Falls nicht, hat die Leistungssportlerin trotzdem genug zu tun: Unabhängig von ihren politischen Ambitionen will sie 2022 bei den Winterspielen in Peking antreten.

Wahlkreis 101: Karl Lauterbach gegen Serap Güler

Kaum ein Politiker verzeichnete seit der Corona-Pandemie einen ähnlichen Bekanntheitsschub wie der SPD-Gesundheitsexperte. In seinem Wahlkreis "Leverkusen-Köln IV" ist Karl Lauterbach aber schon seit Jahren erfolgreich. Seit 2005 ist der Rheinländer bei jeder Wahl direkt in den Bundestag eingezogen: 2017 lag er mit 38,7 fast acht Prozentpunkte vor dem eher unbekannten CDU-Mann Helmut Nowak.

In diesem Jahr hat Lauterbach allerdings deutlich stärkere Konkurrenz: Die CDU schickt mit Serap Güler die junge NRW-Staatssekretärin für Integration ins Rennen. Die 40-Jährige sitzt nicht nur seit fast zehn Jahren im Bundesvorstand der Union, sondern gilt auch Vertraute des Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Neben der namhafteren Konkurrenz steht Lauterbach aber auch aus einem anderen Grund unter Druck: Trotz seiner großen Bekanntheit genießt er wenig Rückhalt in seiner Partei. Sollte er sein Direktmandat verlieren, ist ein Einzug über die Landesliste für den SPD-Mann alles andere als sicher, denn dort findet man ihn erst auf Rang 23.

Wahlkreis 196: Hans-Georg Maaßen gegen Frank Ullrich

Kaum ein anderer Wahlkreis erhitzt auch über seine Grenzen hinaus mehr die Gemüter wie "Suhl – Schmalkalden-Meiningen – Hildburghausen – Sonneberg". Dort in Südthüringen geht Hans-Georg Maaßen ins Rennen: Der 2018 in den Ruhestand versetzte Präsident des Verfassungsschutzes hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Reizfigur am rechten Rand der Union entwickelt. Zu seinen Lieblingsthemen gehören ein vermeintlicher Linksruck in der Gesellschaft und in den Medien: "Ich kandidiere für den Bundestag, weil ich die Fehler der Regierung Merkel korrigieren und das Voranschreiten des Sozialismus stoppen will", twitterte er kürzlich.

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Zuletzt lud er zu einer Wahlkampfveranstaltung den ähnlichen umstrittenen ehemaligen SPD-Politiker Thilo Sarrazin ein und nannte Umweltpolitiker "Klimafanatiker". Damit eckt er nicht nur außerhalb seiner Partei an. Angesprochen auf Maaßen sagte etwa die CDU-Politikerin Karin Prien bei Markus Lanz: "Sagen wir mal so: Ich bin von Leistungssportlern immer wieder fasziniert."

Zu verstehen ist das als Anspielung auf Frank Ullrich, dem SPD-Direktkandidaten. Ullrich ist ebenfalls kein Unbekannter: Als aktiver Biathlet und Bundestrainer gewann er zahlreiche Medaillen bei den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Anders als Maaßen, der aus Mönchengladbach stammt, ist Ullrich in der Region fest verwurzelt und versucht mit eher kumpelhafter Art zu punkten.

"Wie es ausgeht, ist offen", sagt Ullrich zu seinen Siegchancen. Maaßen wäre auf das Direktmandat angewiesen, denn auf der Landesliste der CDU taucht sein Name nicht auf. Die Grünen riefen ihre Anhänger bereits zur Wahl von SPD-Mann Ullrich auf. Allerdings erhielt die Partei 2017 in dem Wahlkreis weniger als drei Prozent der Erststimmen. Die SPD gewann den Wahlkreis in Südthüringen zuletzt vor 16 Jahren.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa
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