USA schaffen den Penny ab Wird Kleingeld auch in Deutschland bald überflüssig?

Die USA schaffen die 1-Cent-Münze ab – aus Kostengründen. Auch in Deutschland gibt es ähnliche Überlegungen, doch Händler und Verbraucher sind sich uneins.
Nach mehr als zwei Jahrhunderten stampft das US-Finanzministerium die kleinste Münze des Landes ein: den Penny. Seit 1793 in Umlauf, wird die Kupfermünze bald nicht mehr geprägt. Der Grund ist simpel und überzeugend: Die Produktion ist teurer als der eigentliche Wert der Münze. Ganze 3,69 Cent kostet es mittlerweile, eine 1-Cent-Münze herzustellen – ein Minusgeschäft auf ganzer Linie.
Nach Angaben des Finanzministeriums sind in den USA derzeit rund 114 Milliarden Pennys im Umlauf. Im Mai gab das Finanzministerium die letzte Bestellung auf. Anfang 2026 sollen keine neuen Pennys mehr in Umlauf gelangen. Möglich macht das ein parteiübergreifender Vorstoß im US-Kongress: Sowohl Republikaner als auch Demokraten forderten das Ende der Billig-Münze. Immerhin lassen sich durch den Produktionsstopp jährlich rund 56 Millionen US-Dollar sparen.
Deutschland diskutiert ebenfalls über das Kleingeld
Auch in Deutschland gibt es seit Längerem Überlegungen, die kleinsten Münzen aus dem Verkehr zu ziehen. Im März brachte das von der Bundesbank initiierte "Nationale Bargeldforum" einen konkreten Vorschlag ins Spiel: Preise bei Barzahlungen sollten auf die nächsten fünf Cent gerundet werden – nach oben oder unten. Ein Betrag von 4,99 Euro würde dann etwa mit einem glatten Fünfer beglichen, während bei 1,02 Euro nur ein Euro fällig wäre.
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Das würde nicht nur das Bezahlen an der Ladenkasse beschleunigen, sondern auch Herstellungskosten einsparen. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz weist auf die hohen ökonomischen und ökologischen Aufwendungen für Herstellung, Verpackung und Transport hin. In der Realität landen viele der kleinen Münzen ohnehin nicht mehr im Umlauf – sie verschwinden in Haushalten, gehen verloren oder werden nie mehr ausgegeben.
Mehrheit der Deutschen für ein Ende der Kupfermünzen
Die Stimmung in der Bevölkerung ist eindeutig – zumindest laut Umfragen. In einer europaweiten Befragung im Rahmen des Eurobarometers sprach sich die Mehrheit der Teilnehmenden für die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus. In den Euroländern insgesamt waren es 61 Prozent, in Deutschland immerhin 53 Prozent.
Viele Verbraucher empfinden das Kleingeld als lästig. Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband brachte es auf den Punkt: "An der Supermarktkasse den letzten Cent aus der Geldbörse zu suchen, macht vielen keine Freude." Auch wenn Bargeld in Deutschland nach wie vor als bevorzugtes Zahlungsmittel gilt, wünschen sich zahlreiche Menschen ein Portemonnaie mit weniger Gewicht – und ohne das ständige Geklimper der kleinsten Münzen.
Warum Händler an 1,99 € festhalten
Trotz aller Kritik: Viele Händler wollen auf die kleinen Münzen nicht verzichten – und das hat handfeste Gründe. Im Wettbewerb um Kundinnen und Kunden setzen sie bewusst auf sogenannte psychologische Preise. Ein Artikel für 1,99 Euro wirkt günstiger als derselbe Artikel für zwei Euro – obwohl der Unterschied minimal ist. Die meisten Konsumenten achten auf die Zahl vor dem Komma und empfinden Produkte dadurch als billiger.
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Würden Ein- und Zwei-Cent-Münzen abgeschafft, verlören diese Preistricks bei Barzahlungen ihren Reiz. Preise wie 4,98 Euro müssten dann auf fünf Euro aufgerundet werden. Diese Umstellung könnte sich für Händler als nachteilig erweisen – zumindest, wenn sie ihren Umsatz über Preiswahrnehmung steigern wollen.
Noch dazu könnten findige Händler versuchen, ihre Preise so zu gestalten, dass bei Barzahlungen möglichst oft aufgerundet wird. Das würde ihnen ein paar Cent zusätzlich einbringen, bliebe für Verbraucher aber oft unbemerkt. Deshalb beobachten Verbraucherverbände und Notenbanken in anderen Ländern solche Tendenzen genau.
Erfahrungen aus anderen Ländern
Ein Blick ins europäische Ausland zeigt: Die Abschaffung der kleinsten Münzen muss nicht zwangsläufig Nachteile bringen. In Ländern wie Finnland, Belgien oder Irland wird bei Barzahlungen seit Jahren gerundet – und das weitgehend problemlos. Wichtig dabei: Die Rundung gilt ausschließlich für den Gesamtbetrag an der Kasse. Preise selbst bleiben bestehen, sodass ein Produkt weiterhin 1,99 Euro kosten kann – nur beim Bezahlen wird aufgerundet.
Bedenken, dass Händler systematisch auf Rundungsgewinne setzen, haben sich bisher nicht bestätigt. Zwar könnten theoretisch einzelne Unternehmen versuchen, ihre Preise entsprechend zu gestalten. Doch die Erfahrungen zeigen: Über viele Transaktionen hinweg gleichen sich Auf- und Abrundungen statistisch aus.
Was für die kleinen Münzen spricht
Trotz aller Argumente für ein Ende der Kupfermünzen: Wer regelmäßig Kleingeld sammelt, kann auf überraschende Summen kommen. Auch für Spenden werden die kleinen Münzen geschätzt. Und: Manche Menschen fürchten, das Ende der Ein- und Zwei-Cent-Münzen könnte den Anfang vom Ende des Bargelds bedeuten. Die Praxis in anderen Ländern zeigt jedoch, dass diese Sorge unbegründet ist: Auch ohne Cent-Münzen bleibt Bargeld mit Rundungsregeln erhalten.
- reuters.com: "US Treasury unveils plan to end production of penny coin" (Englisch)
- bundesbank.de: "Nationales Bargeldforum für gesetzliche Rundungsregel bei Barzahlungen"
- br.de: "Faktenfuchs: Wer profitiert von Ein- und Zwei-Cent-Münzen?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa