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Fachkräftemangel: Deshalb fürchten viele Deutsche um ihren Wohlstand


Industriestandort in Gefahr?
Die Mehrheit der Deutschen fürchtet um ihren Wohlstand

Von Frederike Holewik

29.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Aufsteller vor einem Restaurant (Archivbild): In Deutschland fehlen Hunderttausende Fachkräfte. (Quelle: Ralph Peters/imago images)

Ob Café, Boutique oder Großkonzern – fast alle Firmen suchen nach qualifizierten Arbeitskräften. Doch der Markt ist leer. Das macht vielen Deutschen Angst.

Wer durch die Innenstädte deutscher Städte spaziert, sieht die Aushänge überall: "Bedienung gesucht in Voll- oder Teilzeit", "Stelle als Verkäufer (m/w/d) frei", "Wir suchen dich als motivierte Barkraft".

Der Fachkräftemangel ist deutlich zu spüren – und das nicht nur im Einzelhandel oder Servicebereich. Auch in vielen anderen Branchen werden qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Insgesamt fehlen in Deutschland nach Einschätzung von Experten rund 550.000 Fachkräfte. Drei von vier Unternehmen meldeten zuletzt der Bundesagentur für Arbeit, dass die derzeit aktiv versuchen, freie Stellen zu besetzen.

Ein Großteil der Deutschen sieht darin ein großes Problem: 66 Prozent der Deutschen halten den Fachkräftemangel gar für die größte Bedrohung des Industriestandorts Deutschland. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa hervor, die t-online exklusiv vorliegt.

Die Umfrage wurde im Auftrag von SMC, einem Hersteller von Automatisierungstechnik, durchgeführt. Für die repräsentative Umfrage befragte Insa online insgesamt 1.001 Personen im Zeitraum vom 25. November 2022 bis 2. Februar 2023.

Lösung: Bessere Bildung und mehr Frauenförderung

Als Lösung sehen 65 Prozent der Befragten eine bessere Bildungspolitik. 57 Prozent geben an, die Betriebe müssten die betriebliche Ausbildung verbessern. 46 Prozent erachten eine gezielte Förderung von Frauen als zielführende Methode.

Besonders letzter Punkt dürfte am Arbeitsmarkt für Entlastungen sorgen. Denn obwohl seit einigen Jahren mehr Frauen das Abitur machen und ein Studium abschließen als Männer, arbeiten Frauen im Schnitt häufiger in Teilzeit oder bleiben ganz zu Hause.

Ein wichtiger Faktor dafür: der Zugang zu Betreuungsmöglichkeiten von Kindern. Fehlen diese oder sind nicht in ausreichendem Maße verfügbar, übernehmen zumeist die Frauen diese Aufgabe, wie ein Blick in die Statistik zeigt.

Unter den erwerbstätigen Müttern arbeiteten 2020 rund 66 Prozent in Teilzeit. Bei den Vätern waren es nur sieben Prozent. Auch bei der Elternzeit zeigt sich ein großer Unterschied: Erwerbstätige Frauen mit mindestens einem Kind unter drei Jahren nehmen zu 45,1 Prozent Elternzeit. Bei den erwerbstätigen Vätern sind es hingegen gerade einmal 2,6 Prozent.

Gleichzeitig hat Deutschland eine der niedrigsten Fremdbetreuungsquoten von Kindern unter drei Jahren in Europa. Daher kommt auch das Bundeswirtschaftsministerium zu dem Schluss: "Das größte Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung sind Frauen."

Regierung plant erleichterte Zuwanderung

In der Politik wird aktuell vor allem über Zuwanderung und das gezielte Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland diskutiert. Das Bundeskabinett befasst sich am Mittwoch mit dem Entwurf für ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Geplant sind unter anderem eine Erleichterung der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und eine Chancenkarte für Menschen aus Nicht-EU-Staaten auf der Basis eines Punktesystems. Von den Befragten hielten 31 Prozent mehr Zuwanderung für eine sinnvolle Maßnahme.

Ebenfalls immer wieder diskutiert wird die Anhebung des Renteneintrittsalters. Einen solchen späteren Renteneintritt von Fachkräften sahen hingegen nur 13 Prozent der Umfrageteilnehmer als einen lohnenden Lösungsansatz.

Arbeitnehmermarkt zwingt zum Umdenken

Die Stimmung am Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Durch den Mangel an Fachkräften bei einer Rekordbeschäftigung sitzen plötzlich die Arbeitnehmer am längeren Hebel – um gut ausgebildete Menschen wird geworben. Die Arbeitgeber müssen sich anstrengen, um zu überzeugen.

Das sieht auch Pascal Borusiak, Manager bei SMC: "Wir als Unternehmer sind in der Pflicht, gerade in den Bereichen, in denen Fachkräfte fehlen, und in den Zukunftsberufen, die Ausbildung auszubauen und für junge Menschen attraktiver zu machen." Es sei dafür wichtig, auf potenzielle Arbeitnehmer zuzugehen und bereits in Schulen und Universitäten Kontakte aufzubauen und entsprechende Ausbildungsprogramme zu erarbeiten.

Verliert Deutschland seine Führungsrolle?

Diese Aussichten beruhigen die Befragten allerdings nicht. Fachkräfte sind ein wichtiger Faktor in der Industrie. Die offenen Stellen nicht entsprechend besetzen zu können, könnte daher zum Problem werden.

47 Prozent der Befragten befürchten daher, dass deutsche Produktion an der Weltspitze keine maßgebliche Rolle mehr spielen wird. 30 Prozent glauben hingegen, dass Deutschland diese Chance weiterhin hat.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Auswertung von SMC
  • bmwk.de: "Wo bestehen die größten Fachkräftepotenziale im Inland?"
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