Nach "Beinahe-Kernschmelze" an Börsen Handelsstreit: Klingbeil macht Druck

Der Handelsstreit mit den USA soll nach Worten von Finanzminister Lars Klingbeil schnell beigelegt werden. Bundesbank-Chef Joachim Nagel warnt vor einem Scheitern.
Finanzminister Lars Klingbeil und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben vor weiteren Turbulenzen an den Börsen gewarnt, falls der Handelskonflikt mit den USA nicht gelöst wird. "Wir müssen die aktuellen Handelskonflikte zum Wohle aller möglichst schnell beilegen", sagte der SPD-Chef am Donnerstag beim G7-Treffen im kanadischen Banff.
Nagel sprach von einer katastrophalen Entwicklung an den Märkten, die sich im April gezeigt habe, als US-Präsident Donald Trump gegen fast alle Handelspartner hohe Sonderzölle verhängt hatte. Viele der US-Zölle auf Importe aus der EU und China wurden für 90 Tage ausgesetzt. Die Aussetzung soll Zeit für Verhandlungen schaffen.
"Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit", so Klingbeil. Dazu gehöre auch freier Handel. "Die US-Zölle bedrohen Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stärke auf beiden Seiten des Atlantiks." Die EU-Kommission, die die Handelspolitik in der Europäischen Union koordiniert, müsse sich jetzt anstrengen und eine Lösung mit den USA finden. Die EU würde am liebsten alle Industriezölle abbauen und längerfristig zu einem Freihandelsabkommen mit den USA kommen.
Nagel: Botschaft kam bei allen Beteiligten an
Nagel sagte, zum Glück habe sich die "Beinahe-Kernschmelze an den Märkten" nicht fortgesetzt. Die US-Seite habe natürlich auch die starken Verluste an den Aktienmärkten gesehen. "Aus meiner Sicht war die Botschaft im April so stark, dass das letztendlich bei allen Beteiligten angekommen ist." Der deutsche Aktienindex Dax liegt mittlerweile wieder nahe am Rekordhoch.
Klingbeil hatte in Banff erstmals US-Finanzminister Scott Bessent zu einem Vier-Augen-Gespräch getroffen. "Es war ein gutes Gespräch." Bessent habe ihn eingeladen, zeitnah nach Washington zu kommen. "Wir brauchen jetzt Bewegung in den Verhandlungen." Sein Eindruck sei, die USA hätten dies verstanden und entsprechende Konsequenzen gezogen, so Klingbeil.
Auch Bessent teile den Wunsch, die durch den Handelskrieg ausgelösten Unsicherheiten aufzulösen. Die EU müsse den Dialog suchen, aber auch Gegenmaßnahmen vorbereiten. In Banff sei man ein paar Schritte aufeinander zugegangen.
- Nachrichtenagentur Reuters