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Alexander Sixt: "Ich wollte nie bei Sixt anfangen"


Alexander Sixt
"Ich wollte nie bei Sixt anfangen"

InterviewVon Sabrina Manthey

24.04.2019Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Alexander Sixt posiert an einem Renault Zoe Elektroauto: Erst spät reifte bei dem heutigen Strategievorstand die Entscheidung, bei SIXT einzusteigen.Vergrößern des Bildes
Alexander Sixt posiert an einem Renault Zoe Elektroauto: Erst spät reifte bei dem heutigen Strategievorstand die Entscheidung, bei SIXT einzusteigen. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Jeder kennt den Namen Sixt. Vieles wird mit ihm verbunden: das Mietauto, ein Umzug, der Urlaub aber auch recht spitze Werbekampagnen. Allesamt Teil der DNA des Unternehmens, erklärt Strategievorstand Alexander Sixt im Interview mit t-online.de.

Es seien gerade unfassbar spannende Zeiten bei Sixt erklärt der Mann, der eigentlich einen anderen Karriereweg eingeschlagen hatte. Warum er sich letztlich anders entschieden hat und was er von Gerüchten um die Nachfolge hält, erzählt Alexander Sixt t-online.de.

Mit dem Erreichten gibt er sich nicht zufrieden. Welche Pläne das Unternehmen in den USA verfolgt und ob der Austritt Großbritanniens dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung macht – t-online.de hat nachgehakt. Und da war noch was … die Werbekampagnen, die auch mal nach hinten losgingen.

t-online.de: Die Firmennachfolge ist in vielen Familienunternehmen ein wichtiges Thema. Nicht immer will der Nachwuchs in das Unternehmen einsteigen. Sie haben sich anders entschieden.

Alexander Sixt: Wir sind nicht der klassische Familienbetrieb, sondern in erster Linie ein börsennotiertes Aktienunternehmen. Inhabergeführt, trifft es eher. Ich wollte ursprünglich auch nie bei Sixt anfangen und hatte einen anderen Karriereweg eingeschlagen. Erst recht spät reifte die Entscheidung, doch einzusteigen. Dabei hatte ich sehr viel Glück mit meinen Stationen im Unternehmen: Sixt Leasing und Drive Now. Und das mitten in der Finanzkrise. Mehr Herausforderung geht kaum.

Was reizt Sie besonders?

Um dabei zu bleiben, die Herausforderung. Wir stehen an vorderster Front, brennen für das, was wir machen. Das ist nicht nur so eine Phrase. Was ich auch anfänglich unterschätzt hatte, ist der Grad der Identifikation der Mitarbeiter mit unserem Unternehmen. Insbesondere mit einem Familienunternehmen. Das ist etwas Besonderes, samt der Verantwortung, die damit einhergeht.

Ihr Vater hält weiter die Zügel in der Hand. Gibt es Reibungspunkte?

Mein Vater glaubt nicht an autoritäre Erziehung. Er glaubt sehr stark an die Freiheit des Menschen, sich selbst zu entfalten. Aber auch Verantwortung zu tragen, für das, was man macht. Er sagt sehr oft: "Ich funk dir da nicht rein. Du machst es so, wie du es für richtig hältst."

Ihr Vater, Erich Sixt, führt das Unternehmen in dritter Generation. Haben Sie Ambitionen, die Tradition in vierter Generation fortzuführen?

Da bin ich als Ansprechpartner der falsche Mann. Das entscheidet der Aufsichtsrat.

Aber gibt es einen Zeitplan?

Ich habe einen Vertrag bis 2021. Vielleicht möchte ich dann auch etwas anderes machen. Aber im Moment macht es unfassbar viel Spaß, für Sixt zu arbeiten.

Vom Spaß zum Ernst: Unwägbarkeiten des Brexit dämpfen die Aussichten der Automobil- und Mobilitätsbranche. Wie gut sind Sie für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gewappnet?

Da haben wir einen gewissen Vorteil. Wir kaufen und verkaufen jeweils in lokaler Währung. Das Problem des bilateralen Handels betrifft uns somit nicht. Das einzige Risiko ist das Währungsrisiko, also mögliche Schwankungen im Wechselkurs. Das betrifft auch mittelfristig die Frage, ob eventuell weniger Geschäftsreisende nach Großbritannien kommen. Aber auch hier haben wir den Vorteil, relativ schnell auf die Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Wir brauchen ungefähr drei Monate, um unsere Kapazitäten anzupassen. Allerdings sind wir aktuell etwas vorsichtiger, was unsere Planung für Großbritannien betrifft. Wir können derzeit aber auch keine Einbußen festmachen.

Alexander Sixtcoremedia:///cap/blob/content/85635276#data, Jahrgang 1979, ist im Vorstand der SIXT SE verantwortlich für die Bereiche Organisation und Strategie. Im Jahr 2009 stieg er in das Inhabergeführte MDAX-Unternehmen ein und gehört seit 2015 dem Vorstand an. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Consultat im Bereich Corporate Performance and Restructuring bei Roland und der M&A-Abteilung der Deutschen Bank in London. (Foto: imago/Sven Simon)

In Deutschland ist Sixt Marktführer. Welche Ziele haben Sie sich international gesteckt? Nehmen wir zum Beispiel die USA.

Kern unserer DNA ist, dass wir immer weiter wachsen müssen. Das haben wir schon ganz früh begriffen. Wir hätten uns schon ganz lange wohlig einkuscheln können. Nach dem Motto: Marktführer in Deutschland, das reicht. Uns jedoch nicht. Man muss auch bedenken, dass die Kosten stetig steigen. Da sind die Gehälter, neue Themenfelder, die Werbekosten. Da müssen die Zeichen auf Wachstum stehen, sonst wird man von der Welle überrollt. Und der Markt in den USA ist unfassbar spannend. Auch hier wollen wir uns mittelfristig verdoppeln.

Warum?

Die USA sind mit mehr als 30 Milliarden US-Dollar der weltweit größte Autovermietungsmarkt. Um das zu verdeutlichen: Allein der Flughafen in Orlando hat in etwa so viele Mietwagen wie ganz Österreich und die Schweiz. Wir selbst haben mit dem Flughafen Miami angefangen. Wir dachten, dort gibt es viele deutsche Touristen, die wir abgreifen können. Letztlich waren wir von dem Erfolg und der Heterogenität der Kunden sehr überrascht. Mit unserer Premiumpositionierung sind wir ziemlich gut gefahren. Wir sind nun seit sechs Jahren in Miami vor Ort und haben mittlerweile einen Marktanteil von 14 Prozent und sind dort die Nummer zwei. Insgesamt sind wir in den USA der viertgrößte Anbieter und wollen dort weiter deutlich wachsen.

Unterscheidet sich der US-Markt vom deutschen?

Ja. Ich habe wahnsinnig viel von den USA gelernt, vor allem, was das Thema Verkaufsorientierung betrifft. Aber auch die Preispolitik unterscheidet sich. In den USA gibt es viel höhere No-Show-Quoten. Das heißt, es wird zugleich bei verschiedenen Anbietern reserviert und nicht gecancelt. Darauf muss man sich einstellen. Was aber spannend ist, dass mittlerweile 80 Prozent des Umsatzes mit der Vermietung an US-Amerikaner gemacht werden. Wir haben eine echt amerikanische Marke aufgebaut und möchten das weiter forcieren.

In Deutschland ist Sixt auch bekannt für provokante Werbekampagnen. Welche hätten Sie persönlich besser nicht gemacht?

Kampagnen, die wir vielleicht nicht oder anders hätten machen sollen, gab es sicherlich. Die Geschichte mit den Drachmen zu Beginn der Finanzkrise würden wir so nicht noch einmal machen. Da gab es teils wüste Beschimpfungen. So viel ging aber letztlich nicht daneben. Wir waren zwar immer frech, aber eben auch humorvoll. Ich glaube, dass Frau Merkel auch heute noch über die Kampagne mit dem Cabrio lachen kann.

Welche fanden Sie am witzigsten?

Schwer zu sagen. Herr Weselsky als unser "Mitarbeiter des Monats" hat mir gut gefallen. Sehr viele witzige Vorschläge kommen auch von den Mitarbeitern selbst. Und manche Ideen entstehen in nur einer halben Stunde – zum Beispiel Ulla Schmidt, die sich in ihrer Dienstlimousine nach Alicante chauffieren ließ. Unser Mietwagen erschien ihr einfach nicht standesgemäß. Es gibt aber auch viele lustige Kampagnen, die wir nicht veröffentlicht haben.

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