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Börsencrash: Stehen wir vor dem größten Crash? Tipps für Anleger


Milliarden in Gefahr
Weltweiter Kurssturz: Was Anleger jetzt tun sollten


Aktualisiert am 05.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Aktienhandel an den Börsen (KI-Symbolbild): Bei plötzlichen Kurseinbrüchen sollten Anleger Ruhe bewahren, die Situation einschätzen und nicht überstürzt Aktien oder ETFs verkaufen.Vergrößern des Bildes
Aktienhandel an den Börsen (KI-Symbolbild): Bei plötzlichen Kurseinbrüchen sollten Anleger Ruhe bewahren, die Situation einschätzen und nicht überstürzt Aktien oder ETFs verkaufen.

Erst traf es den Nikkei, dann den Dax und nun auch die amerikanischen Indizes S&P 500 und Nasdaq. Wie sich Anleger jetzt am besten verhalten sollten.

Die Talfahrt der Aktienmärkte hat sich an den US-Börsen nach Handelseröffnung fortgesetzt. Vor allem Technologietitel stürzten abermals ab. Jetzt geht es um Hunderte von Milliarden US-Dollar, sagt Aktienexperte Tobias Krieg. Doch das könnte erst der Anfang sein und sich laut Krieg um einen echten Schwarzen Schwan handeln – ein plötzliches, unerwartetes und unvorhersehbares Ereignis – mit unabsehbaren Folgen für die Aktienmärkte weltweit.

Die dadurch ausgelösten Kursturbulenzen haben auch normale Sparer und Kleinanleger getroffen. Viele von ihnen haben in ETFs und Aktien investiert. Wie sollten sich Anleger auf weitere Kursverluste vorbereiten? Im Gespräch mit t-online erklärt Finanzexperte und Investmentcoach Tobias Krieg von "longtermvalue.de" die Hintergründe der starken Kursbewegungen und welche Möglichkeiten Anleger jetzt haben.

Was hat die Turbulenzen ausgelöst?

Ein möglicher Grund der weltweiten Verwerfungen an den Aktienmärkten ist der sogenannte Yen Carry Trade. Dabei leihen sich Investoren, Versicherer und Banken aufgrund des sehr niedrigen Leitzinses in Japan Geld, den sie in US-Dollar umtauschen und in höher verzinste Vermögenswerte investieren. Die Zinsdifferenz zielt darauf ab, von den höheren Renditen ausländischer Anlagen zu profitieren.

In der vergangenen Woche hat die japanische Notenbank die Zinsen erhöht und eine Reduktion der Anleihenkäufe beschlossen. Zusätzlich erwarten Volkswirte Leitzinssenkungen in den USA. Dies habe zu einer schnellen Aufwertung des Yen geführt, wodurch die Carrytrader plötzlich ein riesiges Problem haben, weiß Experte Tobias Krieg.

"Jeder Euro und Dollar, der jetzt verkauft und in Yen umgetauscht wird, übt weiteren Druck auf die Märkte aus. Je weiter der Yen aufwertet, desto stärker wird der Verkaufsdruck für alle, die noch Schulden in Yen halten. Es ist eine Art Teufelskreis, der sich selbst befeuert", so Krieg.

Wie sollten sich Anleger verhalten?

Normale ETF-Sparer und Kleinanleger können den großangelegten Zinsspekulationen der hiesigen Finanzinvestoren nichts entgegensetzen. Aber es gibt Möglichkeiten, wie sie sich bei größeren Kurskorrekturen oder Crashs verhalten können, um ihr Vermögen zu schützen.

"Zunächst ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und zu verstehen, was hier genau passiert", erklärt Tobias Krieg. Das Problem der Yen Carry Trades ist, dass so Geschäfte mit einem Wert von hunderten Milliarden Dollar abgeschlossen wurden. Ein großer Teil dieser Mittel stecke in US-amerikanischen und europäischen Aktien. "Die Besitzer dieser Positionen werden jetzt zur Liquidierung gezwungen und das bringt auch unsere Märkte unter Druck."

Könnte das erst der Anfang gewesen sein?

Nicht jeder Kurseinbruch läuft nach dem gleichen Muster ab und eine seriöse Prognose ist unmöglich. Sollte es aber zu einem Crash kommen, wäre auch ein Bärenmarkt vorstellbar, bei dem die Kurse über mehrere Monate hinweg fallen. Damit verbunden wären weit niedrigere Kurse als heute oder morgen. Dass die aktuelle Kurskorrektur ähnlich wie beim Corona-Crash nach 30 Tagen vorüber ist, sei unwahrscheinlich, erklärt Krieg.

"Der damalige Crash wurde beendet, da Notenbanken und Regierungen weltweit den Markt mit Hilfs- und Rettungspaketen überflutet haben." Ob das die beste Lösung war, ist fraglich, aber es habe den Crash aufgehalten. "Im Gegenzug hat es jedoch zu massiver Inflation und Vermögenseffekten geführt, die vor allem diejenigen begünstigt haben, die harte Assets wie Aktien besitzen. Aktuell ist kein weißer Ritter zu erkennen, der die Panik auffangen könnte. Die Probleme könnten gerade erst begonnen haben."

Ist jetzt ein günstiger Einstiegszeitpunkt?

Viele Aktien sind nun günstig zu haben, doch es könnte noch günstiger werden. Ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt? "Während Crashs eröffnen sich immer Gelegenheiten. Man sollte jedoch langsam und schrittweise in den Markt einsteigen und nicht von einem Tag auf den anderen all sein Pulver verschießen", rät Krieg.

Auch bei der Aktienauswahl sollten Anleger vorsichtig agieren. Denn nicht jede Aktie, die stark gefallen ist und günstig aussieht, ist ein Schnäppchen. "Wer Einzelaktien kaufen möchte, muss sicherstellen, dass die Zukunftsperspektiven gut aussehen. Es geschieht nicht grundlos, dass Technologiewerte und Bankaktien ganz oben auf den Verkaufszetteln stehen", sagt Krieg.

"Bei Bankaktien sollte man jetzt besonders vorsichtig sein, sie könnten von Verlusten aus dem Yen Carry Trade betroffen sein. Obendrein leiden sie überproportional unter einer Eintrübung der Konjunktur und natürlich auch sinkenden Zinsen", so Krieg weiter. Im Technologiebereich finde man inzwischen jedoch die ersten Schnäppchen.

Welche Branchen könnten aussichtsreich sein?

Nicht alle Branchen sind nach einem Markteinbruch potenzielle Kaufkandidaten. Es komme auch bei marktbreiten Kurskorrekturen auf den Zeitpunkt an, zu dem Anleger einsteigen. "Kurzfristig dürften sich defensive Konsumgüter, Healthcare und Versorger gut schlagen", erklärt Krieg.

Langfristig sieht das aber anders aus. "Trübt sich die Konjunktur ein, werden Technologiewerte und zyklische Konsumgüter meistens am stärksten abgestraft. Das haben wir beispielsweise 2022 erlebt und so ist es auch derzeit wieder. Nach der Krise könnten sie daher die größten Gewinner sein."

Grundsätzlich gilt: Sobald sich die wirtschaftliche Lage aufhellt, legen die Sektoren, die zuvor am stärksten abgestraft wurden, am stärksten zu.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Aktienexperte und Investmentcoach Tobias Krieg von longtermvalue.de am 5.8.2024
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