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100 Tage US-Präsident Donald Trump: Der größte Gewinner ist er selbst


Weltwirtschaft und Börsen
Nach 100 Tagen im Amt: Er ist der größte Gewinner

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

05.05.2025 - 07:26 UhrLesedauer: 4 Min.
US-Präsident TrumpVergrößern des Bildes
Donald Trump: Während die US-Wirtschaft und die Börsen schwächeln, hat sich das Vermögen des US-Präsidenten in einem Jahr fast verdoppelt. (Quelle: Evan Vucci/AP/dpa/dpa-bilder)
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Am 100. Tag seiner Amtszeit bekommt US-Präsident Trump ein Zeugnis ausgestellt: mit schlechten Noten im Fach Wirtschaft. Dies sind die größten Gewinner und Verlierer seiner Politik.

Es war die Überraschung der vergangenen Woche: Die US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal um 0,3 Prozent. Zuletzt war sie um satte 2,4 Prozent gewachsen. Kaum ein Ökonom hatte das so schnell, so massiv kommen sehen. Es liege nicht an den Zöllen, beeilte sich US-Präsident Trump zu versichern, und musste erneut um Geduld werben: Das Goldene Zeitalter werde noch kommen.

The winner is ... Trump

Derweil ist seines schon da: Das Vermögen von Trump hat sich innerhalb eines Jahres von 2,3 auf 5,1 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt, wie der Reichenliste des US-Magazins "Forbes" zu entnehmen ist. Einer der Gründe: Unmittelbar vor seinem Amtseintritt brachte Trump eine eigene Kryptowährung heraus: den Trumpcoin. Wie die "Financial Times" im März berichtete, wurden damit rund 350 Millionen Dollar erwirtschaftet. 75 Prozent aller Einnahmen kann Trump offenbar als persönlichen Gewinn verbuchen.

Zweiter Punkt: Die Aktien seines eigenen sozialen Netzwerks, Truth Social, Hauptbestandteil seines Unternehmens Trump Media, sind in der vergangenen Woche um bis zu 57 Prozent gestiegen. Sie sind eine Art Fanartikel, schwanken aber stark.

Größter Verlierer: USA

Der vorläufig größte Verlierer der US-Wirtschaftspolitik steht dagegen fest: die größte Volkswirtschaft der Welt. Das Rezessionsszenario, das Ökonomen befürchten, könnte demnächst Realität sein. Und wenn die US-Wirtschaft wankt, hat das Domino- bzw. Abstrahleffekte weltweit.

Seit Trump gehen selbst die Ölpreise in die Knie. Minus 20 Prozent in drei Monaten. Das hat auch mit der mauen wirtschaftlichen Lage vor seiner Amtszeit zu tun, aber als wichtigster Handelspartner vieler Länder tragen die USA zum Öl-Kursrutsch bei: Unternehmen halten sich zurück, wenn sie nicht wissen, wem sie morgen noch wie viel und zu welchem Preis verkaufen können. Und Käufer, Unternehmen wie Konsumenten, sind ebenfalls vorsichtig. China ordert weniger Öl als gewöhnlich. Die sinkende Nachfrage drückt auch den Preis.

Der US-Dollar ist der nächste Verlierer. Wenn die USA nicht mehr als verlässlicher Wirtschaftspartner gelten, stellt sich zumindest langfristig die Frage: Bleibt der Dollar die Leitwährung?

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und der Wirtschaft passiert.

Auto- und Pharmabranche leidet

Über den großen Verlierer Automobilbranche ist schon viel gesprochen worden. In der vergangenen Woche zeigten die Quartalsbilanzen von VW und Mercedes-Benz schwarz auf weiß, wie heftig die Lage ist. Die Hersteller blicken bestenfalls verhalten in die Zukunft. Perspektiven abzustecken, scheint kaum möglich. Auch US-Autokonzerne leiden unfassbar – selbst Tesla.

20 Prozent der Teile für einen Tesla kommen aus China. Nicht Teslas einziges Problem, seit Tesla-Chef Elon Musk in der US-Regierung mitmischt und einige Käufer dadurch vergrault hat. Dass er seine Tätigkeit als Berater im Weißen Haus nun einschränken will, hat bisher nicht die Wende gebracht. Zudem ist auch die alte Flotte ein Thema. Denn Tesla muss gerade auch die Produktion neuer Modelle stoppen, weil die Fertigung durch die Zölle zu teuer ist.

Die deutschen Hersteller fertigen zwar viel in den USA, aber nicht alle. Und eine Branche zittert noch: Pharma. Für die deutschen Unternehmen sind die USA der wichtigste Exportmarkt. Bei 20 Prozent Zöllen würden ihre US-Exporte um ein Drittel einbrechen, errechnete das ifo-Institut. Was da folgen kann? Produktionskürzungen, Arbeitsplatzverluste, vielleicht Werksschließungen.

Versicherer laufen stark

Gewinner sind dagegen Unternehmen, die von den Zöllen wenig bis gar nicht betroffen sind. Versicherer zum Beispiel: In Deutschland stehen die Aktien von Allianz und Münchener Rück auf Rekordniveau. In den USA sind Kommunikationsunternehmen die Gewinner, sie haben kein Zollproblem. Auch heimische Pharmawerte laufen besser als der Gesamtmarkt. Wenn die europäische Konkurrenz durch Zölle teurer wird, kann das für die US-Unternehmen zumindest auf dem Heimatmarkt ein Vorteil sein.

Franken, schwedische Krone und Euro gefragt

Und wo Krise ist, ist die vermeintliche Sicherheit gefragt. Allen voran der Schweizer Franken aus dem Land mit solidem Wirtschaftswachstum, wenig Inflation, wenig Arbeitslosigkeit und stabiler Währung. Auch die schwedische Krone und der Euro werden wertvoller.

Am 14. März wurde in puncto Sicherheitsdenken der nächste Meilenstein erreicht: Der Goldpreis stieg erstmals über 3.000 US-Dollar. Man darf sich wundern über die, die das ernsthaft feiern. Denn Gold ist die Krisenwährung. Wenn der Wert dieses trägen Edelmetalls schneller und stärker steigt als Aktien, ist das ein Achtungssignal! Ja, mit Ausrufezeichen!

Auch gesucht im Ernstfall: Anleihen solider Staaten wie Deutschland und der Schweiz. Nach der Zollankündigung der USA Anfang April erfuhren sie einen regelrechten Ansturm. Denn den Zöllen folgten im Handumdrehen Gegenzölle, nicht zuletzt seitens China, der zweitstärksten Wirtschaftsmacht. Der Rest der Welt hatte da schnell die wirtschaftlichen Aussichten der USA überdacht, und die Inflationsaussichten gleich mit.

Nur Nixon war noch schlechter

An den Börsen manifestierte sich etwas, dessen ich mich in über 20 Jahren Berichterstattung nicht erinnern kann: eine Bewegung "Sell America", also ein Abverkauf von US-Aktien. Die US-Börsen haben ihre Gewinne seit der Amtseinführung des Präsidenten mehr als eingebüßt. Nur ein Präsident performte in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit an der Börse noch schlechter als Trump. Das war Richard Nixon im Jahr 1973. Damals war die Lage aber eine andere; zur Ölkrise kam eine Wirtschaftskrise mit zweistelligen Inflationsraten hinzu.

Im Wahlkampf hatte Trump gewarnt: Wenn Kamala Harris gewählt würde, würden die Börsen abstürzen wie 1929 zur Wirtschaftskrise. Nun hat er dies ganz allein zu verantworten.

Chance zur Schadensbegrenzung

Immerhin: Deutschland ist aufgewacht. Es versteht, dass wir unabhängiger von den Waffen, dem Öl und dem Gas Dritter sein müssen. Investiert Milliarden. Das ist teuer, weil die Verschuldung steigt. Aber es ist ein Schritt in die Zukunft.

Und dann ist immer noch die Hoffnung da, dass der Präsident der USA einlenkt und seine übrigen Wahlversprechen umsetzt: weniger Steuern und weniger Regulierung. Es wäre eine Schadensbegrenzung. Und vielleicht klappt es dann mit einem besseren Zeugnis für den Präsidenten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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