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Hohe Renditeversprechen: 1000-Prozent-Chancen? Warnung vor Gier


Hohe Renditeversprechen
Werden Sie bloß nicht zu gierig

MeinungVon Jessica Schwarzer

Aktualisiert am 17.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Mann springt über eine Schlucht.Vergrößern des Bildes
Über dem Abgrund (Symbolbild): Die Einschätzung des eigenen Risikos ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg an der Börse. (Quelle: metamorworks)

Manche Angebote klingen zu gut, um wahr zu sein. Wenn es um unsere Geldanlage geht, ignorieren wir das leider oft. Die Gier ist größer – ein Fehler.

Eine supersichere Geldanlage mit einer garantierten Rendite von zehn oder mehr Prozent? Da sollten eigentlich unsere Alarmglocken klingeln, und zwar alle. Hohe Renditeversprechen heißen immer auch hohes Risiko. Dicke Zinszahlungen oder exorbitant hohe Gewinne ohne Risiko? Das gibt es nicht. Und das sollte uns auch unser gesunder Menschenverstand sagen, eigentlich.

Aber so ticken wir leider nicht. Es klingt eben zu verlockend. Mit einer kleinen Summe könnte man es doch mal versuchen, oder? Meistens, sehr oft sogar, gehen solche Investments aber schief. Gier war bei der Geldanlage noch nie ein guter Ratgeber. Im Gegenteil.

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Börsenexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Keine Chance ohne Risiko und umgekehrt

Es ist das einfache Zusammenspiel von Chance und Risiko. Je größer die Chance, also die mögliche oder "versprochene" Rendite, desto höher das Risiko. Und andersherum. Während es auf dem supersicheren Sparbuch so gut wie keine Zinsen gibt, locken andere Anlageklassen mit mehr Rendite – verbunden mit höheren Risiken. Die kann man selbstverständlich bewusst eingehen. Das ist auch gar nicht schlimm, wenn Sie wissen, was Sie tun.

Wenn die Versprechungen aber eben einfach viel zu gut sind, dann muss das ein Warnsignal sein. Werden Sie dann bloß nicht zu gierig! Doch wann ist das Verspechen zu gut? Der MSCI World liefert einen ganz guten Richtwert. In den vergangenen 15 Jahren lieferte der Weltaktienindex eine jährliche Rendite von etwas mehr als 9 Prozent – trotz aller Schwankungen, Turbulenzen und des Corona-Crashs. Wenn Ihnen also jemand mehr verspricht bei geringerem Risiko, sollten Sie hellhörig werden. Es könnte ein unseriöses Angebot sein, vielleicht sogar ein kriminelles.

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Viel heiße Luft am grauen Kapitalmarkt

Womit wir beim sogenannten grauen Kapitalmarkt wären. Dort tummeln sich Anbieter und Handelsobjekte, die nicht von der Finanzmarktaufsicht kontrolliert werden. Sie müssen nur wenige oder keine gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Doch was wird da eigentlich gehandelt? Alles Mögliche. Das können Unternehmensbeteiligungen sein, beispielsweise an besonders "heißen" Start-ups, Immobilienbeteiligungen, Diamanten, komplizierte Währungsgeschäfte, Kryptowährungen natürlich. Oder es ist einfach das gute alte Glücksspiel. Leider tummeln sich auf dem grauen Kapitalmarkt auch schwarze Schafe.

Die Digitalisierung bietet diesen Betrügern völlig neue Möglichkeiten. Eine davon sind falsche Investmentplattformen. Sie locken ihre Opfer mit hohen Gewinnen. Oft scheint das auch zu funktionieren und die Betrugsopfer investieren immer mehr – die Gier ist ausgebrochen. Wenn sie aber verkaufen wollen, wenn sie an ihr Geld wollen, dann ist da oft nichts mehr. Nichts als heiße Luft.

Das Phänomen ist weiter verbreitet, als Sie vielleicht denken. Auch wenn es keine statistisch belastbaren Zahlen gibt, dürfte der jährliche Schaden im Milliardenbereich liegen, den diese Cyber-Trading-Plattformen in Deutschland anrichten.

Lassen Sie sich nicht aufs Glatteis führen, hinterfragen Sie. Schauen Sie genau hin, vor allem dann, wenn die Versprechungen mal wieder zu schön sind, um wahr zu sein. Lassen Sie sich nicht einlullen und schon gar nicht zu schnellen Investments drängen. Schauen Sie unbedingt im Impressum nach, wo das Unternehmen sitzt. Zypern, Dubai oder die Bahamas? Lieber Finger weg.

Gehen Sie Risiken bewusst ein

Apropos Versprechungen. Auch die einschlägigen Börsenmagazine und erst recht weniger seriöse Newsletter spielen mit unseren Emotionen und hoffen auf unsere Gier. "Die 1.000-Prozent-Chance", "Die nächsten Kursraketen" oder "Diese Aktien machen Sie reich" wird dann getitelt. Solche Schlagzeilen verkaufen sich einfach zu gut. Doch wer kann schon die nächste Kursrakete prognostizieren, noch dazu das drei- oder vierstellige Plus? Wer eine Glaskugel hat, möge sich bei mir melden.

Diese Schlagzeilen sind völlig übertrieben – das heißt aber nicht, dass Sie solche Geschichten nicht lesen dürfen oder gar sollen. Nur auf die großen Versprechungen sollten Sie nicht hereinfallen. Auf der Suche nach spannenden Aktien oder den nächsten Trends an der Börse liefern diese Geschichten trotzdem Mehrwert.

Und es spricht auch nichts dagegen, die eine oder andere heiße Wette an der Börse einzugehen. Aber bitte tun Sie das in vollem Bewusstsein dessen, wie hoch das Risiko ist, das Sie eingehen. Und investieren Sie in einem solchen Fall nur Geld, dessen Verlust Sie verkraften könnten.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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