Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Anlagetrend der Woche Amazon zahlt Jeff Bezos' Megaparty in Venedig

Geld verdoppelt sich alle zehn Jahre. Sagt der Volksmund. Und wenn es sich verzehnfacht, ist auch eine fette Hochzeit in Venedig drin.
Wer soll das alles bezahlen? Das hätte man sich bei Jeff Bezos Hochzeit in Venedig durchaus fragen können. Muss man aber nicht. Ein Blick auf den Aktienkurs von Amazon genügt, um die Antwort zu geben. Denn exakt vor zehn Jahren notierte die Aktie bei 22 US-Dollar. Zum Hochzeitsevent in der italienischen Stadt mit pittoresken Kanälen waren es 222 US-Dollar. Bezos' Anteile an Amazon haben sich mal eben verzehnfacht. Eine starke Marke ist das, was der mittlerweile hippe Gründer als sein größtes Asset nennen kann.
Für private Anleger heißt das zwar, dass es finanziell für eine Hochzeit in Venedig in diesem Stil vermutlich nicht reichen wird und aus geschmacklichen Gründen womöglich auch gar nicht reichen sollte. Die Idee, eine starke Marke für sich arbeiten zu lassen, ist aber nicht dumm.
Rendite dank Nachfrage
Als Verkäufer überlegt man sich, was der Kunde wohl brauchen könnte, und man bietet ihm genau dies zum perfekten Preis an. Dann läuft das Geschäft. Im Falle von Amazon geben die Kunden immer wieder an, dass es der Prime-Service ist, der sie an das Unternehmen bindet. In den USA muss man gezielt nach Haushalten suchen, die Prime nicht nutzen, denn die Abdeckung liegt in einer Größenordnung von 80 Prozent.

Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de. Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.
Als Anleger fokussiere ich mich schon seit Jahren auf mein Markenwertportfolio, das auch unseren Lesern zugängig ist. "Neben der reinen Markenstärke geht es aber vor allem um die Dynamik, sprich das Wachstum einer Marke", findet Stefan Riße von Acatis. Eine quartalsweise erhobene Auswertung identifiziert nicht nur naheliegende Titel wie Google, Apple, McDonald's oder Amazon, sondern auch Titel aus der zweiten Reihe mit sehr starker Bindung. Dazu zählen Spotify oder DHL ebenso wie Monster Energy oder JP Morgan im Bankensektor.
Mit dem massiven Einzug von KI in die Firmenwelt werden viele Marken nun getestet. Google, Salesforce, Microsoft oder Nvidia können dank neuer Trends und Fähigkeiten mitunter von Quartal zu Quartal ihre Wertigkeit erhöhen. Eine starke Marke ist auch deshalb so interessant, weil emotional aufgeladene Firmen höhere Margen und oft beständig hohe Preise durchsetzen können, so eine Beobachtung des Brokers RoboMarkets. Man zahlt für das gute Gefühl und die jahrelange Verbundenheit sozusagen extra.
- Lesen Sie auch: Google, Meta, Amazon: "So geht das nicht weiter" (Kolumne von Uwe Vorkötter)
Bankenmarkt speziell
Vernünftig muss diese Verbundenheit nicht immer daherkommen. Auch die Sparkassen sind in Deutschland noch immer eine starke Marke. Dies liegt für ältere Menschen womöglich am vertrauten Umfeld. Denn wer den Zins sucht, findet bei der Marke Sparkasse wenig Zählbares. Neobroker wie der Smartbroker liefern Tagesgeldzinsen auf EZB-Level, und Newcomer wie gegenwärtig die BBVA locken sogar mit drei Prozent Zinsen begrenzt auf zwölf Monate. Lesen Sie hier mehr dazu.
Dass die Marke Sparkasse noch zieht, liegt eher am Knax-Heft im Hinterkopf oder an der Trägheit der Kunden. Aber sogar im Konsumgütersektor kann die Erfahrung gepaart mit Haptik und Kundenerlebnis wichtiger sein als technische Daten. iPhones schneiden mitunter schlechter ab als die Konkurrenz, wenn es um technische Fragen geht. Wer aber jahrelang eins nutzt, bleibt meist dabei. So einfach ist es und so nützlich für Aktionäre. Aus dem Grund ist Warren Buffett seit Ewigkeiten bei Apple an Bord. Und ob Coca-Cola wirklich besser schmeckt als Konkurrenzprodukte, muss jeder selbst beurteilen.
Emotionen bringen Rendite
Sieht man sich weltweit die stärksten und vor allem am stärksten wachsenden Marken an, so sind sie allesamt emotional massiv aufgeladen. "Apple, Amazon, Tesla ist es wie Spotify, Porsche oder Netflix gelungen, die Kunden durch Service, Einfachheit, Schönheit der Produkte an sich zu binden", so Experte Riße.
Die Markenstärke ist aber auch das essenzielle Fundament für ein mögliches Comeback. In den Kurslisten am Börsenplatz Gettex tauchte dieser Tage Nike ganz vorn auf – ein ungewohntes Bild in den vergangenen Jahren. Offenbar haben Käufer die Marke wiederentdeckt und eine Trendwende ist in Sicht. Dies genügte Investoren, die Marke nach Bekanntgabe der Zahlen direkt mal 20 Prozent teurer zu machen. Für einen vollen Glanz der Marke muss man noch viel liefern, doch für manchen Anleger ist es eine Chance, eine große Marke noch immer zum kleinen Preis zu erhalten.
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