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Mit diesen Problemen haben Busfahrer zu kämpfen


Schlechte Bedingungen und aggressive Fahrgäste
Mit diesen Problemen haben Busfahrer zu kämpfen

dpa, Anika von Greve-Dierfeld

04.03.2019Lesedauer: 4 Min.
Busfahrer: Sie kämpfen um ein besseres Image und um mehr Verständnis für ihren Job.Vergrößern des BildesBusfahrer: Sie kämpfen um ein besseres Image und um mehr Verständnis für ihren Job. (Quelle: kzenon/getty-images-bilder)
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Bus und Bahn gehört die Zukunft, aber das Image des Busfahrer-Berufs ist trotzdem mies. Dabei haben die Fahrer einen schweren Job. Nicht nur der dichte Verkehr in den Städten setzt Busfahrer unter Druck.

Wenn es um den Beruf des Busfahrers geht, sind die Fronten verhärtet. "Das ist ein angenehmer und leichter Job", sagt der Sprecher des Verbandes Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), Klaus Zimmermann. "Da kann ich nur lachen", entgegnet Igor Eisenbarth, seit 23 Jahren Busfahrer und Vize-Betriebsratsvorsitzender beim Karlsruher Busunternehmen Hagro. Die zwei Seiten bei den festgefahrenen Tarifverhandlungen im Land sind damit klar; die Urabstimmung für einen Streik läuft seit 25. Februar.

Fehlender Respekt

Die Busfahrer kämpfen nicht nur um mehr Lohn. Sie kämpfen um ein besseres Image, um mehr Verständnis für ihren Job, um Anerkennung für seit Jahren wachsende Belastungen. Dazu gehört der Jahr um Jahr schlimmer werdende Verkehr – aber auch unfreundliche, pöbelnde oder übergriffige Fahrgäste.

"Vor zehn Jahren gab es vielleicht 20 Prozent unhöfliche Gäste und heute muss man froh sein, wenn einem 20 Prozent 'Guten Morgen' wünschen", berichtet Katja Fellmeth, die bei Combus die Schulungsabteilung zur Weiterbildung von Busfahrern leitet. Deren Eindruck sei, nicht mehr als Respektsperson wahrgenommen zu werden, obwohl sie in ihrem Bus nicht selten Verantwortung für 50 bis 80 Leben hätten. "Das ist beruflich dann schon frustrierend." Alle fünf Jahre müssen Busfahrer ihren Führerschein verlängern und dafür an Schulungen teilnehmen. Die Themen sind unter anderem: Schülerverkehr, Umgang mit Stress, Kommunikation mit Jugendlichen, Deeskalation.

Arbeitsunfälle häufig durch Übergriffe Dritter

Deeskalation? Ja sicher, sagt Eisenbarth. Busfahrer seien ihren Fahrgästen unmittelbarer ausgesetzt als die Kollegen in Zug, Stadt- oder Straßenbahn. Keine abgetrennte Kabine schütze den Mann – oder seltener – die Frau am Steuer vor verbalen oder körperlichen Attacken. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) meldet für die Jahre zwischen 2010 und 2017 bis auf eine Ausnahme wachsende körperliche Gewalt gegen Busfahrer: Die Zahl meldepflichtiger Arbeitsunfälle lag demzufolge 2017 bei 639 (Vorjahr: 584).

Jeder zehnte Arbeitsunfall in Unternehmen des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) werde durch Übergriffe Dritter verursacht, stellte die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft schon vor Jahren fest. Rund 50 Prozent davon entfallen demzufolge auf ÖPNV-Fahrpersonal und davon wiederum seien drei Viertel der Betroffenen Linienbusfahrer. Insgesamt sei zwar die Kriminalität in Zug, Bus oder Bahn rückläufig. Bahnmitarbeiter würden aber ebenso wie Polizisten oder Rettungskräfte zunehmend attackiert, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn, die das Regionalbusunternehmen Südwestbus betreibt. Drei tätliche Angriffe auf Busfahrer zählte das Unternehmen 2018.

Viele Faktoren sorgen für Unmut

"Der Eindruck ist, dass der Ton wie in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft auch, in den vergangenen Jahren rauer geworden ist", sagt eine Sprecherin der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). Respekt der Fahrgäste gegenüber den Mitarbeitern sei nicht immer vorhanden.

"Pöbeleien werden zwar gar nicht erst erfasst, aber auch verbale Ausfälle hätten eindeutig zugenommen", erzählt Heiko Goebel, Sprecher der Nahverkehrsgewerkschaft NahVG. "Das Klima ist aggressiver geworden, ganz klar." Die Busfahrer litten zudem unter verkürzten Pausen, geteilten Schichten, stagnierenden Gehältern, zu eng getakteten Fahrplänen. Der Unmut etwa von Pendlern über Verspätungen zerre zusätzlich an den Nerven der Fahrer.

Nachwuchs fehlt

Dass die Busbranche – nach Goebels Worten mehr noch als die der Straßen-, Stadt-, oder Fernbahn – unter Nachwuchsmangel leide, sei da kein Wunder. Eisenbarth beispielsweise hat tariflich 169 Stunden im Monat vorgeschrieben. "Weniger als 190 Stunden hatte ich noch nie", sagt der 49-Jährige. Sechs Tage in der Woche dürfe er eingesetzt werden. Freie Wochenenden haben Seltenheitswert.

"Den Job, bei dem Stress, für das Geld – welcher junge Mensch will das schon?", sagt Goebel. Beim Unternehmen Hagro, wo Eisenbarth beschäftigt ist, sind alle älter als 40 Jahre. Die Nachwuchsprobleme werden laut WBO-Sprecher Zimmermann zunehmen, "weil viele Fahrer in den nächsten 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen". Rund 800 Busfahrer fehlen in Baden-Württemberg, bundesweit sind es Tausende.

Hohe Verantwortung, geringe Wertschätzung

Auch wenn Unfälle die Ausnahme bleiben – der Stress im Verkehr nimmt ebenfalls zu. Staus, genervte Autofahrer, Baustellen. "Auch wenn wir noch so besonnen fahren, es ist ein Kampf auf der Straße", erzählt Christian Zechow, der seit zwölf Jahren für das Düsseldorfer Verkehrsunternehmen Rheinbahn fährt. Nach acht bis neun Stunden im Dienst sei man fix und alle. Hunderte Fahrgäste befördere er jeden Tag; die Verantwortung sei enorm. "Aber in den Köpfen der Menschen gelten wir als Hilfsarbeiter mit Führerschein."


Das Ansehen eines Berufes hängt eben doch mit der Bezahlung zusammen, sagt Goebel – ob es nun um Busfahrer, Krankenschwestern oder Altenpfleger geht. "Wir haben da überall wenig Angebot und hohe Nachfrage – und trotzdem gehen die Löhne nicht nach oben", sagt er. "Da ist doch was faul in der Gesellschaft."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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