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Dax im Höhenflug: Das Risiko eines Rückschlags ist real


Rekordwert
Dax im Höhenflug: Das Risiko eines Rückschlags ist real


22.01.2020Lesedauer: 3 Min.
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Dax auf Rekordhoch: Zwar steckt die deutsche Industrie immer noch in einer Rezession, aber die Stimmung wird besser.Vergrößern des Bildes
Dax auf Rekordhoch: Zwar steckt die deutsche Industrie immer noch in einer Rezession, aber die Stimmung wird besser. (Quelle: imago-images-bilder)

Im Dezember 2019 schien noch ein Börsenkrach bevorzustehen, mittlerweile gehen die Kurse nach oben – der Deutsche Aktienindex hat einen neuen Rekordstand erreicht. Wird das so weitergehen?

Der Dax auf Rekordhoch – das ist doch mal was! An diesem Mittwoch kletterte der deutsche Aktienindex, in dem die 30 größten Aktiengesellschaften des Landes notiert sind, direkt zu Handelsbeginn erstmals in seiner Geschichte auf über 13.600 Punkte.

Danach bröckelten die Kurse wieder ab, dennoch erscheinen die Perspektiven für das Jahr 2020 auf einmal in rosigem Licht. Warum ist das so – und vor allem: Wird das so bleiben?

Steht der Zusammenbruch des Aktienmarktes bevor?

Im Dezember noch hatten die Crash-Propheten die Oberhand. Ein Börsenkrach schlimmster Art schien bevorzustehen, die Risiken einer Geldanlage in Unternehmenspapieren wurden in dramatischen Bildern ausgemalt: Die Börsenkurse seien schon viel zu hoch und durch echte Unternehmensdaten nicht mehr gedeckt. Die Nullzinspolitik der Notenbank habe rund um die Welt Zombie-Firmen genährt, die nicht wettbewerbsfähig sind, sich aber durch das billige Geld über Wasser halten können. Weil Anleger für ihr Geld keine Aussicht auf Zinserträge mehr hätten, kauften sie nun aus Verzweiflung Aktien und trieben damit die Kurse in irrationale Höhen.

Die Unternehmen selbst nutzten das billige Geld, um eigene Aktien zurückzukaufen und damit die Firma in einem zu günstigen Licht erscheinen zu lassen. Es sei so viel Luft in den Kursen, dass der Zusammenbruch unausweichlich bevorstehe. An all diesen Argumenten ist etwas dran, sie bleiben auch in diesem Jahr gültig. Das Risiko
eines Rückschlags ist real. Das müssen alle wissen, die sich jetzt überlegen, doch noch in den Aktienmarkt einzusteigen oder ihr Depot aufzustocken.

Außenpolitische Lage hat sich verbessert

Dass die Kurse dennoch nach oben gehen, hat allerdings auch handfeste Gründe: Die Angst vor dem Handelskrieg zwischen den USA und China ist in den letzten Wochen viel geringer geworden. Beide Parteien reden miteinander, nach der ersten Übereinkunft, die Streitigkeiten beilegen zu wollen, steigt die Hoffnung auf eine Einigung.

Die Drohung des US-Präsidenten, nach der Einigung mit China nun Europa mit Strafzöllen zu überziehen, wird im Augenblick nicht überbewertet. Für die deutschen Unternehmen ist das besonders wichtig. Sie sind sehr exportorientiert und leiden besonders, wenn der Welthandel ins Stocken kommt.

Auch für das Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union sind die Erwartungen nicht mehr so verheerend wie noch vor wenigen Wochen. Vor den Neuwahlen in England erschien das ganze Land handlungs- und entscheidungsunfähig. Durch die politische Blockade wuchs das Risiko eines harten Brexit mit schlimmen Folgen für die europäische Wirtschaft. Dieses Risiko ist zwar immer noch da – doch die Hoffnung auf ein geordnetes Verfahren überwiegt im Augenblick.

Steigende Kontogebühren und Immobilienpreise

Die Notenbanken treiben die Börsen ebenfalls. Weil es mittelfristig trotz der konjunkturellen Erholung keine Aussichten für eine Zinswende gibt, bleibt Sparen ein unerfreuliches Geschäft. Immer mehr Banken verlangen auch von Privatkunden und für kleine Geldbeträge Gebühren für das Konto, das Ersparte verliert an Wert.

In Immobilien zu investieren, ist vielerorts ebenfalls nicht mehr attraktiv, weil die Preise bereits zu stark gestiegen sind. Für kleine Anleger kommt dazu, dass sie sich mit Immobilien ein Klumpenrisiko ans Bein binden. Weil sie nach einem Wohnungskauf oder Hausbau nicht mehr viel Geld übrig haben, würden sie besonders leiden, wenn der Immobilienmarkt in die Krise rutscht. Auch das lässt Aktien auf einmal als gute Alternative erscheinen.

Analysten sehen Aufholpotenzial für deutsche Wirtschaft

Hausgemachte Nachrichten kommen dazu: Auch die deutsche Konjunktur scheint leicht anzuziehen. Zwar steckt die Industrie immer noch in einer Rezession, aber die Stimmung wird besser. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragt regelmäßig Finanzmarktexperten, und die sind so optimistisch für mehr Wachstum wie seit 2015 nicht mehr. Weil der deutsche Aktienindex trotz der Kursgewinne des vergangenen Jahres im Vergleich zu den europäischen Indizes und dem amerikanischen Dow Jones Index immer noch schwach ist, sehen viele Analysten hier noch Aufholpotenzial.

Wird das so weiter gehen? Das weiß niemand. Wer sein Geld schon bald wieder braucht, sollte sich auch von einem Börsenrekord nicht verleiten lassen, jetzt in Aktien einzusteigen.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin in Berlin. Gemeinsam mit t-online.de
und der Leibniz-Gemeinschaft produziert sie den Podcast "Tonspur Wissen".

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