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Netflix, Amazon und Co.: Diese Firmen profitieren von der Corona-Krise


Amazon, Netflix und Co.
Diese Firmen profitieren von der Corona-Krise


18.08.2020Lesedauer: 7 Min.
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Mann mit Paketen (Symbolbild): Die Deutsche Post gehört zu den Krisengewinnern.Vergrößern des Bildes
Mann mit Paketen (Symbolbild): Die Deutsche Post gehört zu den Krisengewinnern. (Quelle: Geisser/imago-images-bilder)

Die Corona-Krise hat nicht nur zu einem beispiellosen Wirtschaftseinbruch geführt und viele Unternehmen an den Rand einer Pleite geschickt. Die Pandemie spülte auch Milliarden in die Taschen einiger Konzerne.

Fragt man Firmenchefs nach den Auswirkungen der Corona-Krise für ihr Geschäft, hört man vermutlich in 95 Prozent der Fälle so etwas wie: "Geschäft vollkommen verhagelt", "die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit" oder gar ein "stehen kurz vor der Pleite".

Nicht verwunderlich: Die Corona-Krise sorgte für einen historischen Wirtschaftseinbruch. Im zweiten Quartal ging das BIP in Deutschland um mehr als zehn Prozent zurück, auch der Export brach zeitweise extrem ein. Die Deutsche Lufthansa etwa überlebte nur mit einem Milliardenpaket vom Staat. Und um andere Unternehmen steht es nicht besser.

Doch für manche Firmen war die Corona-Pandemie ein echter Glücksfall – zumindest was ihr Geschäft angeht. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl der Firmen, die durch die Krise in Geld baden.

Amazon

Der wohl eindeutigste Gewinner der Corona-Krise ist der Online-Händler Amazon. Die britische Financial Times zitierte zu Beginn der Krise einen ehemaligen Amazon-Manager, der Amazon als das "neue Rote Kreuz" lobpreiste. Der Grund: Der Konzern liefert alles, von Büchern über Nahrungsmitteln, Medizin und Sex-Artikeln – und das bis vor die Haustür.

Der Konzern bringt aber auch mit seinem Online-Dienst Amazon Prime ein Film- und Serien-Angebot an den Mann und die Frau. Und seine Cloud-Software ist ebenfalls begehrt – gerade im Homeoffice.

Amazon mit Gewinn-Rekord

Dieses "Wir-liefern-Ihnen-alles"-Angebot sorgte in der Corona-Krise für ein sattes Plus in den Geschäftszahlen. Amazon machte im zweiten Quartal 2020 so viel Gewinn wie nie zu vor in seiner 26-jährigen Firmengeschichte: 5,2 Milliarden US-Dollar (4,4 Milliarden Euro). Das war doppelt so viel wie im Quartal zuvor.

Die Aktie des Konzerns hat seit Jahresbeginn rund 70 Prozent an Wert gewonnen. Sie kostete zuletzt knapp 3.150 US-Dollar.

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Für Jeff Bezos, Gründer, Chef und Großaktionär des Internetriesen, zahlt sich das aus. Anfang August verkaufte er eine Million Anteile des Online-Handelshauses im Wert von 3,1 Milliarden Dollar (etwa 2,5 Milliarden Euro).

Netflix

Während des Lockdowns mussten die Menschen zwangsläufig zu Hause bleiben. Und was macht man da so? Natürlich: Serien schauen. Davon profitiert der Streaming-Anbieter Netflix.

Im ersten Quartal 2020 verkaufte der Konzern 15,8 Millionen Bezahlabos. Durch das Lockern der Lockdowns ging das Wachstum aber etwas zurück. Im zweiten Quartal gewann Netflix nur noch 10,1 Millionen Abos hinzu. Damit hat der Streaming-Anbieter inzwischen fast 193 Millionen Kunden.

Das Unternehmen rechnet derweil zwar damit, dass der Andrang weiter abnimmt, seit Jahresbeginn ist die Netflix-Aktie aber noch auf Höhenflug – und legte um rund 50 Prozent zu. Denn geschäftlich läuft es in jedem Fall rund. Die Erlöse legten im Jahresvergleich um starke 25 Prozent auf 6,2 Milliarden US-Dollar zu und der Gewinn um weit mehr als das Doppelte auf 720 Millionen Dollar (632 Millionen Euro).

Nintendo

Zu Hause schauen viele Menschen nicht nur Netflix, sondern spielen auch – zum Beispiel auf dem Handy oder der Konsole. Das freut den japanischen Videospiele-Konzern Nintendo.

Ein Spiel war in der Pandemie besonders beliebt, womöglich weil analoges Reisen nicht möglich war: "Animal Crossing: New Horizons". Das Spiel, bei dem es darum geht, eine Insel-Welt zu besiedeln, verkaufte der Nintendo-Konzern 10,63 Millionen Mal.

Das Spiel wurde bereits zum Start im März rund zwölf Millionen Mal gekauft. Der Erfolg von "Animal Crossing" treibt auch die Verkäufe der Spielekonsole Switch an – sie sprangen auf 5,68 Millionen Geräte von 2,13 Millionen vor einem Jahr hoch.

Der japanische Videospiele-Spezialist verbuchte im vergangenen Quartal einen Gewinn von 106,6 Milliarden Yen (rund 852 Millionen Euro) – sechs Mal mehr als ein Jahr zuvor.

Delivery Hero

Zum Zocken und Serien glotzen gehört auch das Essen-Bestellen. Zumal Restaurants wegen des Lockdowns in vielen Ländern ohnehin dicht waren. Für den Essenslieferdienst Delivery Hero sorgte die Corona-Pandemie deshalb für ein sattes Wachstum. Im zweiten Quartal verdoppelten sich die Bestellungen fast auf 281 Millionen. Der Umsatz kletterte um 96 Prozent auf 612 Millionen Euro.

Das Berliner Unternehmen schraubt deshalb auch die Prognose für das Gesamtjahr in die Höhe. Nun rechnet das Unternehmen dieses Jahr mit einem Umsatz zwischen 2,6 und 2,8 Milliarden Euro.

Delivery Hero betreibt in mehr als 40 Ländern Bestellplattformen für Essen lokaler Anbieter und beschäftigt 25.000 Mitarbeiter, davon rund 1.300 in Berlin. Sein Deutschlandgeschäft mit Marken wie Foodora, Lieferheld oder Pizza.de hat der Konzern im vergangenen Jahr an den niederländischen Konkurrenten Takeaway verkauft.

Und auch die Anleger schlemmen sich in neue Höhen. War eine Aktie zu Beginn des Jahres noch rund 71 Euro wert, kostet sie nun fast 100 Euro.

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Deshalb ist das Unternehmen an der Börse mehr als 19 Milliarden Euro wert. Es gilt als sicher, dass es für den insolventen Wirecard-Konzern in den Deutschen Aktienindex (Dax) aufrücken wird. Wirecard wird die erste Börsenliga am Ende der Woche verlassen.

Rote Zahlen schreibt das Unternehmen aber weiter. Im ersten Halbjahr lag der um Sonderposten bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach vorläufigen Zahlen bei 319,5 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte er 171,1 Millionen Euro betragen.

Hellofresh

Ein weiterer Essenslieferant profitiert von der Krise – diejenigen, die keine fertiggekochten Speisen bestellen, ordern womöglich bei Hellofresh. Der Konzern bietet Essensvorschläge samt Zutaten an, aus denen sich die Kunden Kochboxen zusammenstellen können. Anfang Juni expandierte Hellofresh nach Dänemark und ist damit in 14 Ländern vertreten.

Zwischen April und Ende Juni sammelte Hellofresh rund 18,1 Millionen Bestellungen ein, mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um 123 Prozent auf 972 Millionen Euro. Die Zahl der aktiven Kunden sprang im zweiten Quartal im Jahresvergleich von 2,41 Millionen auf 4,18 Millionen.

Drägerwerk

In der Corona-Krise steigt die Nachfrage nach Atemschutzmasken und Beatmungsgeräten. Für den Medizintechnikhersteller Drägerwerk ein lohnendes Geschäft. Im zweiten Quartal steigerte der Konzern aus Lübeck den Betriebsgewinn auf 102 Millionen Euro.

Das war mehr als im gesamten vergangenen Jahr. 2019 hatte das im SDax, im Index der kleineren Werte, gelistete Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 66,6 Millionen Euro ausgewiesen. Die vor wenigen Wochen erhöhte Prognose bekräftigte der Vorstand.

"Marathon wird noch lange andauern"

Demnach erwartet Drägerwerk ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 14 bis 22 Prozent. "Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Entwicklungen werden uns noch geraume Zeit beschäftigen", erklärte Vorstandschef Stefan Dräger. "Wir sind in einem Marathon, der noch lange andauern wird."

Auch andere Medizintechnik- oder Biotechnologiefirmen können von der Krise profitieren. So der niederländische, im MDax der mittleren Werte gelistete Testanbieter Qiagen. Unter dem Strich legte der Gewinn im zweiten Quartal um 101 Prozent auf 89,8 Millionen Dollar zu.

Zoom

Während des coronabedingten Lockdowns arbeiteten viele Menschen im Homeoffice. Für Schüler wich die Klassentafel dem Computerbildschirm. Selbst Gottesdienste gab es zeitweise nur noch virtuell. Davon profitierte auch der Videokonferenz-Dienst Zoom, der ursprünglich für Unternehmen gedacht war.

Im April gab es bis zu 300 Millionen Teilnahmen an Videokonferenzen täglich – im Vergleich zu 10 Millionen noch im Dezember. Zwar ging die Zahl zwischenzeitlich etwas zurück, man rechne aber damit, dass das Wachstum auf lange Sicht weitergehen werde, hieß es vonseiten des Unternehmens.

Im Frühjahr hatte die Finanzchefin gewarnt, es sei offen, ob die Firma von dem Zustrom der neuen Nutzer auch dauerhaft finanziell profitieren könne. Schließlich bringt die sprunghaft gestiegene Nutzung auch höhere Kosten für die Infrastruktur mit sich. Und Zoom hatte in der Krise viele Einschränkungen der Gratis-Version aufgehoben.

Doch die gute Nachricht für Zoom ist, dass mit dem Anstieg der Nutzung durch Verbraucher auch das Kerngeschäft mit Unternehmen gewachsen ist. Zoom hat jetzt mehr als 265.000 Firmenkunden mit mehr als zehn Mitarbeitern – viermal mehr als vor einem Jahr.

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Der Jahresumsatz wird nach der neuen Prognose mit bis zu 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) rund drei Mal höher sein als im vergangenen Geschäftsjahr.

Teamviewer

Auch der Göppinger Softwareanbieter Teamviewer profitiert von einer hohen Nachfrage in der Corona-Pandemie. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um 21 Prozent auf 114,7 Millionen Euro zu.

Teamviewer hatte bereits mitgeteilt, dass die in Rechnung gestellten Umsätze zwischen April und Ende Juni um 45 Prozent auf 105,9 Millionen Euro geklettert waren – darin bezieht das MDax-Unternehmen die laufenden künftigen Umsätze aus abgeschlossenen Verträgen ein, um die Nachfrage besser darstellen zu können. Allerdings war das Neugeschäft im ersten Quartal noch deutlich stärker gewachsen.

Deutsche Post

Bei dem deutschen Paket- und Briefzusteller wähnt man sich gar schon in Weihnachtsstimmung – auch wenn das Wetter alles andere als dazu passt. Grund ist die vom Online-Boom ausgelöste Paketflut. "Die Menschen haben online bestellt wie sonst nur vor Weihnachten", sagte Finanzchefin Melanie Kreis.

Die 550.000 Mitarbeiter sollen diesen Erfolg auch mitbekommen – und für ihre Arbeit belohnt werden. Die Deutsche Post will an jeden einen Corona-Bonus auszahlen – in Höhe von einmalig 300 Euro.

Und die Deutsche Post hat noch große Ziele: Sie will auch einen möglichen Corona-Impfstoff verteilen. Der Konzern verfüge über Lager-Kapazitäten und könne Impfstoffe unter Einhaltung der Kühlkette in alle Gegenden der Welt liefern, sagte Kreis. Ganz so wie der Weihnachtsmann also.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • statista.de
  • Financial Times: "Amazon auditions to be ‘the new Red Cross’ in Covid-19 crisis"
  • Der Freitag: "Die Corona-Profiteure"
  • Manager Magazin: "Deutsche Post zahlt Corona-Bonus für 550.000 Beschäftigte"
  • boerse.ard.de
  • finanzen.net
  • finanzen100.de
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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