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Ölpreise stiegen an: So wichtig ist der Suezkanal für den Welthandel


Containerriese steckt fest
So schlimm ist die Blockade des Suezkanals für die Weltwirtschaft

Von t-online, mak

Aktualisiert am 25.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Stau im Suezkanal: Noch immer steckt ein Containerschiff auf dem wichtigsten Wasserweg weltweit fest – und blockiert die Fahrt für zahlreiche weitere Schiffe. (Quelle: Reuters)
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Es ist ein Unglück an der denkbar schlechtesten Stelle der Welt: Ein gigantisches Containerschiff blockiert den Suezkanal. Die möglichen Folgen für den Welthandel sind verheerend.

Der 224.000 Tonnen schwere und 59 Meter breite Frachter namens "Ever Given" gehört zu den größten Containerschiffen der Welt. Der Hafenbehörde zufolge war er im Zuge eines Sandsturms bei starkem Wind manövrierunfähig geworden, vom Kurs abgekommen und in der Nähe der Hafenstadt Suez auf Grund gelaufen. Die Stelle, an der das Containerschiff havarierte, ist für den Welthandel denkbar schlecht.

Denn der Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer und dem Indischen Ozean verbindet, gilt als einer der wichtigsten Trassen für die Weltwirtschaft. Durch den 1869 eröffneten Kanal fließen rund 12 Prozent des globalen Frachtvolumens und etwa 30 Prozent des Containervolumens.

Das Problem: Um den Suezkanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt er etwa um etwa 7.000 Kilometer. Das ist wichtig im eng getakteten Welthandel. Die alternative Route um die Südspitze Afrikas dauert gut eine Woche länger.

Im vergangenen Jahr passierten der Kanalbehörde zufolge fast 19.000 Schiffe und damit durchschnittlich fast 52 Schiffe pro Tag die Wasserstraße. Schon jetzt stauen sich in beiden Richtungen Schiffe.

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"Wie Vollsperrung einer großen Autobahn"

Der Verband Deutscher Reeder warnte vor den Auswirkungen einer längeren Blockade. "Das ist wie die Vollsperrung einer großen deutschen Autobahn. Je länger das dauert, desto deutlicher werden die Auswirkungen zu sehen sein", sagte Verbandssprecher Christian Denso. Die genauen Folgen sind aber noch ungewiss.

Die größte Herausforderung für Reeder und die Wirtschaft ist, dass niemand weiß, wie lange die "Ever Given" den Kanal noch blockiert. Somit könne auch keiner abschätzen, ob sich der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung lohne, sagte Denso. "Das ist, wie wenn Sie auf dem Weg in den Urlaub im Stau stehen und entscheiden müssen, nehme ich die Umleitung oder warte ich im Stau, bis es vorbei ist."

Verbandssprecher Denso sagte, bei Containerschiffen komme es in der Regel nicht darauf an, dass sie schnell, sondern dass sie pünktlich ankommen. Dabei gehe es um das Versprechen der Reeder, dass beispielsweise die Autotür rechtzeitig in Bremerhaven ankomme.

Von der Blockade betroffen seien auch Tanker. "Alles, was Öl dort unten lädt und Richtung Europa und Nordamerika fährt, fährt durch den Suezkanal", der im Gegensatz zum Panama- oder zum Nord-Ostsee-Kanal keine Breiten-, Höhen- oder Längenrestriktionen habe. "Da passt alles durch." Je länger der Stau dauere, "desto ruhiger wird es im Hamburger Hafen werden", sagte Denso. Danach kämen die Schiffe dann jedoch geballt zur Abfertigung.

Es könnte zu "Verschärfungen" kommen

Auch die Maschinen- und Anlagenbauer blicken mit Sorge auf die Havarie im Kanal. "Die asiatischen Märkte sind aktuell die Wachstumstreiber für den Maschinen- und Anlagenbau", sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers.

"Mit Blick auf die Exporte bedeutet der Stau im Suezkanal möglicherweise Verzögerungen in der Belieferung asiatischer Kunden mit Maschinen, Maschinenteilen und -Komponenten." Bei den Zulieferungen aus Asien spüre die Branche auch ohne diese Störung schon Engpässe – insbesondere bei elektronischen Komponenten und Halbleitern.

"Abhängig vom gewählten Transportweg könnte es auch hier zu Verschärfungen kommen", sagte Wiechers. "Da Seefrachten aber längere Zeit unterwegs sind, wird sich die aktuelle Lage am Suezkanal vermutlich erst in einigen Tagen bemerkbar machen."

Ölpreise zogen stark an

Der Stau hat auch Auswirkungen auf die Ölpreise, die zeitweise um etwa sechs Prozent zulegten – Anleger bangen um die Ölversorgung. Mit knappem Angebot bei gleicher oder steigender Nachfrage steigt auch der Preis.

Am Donnerstag gerieten die Ölpreise aber wieder spürbar unter Verkaufsdruck. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete am Morgen 63,15 US-Dollar. Das waren 1,26 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,25 Dollar auf 59,93 Dollar.

Schiffseigner drohen hohe Kosten

Neben der Bedeutung für den Welthandel ist der Suezkanal auch für den ägyptischen Staat eine wichtige Einkommensquelle. Umgerechnet rund 250.000 Euro kostet ein Frachtschiff die Durchfahrt – das spülte vergangenes Jahr rund 4,2 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse von Ägypten.

Auf den japanischen Eigner des havarierten Schiffes Shoei Kisen und die Versicherer dürfte nach Angaben von Experten Forderungen in Millionenhöhe zukommen. "Alles fällt auf das Schiff zurück", sagte David Smith, zuständig für die Seefahrt beim Versicherungsbroker McGill and Partners.

Zwei Insidern zufolge ist die "Ever Given" bei japanischen Firmen versichert. In Branchenkreisen war von 100 bis 140 Millionen Dollar an Versicherungssumme allein für Schäden am Rumpf und den Maschinen die Rede. Zudem dürften die Besitzer der gestauten Schiffe einen Ausgleich fordern. Eine Stellungnahme von Shoei Kisen lag bislang nicht vor.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
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