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GDL-Chef Weselsky: "Natürlich kann es noch längere Streiks geben"


GDL-Chef Weselsky
"Natürlich kann es weitere und längere Streiks geben"

InterviewVon Nele Behrens

Aktualisiert am 10.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Der Mann hinter den Streiks: Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht den Ball klar im Spielfeld der Bahn – bewege sich das Management nicht, dann gibt es weitere Streiks.Vergrößern des Bildes
Der Mann hinter den Streiks: Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht den Ball klar im Spielfeld der Bahn – bewege sich das Management nicht, dann gebe es weitere Streiks. (Quelle: Eventpress/imago-images-bilder)

Die Lokführer legen das Land lahm: Gewerkschaftschef Weselsky erklärt im Interview, warum der Streik nun so plötzlich beginnt und gibt einen Ausblick, was noch auf die Kunden zukommen könnte.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, kurz GDL, setzte am Dienstag ein klares Zeichen: Sie hält sich gar nicht erst mit Aufwärmübungen auf, sondern geht beim Streik gleich in die Vollen. Direkt am Dienstagabend steigen die GDL-Lokführer bereits im Güterverkehr aus, ab Mittwoch, 2 Uhr, steht auch der Großteil des Personenverkehrs in Deutschland für 48 Stunden still.

Die Wut bei vielen Gewerkschaftsmitgliedern sei groß – hat die Gewerkschaft also noch weitere Streikpläne in der Hinterhand? t-online hat mit GDL-Chef Claus Weselsky im Interview über den aktuellen Streik gesprochen – und wie weit die Gewerkschaft im Tarifstreit noch gehen könnte.

t-online: Herr Weselsky, alle hatten mit einem kurzen Warnstreik gerechnet, nun wollen Sie gleich 48 Stunden das Land lahmlegen: Schießen Sie damit nicht mit Kanonen auf Spatzen?

Claus Weselsky: Nein. Wir haben am 5. März unsere Forderungen an die Bahn übergeben, Ende Mai nach unten korrigiert, am 7. Juni eine Verhandlung gehabt und ein unanständiges Angebot der Bahn erhalten. Die Verhandlungen sind gescheitert, anschließend haben wir eine Urabstimmung abgehalten. Nach so vielen Monaten ist es doch nicht ungebührlich, zum letzten Mittel zu greifen. So ist das nun einmal im Arbeitskampf.

Sie haben zuvor betont, dass Sie die Streiks rechtzeitig ankündigen. Ist da eine Frist von 15 Stunden nicht etwas wenig?

Wir hatten die Wahl zwischen einem Arbeitskampf, der später beginnt und ins Wochenende hineingeht, oder einem Arbeitskampf, der zwar kurzfristiger ist, aber unter der Woche. Wir haben uns für Letzteren entschieden, um das Ferienwochenende, bei dem wir mit einer größeren Reisetätigkeit rechnen, nicht zu beeinträchtigen. Aber lassen Sie es mich deutlich sagen: Bei jedem zukünftigen Streik kann sich das ändern – sowohl, was die Ankündigungszeit als auch die Länge des Streiks betrifft.

Das heißt, es wird weitere Streiks geben?

Natürlich kann es weitere und längere Streiks geben. Wir schauen, wie sich das Management der Bahn entscheidet und ob es uns entgegenkommt. Weitere Arbeitskampfmaßnahmen werden wir dann zur gegebenen Zeit beschließen. Dann schauen wir mal, ob dem Lügenbaron Seiler (Anm. d. Red. gemeint ist DB-Personalvorstand Martin Seiler) mehr als nur Märchen einfallen. Klar ist: Kommt die Bahn uns nicht entgegen, haben wir kein anderes Instrument als weitere Arbeitskämpfe.

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Gehen Sie denn davon aus, dass sich die Bahn nach diesem Streik schnell auf Sie zubewegt?

Das kann ich nicht beantworten, aber: Aus Sicht der Wirtschaft und der Reisenden muss sich das Management der Bahn nun bewegen.

Laut Bahn fährt am Mittwoch und Donnerstag nur jeder vierte Zug. Halten Sie diese Einschätzung für realistisch?

Das kann ich nicht beurteilen, die Entscheidung über den Notfallplan liegt allein in der Hand der Bahn. Die Erfahrung der vergangenen Streiks zeigt, dass die Notfallfahrpläne gut funktionierten. Wir können nur entscheiden, dass unsere Mitglieder in den Arbeitskampf eintreten und nicht zur Verfügung stehen. Und wir rufen alle unsere Mitglieder und nicht organisierte Mitarbeiter zum Streik auf. Aber bei der Bahn sind auch knapp 25 Prozent der Mitarbeiter verbeamtet und dürfen nicht streiken, ebenso Mitglieder der EVG.

Die Bahn wirft Ihnen vor, den Gewerkschaftskonflikt auf dem Rücken der Fahrgäste auszutragen. Wie erklären Sie das den Kunden, die in den kommenden Tagen auf den Bahnsteigen stranden?

Ich muss nicht die Märchen des Lügenbarons Seiler in irgendeiner Form rechtfertigen. Der Tarifkonflikt findet statt, weil das Management der Bahn die Betriebsrenten kürzen will, die Tariflöhne nicht zum geforderten Zeitpunkt erhöhen möchte, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keinen Corona-Bonus zahlen möchte und die geltenden Arbeitszeitregelungen zurückdrehen will. Das ist der Grundkonflikt und das hat nichts mit dem Tarifeinheitsgesetz zu tun.

Herr Weselsky, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Claus Weselsky
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