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Aktien, Immobilien, Gold? | So schützen Sie sich bei einer Hyperinflation


So schützen Sie sich bei einer Hyperinflation

Eine Kolumne von Gerd Kommer

Aktualisiert am 05.12.2021Lesedauer: 4 Min.
Meinung
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Geldscheine aus den 1920er-Jahren (Symbolbild): Einer Hyperinflation begegnen Sparer am besten mit in- und ausländischen Investments, so Kolumnist Gerd Kommer.Vergrößern des Bildes
Geldscheine aus den 1920er-Jahren (Symbolbild): Einer Hyperinflation begegnen Sparer am besten mit in- und ausländischen Investments, so Kolumnist Gerd Kommer. (Quelle: imago-images-bilder)

Nichts deutet aktuell darauf hin, in der Theorie fragen sich aber angesichts der steigenden Preise viele Menschen: Schützen mich Immobilien und Aktien eigentlich vor einer galoppierenden Inflation?

Sie haben es bestimmt mitbekommen: Die Inflation ist noch einmal gestiegen. Anfang der Woche verkündete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, dass die Preise im November um durchschnittlich 5,2 Prozent über dem Vorjahresniveau lagen. Auf dem Papier wird unser Geld damit immer weniger wert – weshalb sich viele Menschen fragen, wie sie ihr Vermögen am besten vor dem Zerfall schützen.

In meinen drei jüngsten Beiträgen habe ich mich bereits mit dem Inflationsschutz von Aktien, von Immobilien und von Gold befasst. Für alle drei Anlageklassen war mein Fazit ein anderes als das, was viele Banker, Finanzblogger, Immobilienfans und Wirtschaftsjournalisten verkünden – nämlich dass Aktien, Gold und Immobilien einen "guten Schutz vor der Inflation" böten. Leider sagen die Fakten etwas anderes.

  • Inflation: Was bedeutet sie für Sparer und Anleger?

Kurz- und mittelfristig – also über einen Zeithorizont von ein bis fünf Jahren – liefert gar keine dieser Anlageklassen zuverlässigen Inflationsschutz. Damit meine ich Renditen, die mit hoher Beständigkeit die Inflation in diesem Zeitraum ausgleichen, bestenfalls sogar übersteigen.

Inflationsregime wird zu wenig bedacht

Längerfristig sieht es zwar besser aus. Doch auch über längere Zeitspannen von zehn Jahren und mehr finden sich in der Vergangenheit immer wieder Zeitfenster, in denen die genannten Anlageklassen die Inflation nicht ausgleichen.

Was jedoch bei all diesen Überlegungen zu kurz kommt, ist die Frage nach dem sogenannten "Inflationsregime". Gemeint ist damit das "angenommene dauerhafte Niveau" der Teuerung, vor dem wir uns und unser Geld schützen wollen.

Der "ETF-Papst"
Dr. Gerd Kommer ist seit mehr als 20 Jahren Bestsellerautor für Investmentratgeberbücher. Zugleich ist er Geschäftsführer der Gerd Kommer Capital GmbH, einer digitalen Vermögensverwaltung, bei der Kunden bereits mit kleinen Beträgen starten können, sowie der Gerd Kommer Invest GmbH, einem Honorarberatungsunternehmen. In seiner t-online-Kolumne schreibt er gemeinsam mit seinen Kollegen Felix Großmann und Daniel Kanzler alle zwei Wochen über sein Spezialgebiet: den langfristigen Vermögensaufbau mit ETFs.

Vereinfacht gesagt muss man zwischen drei Inflationsregimen unterscheiden: normale Inflation, galoppierende Inflation und Hyperinflation. Normale Inflation sind Inflationsraten, die im Mittel über einen mehrjährigen Zeitraum zwischen null Prozent und etwa 15 Prozent pro Jahr liegen.

Galoppierende Inflation bedeutet, dass die Inflationsrate über einen mehrjährigen Zeitraum oberhalb von etwa 15 bis 20 Prozent im Jahr liegt. In einer Hyperinflation bewegt sich die jährliche Inflationsrate über mehrere Jahre hinweg jenseits von 50 Prozent.

Hyperinflation: Das Geld stirbt

Hier verfällt die Kaufkraft des Geldes stark und schnell, wir könnten auch sagen: Das Geld stirbt. Denn es kommt beinahe zwangsläufig zu einem Währungskollaps, bei dem die meisten Haushalte viel verlieren – nicht nur ihre Ersparnisse, sondern auch andere Vermögenswerte, etwa private Lebens- und Rentenversicherungen und vielleicht für lange Zeit ihre Arbeit.

Mit einer "normalen" Inflation kommen Gesellschaften wie die unsere in der Regel gut klar. Dafür gibt es ausreichend historische Belege, zum Beispiel die 13 Jahre von 1970 bis 1982. Über fast eineinhalb Jahrzehnte lag die durchschnittliche Geldentwertungsrate damals in den westlichen Ländern zwischen 5 Prozent und 14 Prozent. Zwar gab es in vielen Ländern einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Von Hungersnöten oder Bürgerkriegen jedoch ist mir nichts bekannt.

Für Anleger und Sparer bedeutet eine solche "normale" Inflation, dass sie nur wenig zu befürchten haben. Auf lange Sicht werden die Renditen von Anleihen, Aktien, Immobilien und Edelmetallen die Inflation annähernd erreichen oder übersteigen.

Dabei gilt die Regel: Anleger, die ihr Geld in Sachwerten wie Aktien oder Immobilien stecken, fahren langfristig besser als jene, die in Geldwerte investieren, also etwa verzinsliche Bankguthaben, kapitalbildende Versicherungen oder Anleihen. Für dieses Besserfahren müssen Sachwertanleger jedoch größere Wertschwankungen in Kauf nehmen und damit akzeptieren, dass sich etwa Immobilien nicht besonders schnell zu flüssigem Geld machen lassen.

In der Türkei gelten andere Spielregeln

Ganz andere Spielregeln gelten hingegen im Inflationsregime der galoppierenden und noch mehr in dem der Hyperinflation, wie sie gerade etwa in der Türkei auftritt. Sie glauben, auch dann ist es am schlauesten in Sachwerte zu investieren? Falsch.

  • Steigende Inflation: So reagieren Türken auf die Wirtschaftskrise

Wenn es auch in Deutschland längerfristig zu einer galoppierenden Inflation oder gar Hyperinflation käme, wäre es allenfalls die zweitbeste Idee, in deutsche Immobilien, deutsche Aktien und deutsche inflationsgeschützte Anleihen investiert zu sein, auch wenn es sich dabei um Sachwerte oder inflationsindexierte Nominalwerte handelt. Denn in einem solchen Inflationsregime erleidet die deutsche Volkswirtschaft vermutlich schweren Schaden und der wird auch deutsche Sachwerte wie Immobilien oder inländische Unternehmen stark treffen.

Klüger handelt dann, wer in Vermögenswerte investiert, die ihren "ökonomischen Motor" außerhalb Deutschlands und außerhalb der Währungszone Euro haben. Ergo: Die Abgrenzung zwischen Sachwerten und Nicht-Sachwerten ist in einer solchen Situation zweitrangig oder sogar ganz irrelevant.

Hier einige, zugegeben willkürliche, Beispiele für Anlagen abseits von Deutschland und der Eurozone: Bankguthaben in kanadischen Dollar, US-Staatsanleihen, Unternehmensanleihen eines arabischen Ölmultis, Immobilien in Neuseeland, eine Firmenbeteiligung in Südkorea, norwegische Aktien.

Sicherheit entsteht durch verschiedene Investments

An meinen Investmentbeispielen können Sie erkennen, dass es im Inflationsregime galoppierende Inflation oder Hyperinflation viel weniger oder gar nicht auf die Unterscheidung Sachwerte versus Nicht-Sachwerte ankommt, sondern auf die Unterscheidung inländische versus ausländische Investments. Bei ausländischen Investments liegt der ökonomische Motor außerhalb des Hochinflationsraumes.

Wer diese Logik 1922/23 während der deutschen Hyperinflation oder 1939 bis 1945 mit seinen Investments praktiziert hätte, wäre damit weit besser gefahren als einer, der damals auf inländische Sachwerte in Deutschland gesetzt hatte. Die Bewohner zahlreicher Entwicklungs- und Schwellenländer mit notorisch hoher Inflation verstehen diese Gesetzmäßigkeit auch und besser als die meisten deutschen Finanzexperten.

Zum Abschluss eine Klarstellung: Ich persönlich glaube nicht, dass Deutschland in den nächsten Jahren eine galoppierende Inflation oder eine noch schlimmere Geldentwertung erleben wird. Doch unabhängig davon sollten alle in der Diskussion über den besten Inflationsschutz berücksichtigen, von welchem Inflationsregime wir überhaupt sprechen – besonders dann, wenn sie sich beruflich damit beschäftigen, zum Beispiel als Bankberater.

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