Jetzt offenbart sich das Dilemma des Robert Habeck
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Der Wirtschaftsminister ist auf Einkaufstour: Im WΓΌstenemirat Katar sucht Habeck nach einer Alternative zum russischen Gas. Und einem Ausweg aus einem moralischen Dilemma.
Eines muss man Robert Habeck lassen. Mit dem moralischen Zwiespalt, indem er sich befindet, hΓ€lt der Wirtschaftsminister nicht hinter dem Berg. "Viele Opec-Staaten sind problematisch", sagte Habeck der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Aber, so machte er klar: "Zwischen einem nicht demokratischen Staat, bei dem die Situation der Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritΓ€ren Staat, der einen aggressiven, vΓΆlkerrechtswidrigen Krieg vor unserer TΓΌr fΓΌhrt, gibt es noch mal einen Unterschied."
Gleichzeitig fΓΌgte er hinzu, man kΓΆnne "nicht alle LΓ€nder von Lieferungen ausschlieΓen". Was er damit meint: In Katar, wo er sich aktuell aufhΓ€lt, dΓΌrfen wir ruhig Gas shoppen. In Russland, dem Land, das einen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fΓΌhrt, nicht.
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Die Erkenntnis von Habeck kann man richtig finden. Gerade in der aktuellen Notlage. Doch sie ist vor allem eines: unfassbar bitter. Besonders fΓΌr einen grΓΌnen Idealisten.
In die AbhΓ€ngigkeit der nΓ€chsten Autokraten?
Dass sich die Deutschen aus den Klauen des russischen Autokraten Putin lΓΆsen mΓΌssen, steht auΓer Frage. Dass wir uns aber in die Klauen der nΓ€chsten Autokraten begeben mΓΌssen? Den Scheichs aus Katar? Sollten wir dringend hinterfragen.
Denn die Menschenrechtslage im Emirat ist hΓΆchst bedenklich. Freie Meinung gibt es nicht, dafΓΌr die Todesstrafe. HomosexualitΓ€t ist verboten und Frauen werden unterdrΓΌckt. Bei der Vorbereitung der FuΓball-WM, die dort Ende des Jahres stattfinden soll, starben Tausende Gastarbeiter.
Sicher: Es wΓ€re naiv zu glauben, dass wir in den nΓ€chsten Jahren vΓΆllig ohne schmutziges Gas auskommen. Ohne Lieferungen aus LΓ€ndern, fΓΌr die das Wort "Menschenrechte" ein Fremdwort ist. Doch es muss unser erklΓ€rtes Ziel bleiben.
Habeck schlieΓt langfristige Partnerschaft mit Katar
Ob das Robert Habeck auch so sieht? Wenn er nicht gerade Wirtschaftsminister ist, sicherlich. Doch als solcher verkΓΌndete Habeck "groΓartigerweise" eine langfristige Partnerschaft mit dem Emirat. Zugegeben: Die braucht es wohl auch, damit die Scheichs kurzfristig FlΓΌssigerdgas (LNG) liefern.
Aber nicht nur das: Die vereinbarte Partnerschaft mit Katar umfasse auch den Ausbau von erneuerbaren Energien sowie MaΓnahmen zur Energieeffizienz, schwΓ€rmte Habeck.
Und am Montag ist er im Nachbarstaat, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hier geht es um grΓΌnen Wasserstoff, der Deutschlands Industrie klimaneutral machen soll.
Im Klartext also: Die Scheichs, die Menschenrechte mit FΓΌΓen treten, sollen Deutschland beim Kampf gegen die Klimakrise helfen.
Menschenrechte versus grΓΌner Idealismus
Von einem spΓ€teren Kohleausstieg, der noch vor wenigen Wochen auf dem Tisch lag, ist zunΓ€chst keine Rede mehr. Der passt nicht zu den hochgesteckten Klimazielen.
Und die VerlΓ€ngerung der Atomkraft in Deutschland? Gab es von vorneherein nicht im Habeck'schen Instrumentenkasten zur LoslΓΆsung von Putin. Das rΓ€cht sich.
Stattdessen offenbart sich jetzt der wahre Drahtseilakt eines grΓΌnen Wirtschaftsministers: Die AbwΓ€gung zwischen Menschenrechten oder grΓΌnem Idealismus. Beides geht wohl nicht.
- Eigene Recherche