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Semaglutid und Co.: Abnehmspritze könnte vor Darmkrebs schützen


Semaglutid und Co.
"Abnehmspritze" könnte vor Darmkrebs schützen

  • Lynn Zimmermann
Von Lynn Zimmermann

Aktualisiert am 12.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Die Abnehmspritze Wegovy enthält den Wirkstoff Semaglutid. dieser wird einmal die Woche unter die Haut gespritzt, am Bauch, am Arm oder am Oberschenkel.Vergrößern des Bildes
Abnehmspritze Wegovy: Sie enthält den Wirkstoff Semaglutid. (Quelle: Diy13 / Getty Images)

Die Abnehmspritze soll dabei helfen, Übergewicht in den Griff zu bekommen. Eine neue Studie zeigt, dass der Wirkstoff auch das Darmkrebsrisiko beeinflusst.

Übergewicht ist ein Risikofaktor für eine ganze Reihe an Krebserkrankungen – auch für Darmkrebs. Nach bisherigen Schätzungen haben stark übergewichtige Menschen ein um etwa ein Drittel höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, als Menschen mit einem normalen Körpergewicht.

Wegen dieses Zusammenhangs starteten Forschende des Centers for Science, Health and Society an der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland (USA) eine neue Studie: Sie untersuchten die Auswirkungen der Wirkstoffe aus den heutigen Abnehmspritzen auf das Darmkrebsrisiko.

Semaglutid und Co.: Was sind GLP-1-Rezeptoragonisten?

Semaglutid ist der bisher wirksamste zugelassene Wirkstoff gegen Adipositas. Dabei wurde Semaglutid bereits vor einigen Jahren zur Behandlung von Diabetes Typ 2 entwickelt. Zugelassen ist das verschreibungspflichtige "Ozempic" deshalb in den USA und Europa als Mittel zur Behandlung von Diabetes.

Seit letztem Jahr ist Semaglutid als Medikament aber auch zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) zugelassen. Das Medikament "Wegovy" enthält den gleichen Wirkstoff wie "Ozempic", ist aber höher dosiert und zudem von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA als Abnehmpräparat zugelassen. Bevor Betroffene "Wegovy" verschrieben bekommen, müssen sie aber konservative Therapiemaßnahmen ausprobiert haben, etwa Bewegungstherapien oder eine Ernährungsberatung.

Bei den in den Präparaten enthaltenen GLP-1-Rezeptoragonisten handelt es sich um künstlich hergestellte Moleküle, die wie das natürliche Darmhormon Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) an den passenden Rezeptor binden können. Der Arzneistoff bindet allerdings länger an den Rezeptor als das natürliche Hormon. Durch diese Bindung wird Insulin ausgeschüttet und der Blutzucker gesenkt. Darüber hinaus verlangsamen GLP-1-Rezeptoragonisten die Magenentleerung und erhöhen dadurch das Sättigungsgefühl. Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid gehören zu den bekanntesten GLP-1-Rezeptoragonisten.

Mehr als eine Million Patienten wurden analysiert

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten aus elektronischen Gesundheitsakten von mehr als einer Million Patienten mit Typ-2-Diabetes, denen zwischen 2005 und 2019 erstmals ein antidiabetisches Medikament verschrieben wurde. Dabei verglichen die Forscher die Wirkung der sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten wie Liraglutid oder Semaglutid mit derjenigen von anderen, klassischen Diabetes-Medikamenten wie Insulin oder Metformin.

Das Ergebnis: Während der 15-jährigen Beobachtungszeit hatten Patienten, die mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt wurden, ein deutlich niedrigeres Darmkrebsrisiko als die Probanden, die andere Diabetes-Medikamente einnahmen. Besonders stark war dieser Effekt bei Diabetikern und Diabetikerinnen mit Übergewicht oder Adipositas ausgeprägt.

Info: Verzerrende Faktoren

Die Entstehung von Darmkrebs kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Daher wurden Einflussfaktoren wie Alter, nachteilige sozioökonomische Faktoren, Vorerkrankungen, Lebensstilfaktoren und Koloskopien in der Auswertung berücksichtigt. Zudem wurden keine Patienten in die Studie aufgenommen, die zuvor schon einmal Darmkrebs hatten. Mehr zu den möglichen Ursachen von Darmkrebs finden Sie hier.

Mehr Forschung ist nötig

"GLP-1-Rezeptoragonisten waren bei nicht medikamentös vorbehandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes mit einem reduzierten Darmkrebsrisiko assoziiert, unabhängig davon, ob Übergewicht beziehungsweise Adipositas vorlag oder nicht", schlussfolgern die Autoren der Studie.

Allerdings sei der Effekt bei Patienten mit Übergewicht oder Adipositas stärker gewesen. Das deute darauf hin, dass ein Teil des schützenden Effekts der GLP-1-Rezeptoragonisten durch den Gewichtsverlust zustande komme, dass aber auch andere, nicht mit dem Gewichtsverlust verbundene Mechanismen im Spiel seien. Welche das sind, müsse allerdings noch untersucht werden.

Auch ob es Unterschiede zwischen verschiedenen GLP-1-Rezeptoragonisten gibt und ob die Arzneimittelklasse womöglich auch Effekte auf andere mit Adipositas assoziierte Krebsarten hat, sollte weiter untersucht werden, so die Studienautoren. Nicht zuletzt müsse erforscht werden, welchen Effekt eine Behandlung mit den Wirkstoffen der Abnehmspritze auf Patienten hat, die bereits mit anderen Diättestmedikamenten behandelt wurden.

Und auch wenn Medikamente wie "Wegovy" auf den ersten Blick verlockend und erfolgreich erscheinen, sollte eine Veränderung des Lebensstils in Verbindung mit einer gesunden Ernährung zunächst immer bevorzugt werden, raten Experten. Mehr zu den Bedenken der Abnehmspritze finden Sie hier.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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