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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Gehirn verändert sich Diese tägliche Tätigkeit steigert das Alzheimer-Risiko

Im Durchschnitt verbringen die Deutschen täglich über neun Stunden im Sitzen. Das kann sich auch negativ auf das Gehirn auswirken, zeigt nun eine neue Studie.
In Deutschland leben laut Schätzungen derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Die häufigste Form: Alzheimer. Eine tagtägliche Tätigkeit kann die Krankheitsentstehung befördern: Sitzen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine US-Studie. In ihr wurde die Aktivität von über 400 Erwachsenen (Durchschnittsalter: 71 Jahre) über sieben Jahre erfasst. Alle hatten zu Beginn keine Symptome einer Demenz.
Für die Studie trugen sie eine Zeit lang eine Smartwatch, die ihre Bewegung aufzeichnete. Hinzu kamen regelmäßige MRTs (Aufnahmen der Magnetresonanztomografie) sowie neuropsychologische Tests zur Überprüfung etwa des Gedächtnisses, des Sprachvermögens oder der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung.
Probanden waren 13 Stunden täglich inaktiv
Zunächst ergab sich: Im Schnitt saßen oder lagen die Probanden 13 Stunden am Tag. Das Ergebnis der Forscher war eindeutig: Je mehr Zeit die Studienteilnehmer im Sitzen verbrachten, desto schlechter schnitten sie in den Tests ab.
Es zeigten sich (unabhängig davon, ob regelmäßig Sport getrieben wurde oder nicht):
- ein schlechteres episodisches Gedächtnis,
- schlechtere Ergebnisse bei verschiedenen kognitiven Leistungstests (z. B. Wortfindung),
- größere Volumenabnahmen in bestimmten Hirnarealen (deren Abbau mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden),
- und kleinere Hirnregionen, die besonders anfällig für Alzheimer sind.
Woran liegt das?
"Die Gesundheit des Gehirns ist eng mit der Gesundheit der Gefäße und des Stoffwechsels verknüpft, und lange Phasen der Inaktivität können sich nachteilig auf diese Systeme auswirken", erklärt die Biostatistikerin Prabha Siddarth im Fachmagazin "Health". Infolgedessen könnte eine längere sitzende Tätigkeit zu folgenden Problemen führen:
- Entzündungen werden verstärkt.
- Der Blutfluss zum Gehirn wird reduziert.
- Der Stoffwechsel wird gestört.
- Die Neuronenverbindungen werden beeinträchtigt.
- Die Insulinsensitivität wird verändert, was eine Diabetes-Erkrankung begünstigen kann, die wiederum als Risikofaktor für Demenz gilt.
Doch warum zeigten sich ähnliche Ergebnisse auch bei den Langzeitsitzenden, die zusätzlich Sport trieben? Siddarth erklärt: "30 Minuten Aktivität am Tag gleichen nicht unbedingt die Auswirkungen von Bewegungsmangel in den übrigen 15 bis 16 Stunden aus."
So bringen Sie mehr Bewegung in den Alltag
Die Forscher plädieren dazu, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Hier ihre Tipps dazu:
- Stellen Sie einen Timer ein, um jede halbe Stunde aufzustehen und sich zu strecken.
- Gehen Sie während Telefonaten oder zwischen Besprechungen umher.
- Investieren Sie eventuell in einen Stehschreibtisch.
- Parken Sie weiter von den Eingängen entfernt.
- Nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs.
- Wenn Sie unter Mobilitätsproblemen leiden, versuchen Sie, sich auf dem Stuhl ausreichend zu bewegen.
Siddarth kommt zu dem Schluss: "Jede Bewegung zählt. "Die Botschaft lautet nicht nur: 'Mehr Sport machen', sondern: 'Weniger sitzen'."
- Alzheimer's Association: "Increased sedentary behavior is associated with neurodegeneration and worse cognition in older adults over a 7-year period despite high levels of physical activity" (13.5.2025, Englisch)
- health.com: "Spending Too Much Time Sitting Could Raise Your Alzheimer’s Risk" (6.6.2025, Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.