Forscher finden Verbindungen Wie Ihr Geburtsmonat Ihre Gesundheit beeinflusst

Welche Auswirkungen haben die Bedingungen im Mutterleib auf die weitere Entwicklung eines Menschen? Dazu gibt es eigene Forschungszweige – und eine neue Studie.
Wer im Sommer geboren wird, entwickelt später im Leben eher depressive Symptome – zumindest wenn er ein Mann ist. Eine aktuelle Studie aus Kanada zeigt: Die Jahreszeit der Geburt könnte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.
Männer, die in den Sommermonaten zur Welt kommen, sind im Erwachsenenalter etwas häufiger von depressiven Symptomen betroffen. Frauen hingegen zeigen keinen vergleichbaren Zusammenhang – das ergab eine aktuelle Studie der Kwantlen Polytechnic University in British Columbia (Kanada).
Männer besonders anfällig
In der Untersuchung analysierten die Forschenden die Daten von 303 Erwachsenen. Die Befragten füllten standardisierte Fragebögen aus, mit denen Symptome von Depressionen und Angststörungen erfasst werden. Dabei zeigte sich: Bei 84 Prozent der Teilnehmer lagen die Werte für depressive Beschwerden im auffälligen Bereich, bei 66 Prozent war dies bei Angstsymptomen der Fall.
Besonders auffällig: Männer, die in den Sommermonaten geboren wurden, wiesen im Schnitt höhere Depressionswerte auf als Männer mit anderen Geburtszeiten. Bei Frauen zeigte sich kein vergleichbares Muster.
Bedingungen in der Schwangerschaft möglicherweise entscheidend
Das Forschungsteam sieht den Geburtsmonat als möglichen Hinweis auf bestimmte Umweltbedingungen in der Schwangerschaft, die später das psychische Risiko beeinflussen könnten – etwa Sonnenlicht, Ernährung oder Infektionen.
Was nach Astrologie klingt, hat in der Wissenschaft längst eine fundierte Basis: Forscher sprechen vom sogenannten "Fetal Origins of Adult Disease"-Konzept (zu Deutsch:
Fetale Ursachen von Erwachsenenkrankheiten). Dahinter steckt die Annahme, dass sich die Bedingungen im Mutterleib dauerhaft auf die Gesundheit eines Menschen auswirken können – auch Jahrzehnte später.
Das steckt hinter der Theorie
Die Theorie der "Fetal Origins of Adult Disease" (FOAD) besagt, dass ungünstige Bedingungen im Mutterleib die Entwicklung des Kindes beeinflussen. In einer Zeit also, in der sich Organe, Nervensystem und Gehirn entwickeln, können sich Faktoren wie Mangelernährung, Stress oder Infektionen so auswirken, dass sich lebenslange Gesundheitsrisiken erhöhen. Der Fötus passt sich an diese Bedingungen an ("Entwicklungsprogrammierung"), was kurzfristig vorteilhaft ist, langfristig jedoch Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann. Diese These wird durch Studien und Tierexperimente bestätigt.
Zu diesen späteren Risiken gehören auch psychische Störungen. Frühere Studien zeigten bereits, dass der Geburtsmonat mit Erkrankungen wie Schizophrenie oder ADHS in Verbindung stehen kann. Auch Hinweise auf jahreszeitlich bedingte Unterschiede im Gehirnaufbau gibt es: Männer, die im Herbst und Winter geboren wurden, zeigen in bestimmten Hirnregionen mehr graue Substanz (die für die Verarbeitung von Informationen zuständig ist) – Frauen dagegen eher bei Frühjahrs- oder Sommergeburten. Diese Regionen sind auch bei Depressionen relevant.
Weitere Studien geplant
Die Ergebnisse müssen dennoch vorsichtig interpretiert werden. Die Erhebung wurde im Winter durchgeführt, die Stichprobe bestand zu einem großen Teil aus Studierenden – einer Gruppe, bei der psychische Belastungen ohnehin stark verbreitet sind. Zudem handelt es sich um eine Querschnittsstudie – das heißt: Es lässt sich kein kausaler Zusammenhang ableiten. Künftige Studien sollten daher biologische Mechanismen untersuchen, etwa den Einfluss von Licht, Ernährung und Infekten während der Schwangerschaft.
- journals.plos.org: "Season of birth and depression: A systematic review and meta-analysis" (Englisch)
- medicalxpress.com: "Season of birth may have slight association with depression risk, study finds" (Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.