Aus der Forschung Das kann die Impfung gegen das Norovirus

Ein neuer Impfstoff könnte bald vor dem hochansteckenden Norovirus schützen. Erste Studien zeigen Erfolge und geben Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch.
Das Norovirus gilt als extrem ansteckend. Schon kleinste Mengen reichen aus, um eine Infektion auszulösen. Zuletzt kam es immer wieder zu Virusausbrüchen auf Kreuzfahrtschiffen. Besonders gefährdet für schwere Krankheitsverläufe sind ältere Menschen, Kinder unter fünf Jahren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Weltweit sterben laut Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr rund 200.000 Menschen an den Folgen einer Norovirus-Erkrankung.
Das ist das Norovirus
Noroviren gehören zu den häufigsten Erregern viraler Magen-Darm-Infektionen weltweit. Sie verursachen Übelkeit, plötzliches Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe – oft begleitet von Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Übertragung erfolgt über eine Schmierinfektion, durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen, Lebensmitteln, Wasser und sogar über die Luft. Erkrankte können das Virus noch Wochen nach Abklingen der Symptome ausscheiden. Eine spezifische Behandlung gibt es nicht – wichtig ist der Ausgleich von Flüssigkeit und Elektrolyten.
Auch in wohlhabenden Ländern kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen des Virus. In Deutschland wurden im Jahr 2024 fast 137.000 Fälle registriert, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, denn zum einen werden nur Laborbefunde gemeldet. Zum anderen gehen viele Patienten mit einer Magen-Darm-Infektion nicht zum Arzt.
Erste Studien zeigen Wirkung
Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Norovirus ist seit Jahren ein wissenschaftliches Ziel, aber ein besonders schwieriges. Das Virus ist genetisch vielfältig: Forscher unterscheiden fast 50 Genotypen. Die dominanten Typen verändern sich ständig, ähnlich wie Grippeviren. Das macht es dem Immunsystem schwer, einen dauerhaften Schutz aufzubauen.
Dennoch gibt es Fortschritte. Verschiedene Unternehmen verfolgen unterschiedliche Ansätze von Lebendimpfstoffen über mRNA-Technologie bis zur Verwendung virusähnlicher Partikel.
Impftablette vielversprechend
Besonders viel Aufmerksamkeit erhält derzeit ein neuer Kandidat: eine Impftablette. Sie soll die Schleimhaut des Darms immunologisch schützen – genau dort, wo das Virus angreift. In einer sogenannten Challenge-Studie (Belastungsstudie) wurde der Impfstoff unter realistischen Bedingungen getestet: 150 gesunde Erwachsene zwischen 18 und 49 Jahren nahmen entweder die Tablette oder ein Placebo ein. Anschließend wurden sie gezielt mit dem Norovirus infiziert.
Das Ergebnis: In der Impfgruppe infizierten sich 57 Prozent, in der Placebogruppe 82 Prozent. Das entspricht einer Risikoreduktion von rund 30 Prozent. Zudem war die Viruslast bei den Geimpften deutlich geringer, was auf eine reduzierte Weiterverbreitung hindeutet.
Zulassung in einigen Jahren
Ein zugelassener Norovirus-Impfstoff wird laut Experten frühestens in einigen Jahren verfügbar sein. Forscher betonen: Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch ein Meilenstein. Besonders, weil das Virus so schwer zu bekämpfen ist.
"Es ist hochinfektiös, genetisch variabel und schwer im Labor zu züchten – ein perfekter Erreger", erklärt Lisa Lindesmith von der University of North Carolina, die an mehreren Studien beteiligt war.
- jamanetwork.com: "Association of High-Dose Vitamin D Supplementation With Frailty in Older Adults" (Englisch, kostenpflichtig)
- pharmazeutische-zeitung.de: "Hoffnung nach Jahren der Forschung"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.