Wegen schärferer Kontrollen Bundesregierung warnt: Engpass bei Medizinprodukten möglich

In deutschen Krankenhäusern drohen chirurgische Instrumente und Medizinprodukte knapp zu werden. Kliniken und Bundesregierung bestätigen eine mögliche Notlage. Was bedeutet das für die Patienten?
Die Bundesregierung schließt Versorgungsengpässe bei Medizinprodukten nicht mehr aus und fordert eine rasche Korrektur der EU-Vorschriften. Die EU-Verordnung zur strengeren Kontrolle stelle die Hersteller vor große Probleme. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert gemeinsam mit 19 weiteren Staaten eine zeitnahe Lösung, etwa eine längere Übergangszeit für chirurgische Instrumente, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.
Engpass bei Medizinprodukten: Prüfstellen fehlen
Viele Hersteller können ihre Produkte derzeit gar nicht prüfen lassen, weil die EU-Kommission alle Prüfstellen unter die Lupe nimmt. Bislang wurden aber nur der Tüv Süd in München und das BSI-Institut in Großbritannien als Prüfstellen zugelassen. "Versorgungsengpässe können – Stand heute – nicht ausgeschlossen werden", heißt es in der Antwort der Bundesregierung.
Weil das britische Institut bei einem harten Brexit keine Bescheinigungen mehr ausstellen dürfte, könnte das "zu einer Verschärfung der ohnehin angespannten Situation" führen. Es gebe "dringenden Handlungsbedarf auf europäischer Ebene".
Neue EU-Verordnung ab Mai 2020
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat bereits gewarnt: "Wir laufen Gefahr, dass in Krankenhäusern bestimmte Medizinprodukte ab Mai fehlen werden." Die EU-Verordnung soll ab Mai 2020 greifen. Abweichende nationale Regelungen sind verboten.
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Die FDP-Gesundheitsexpertin Katrin Helling-Plahr sagt: "Das bedeutet Alarmstufe Rot für die Patienten." Es sei unverständlich, "wieso sich die Bundesregierung angesichts ihres Erkenntnisstandes über die Dimension des Problems so macht- und hilflos gibt". Laute Appelle reichten nicht, die Regierung müsse auf EU-Ebene schnellstmöglich zum Handeln drängen.
- Nachrichtenagentur dpa
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