Kassen fordern digitale Lösungen fĂŒr Notfallversorgung
Berlin (dpa) - Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) dringen auf mehr digitale Lösungen, um die Notfallversorgung von Patienten zu verbessern. Durch eine kluge Vernetzung mit Notarztwagen und Kliniken könnten Leitstellen viel besser entscheiden, welches Fahrzeug in welche Klinik fahren solle.
"In der Adventszeit konnten dank der Digitalisierung Millionen Weihnachtspakete online verfolgt und gesteuert werden", sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand des GKV-Spitzenverbands, der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wenn es um Leben und Tod geht, geht es vielfach noch zu wie vor 30 Jahren."
Vernetzung von Krankenwagen und Kliniken
Durch eine kluge Vernetzung mit Notarztwagen und Kliniken könnten Leitstellen viel besser entscheiden, welches Fahrzeug in welche Klinik fahren solle. "Schon aus dem Rettungswagen mĂŒssen die wichtigsten Vitaldaten des Patienten an das Krankenhaus gesendet werden, damit dort alles vorbereitet werden kann", sagte Stoff-Ahnis. Mancher, zu dem heute noch ein Rettungswagen fahre, wĂ€re dann vielleicht bei einem niedergelassenen Arzt besser aufgehoben. Auch das lieĂe sich so besser organisieren.
Stoff-Ahnis kritisierte, in der Diskussion wĂŒrden bisher immer wieder nur Strukturen verteidigt, statt nötige VerĂ€nderungen in den Blick zu nehmen. "Die Kliniken loben ihre Notaufnahmen und behaupten, sie könnten das alles allein stemmen, wĂ€hrend die niedergelassenen Ărzte mit ihren Notdienst-Ambulanzen dagegenhalten. Gleichzeitig verteidigen die LĂ€nder mit HĂ€nden und FĂŒĂen ihre Rettungsdienste."
Reform der Notfallversorgung
FĂŒr Menschen in Not sei es aber unerheblich, ob die helfende Ărztin in einer ambulanten Praxis oder in einer Klinik arbeite. "Menschen gehen dorthin, wo sie Hilfe bekommen." Patienten erlebten bisher aber oft ĂŒberfĂŒllte Notaufnahmen und stundenlange Wartezeiten. "Hier muss grundlegend umgesteuert werden, und mit der Digitalisierung haben wir ein Instrument in der Hand, das es nun zu nutzen gilt."
Eine Reform der Notfallversorgung will auch die groĂe Koalition angehen. PlĂ€ne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zielen darauf, stĂ€rker vorab zu entschieden, ob Patienten tatsĂ€chlich in die Notaufnahme kommen sollen oder ob ein baldiger Arzttermin reicht. Steuern sollen das neue gebĂŒndelte Telefon-Leitstellen und zentrale Anlaufstellen in Kliniken - beide sollen jeweils ĂŒber die Behandlung entscheiden. Eine GrundgesetzĂ€nderung könne nötig werden, da bisher die LĂ€nder fĂŒr die Organisation des Rettungsdienstes zustĂ€ndig sind.
GeĂ€ndert werden soll auch, dass die Kassen Rettungswagen-EinsĂ€tze nur bei Transporten ins Krankenhaus zahlen. Der GKV-Spitzenverband hatte bereits auch Probleme bei Rettungswagen-EinsĂ€tzen kritisiert. So steuerten sie hĂ€ufig auch jene 500 KrankenhĂ€user in Deutschland an, die nicht ĂŒber eine offiziell definierte Basisversorgung im Notfall verfĂŒgten. Die rund 250 Leitstellen hĂ€tten unterschiedliche TrĂ€ger, es gebe keine Verfahren zur Sicherung der QualitĂ€t.